Geld, Gold und Sozialismus

Phoenix5, Freitag, 14.09.2018, 13:10 (vor 2013 Tagen) @ nereus5829 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 14.09.2018, 13:34

Hallo Nereus!

Für die VER- und ANWENDUNG (also den Gebrauch) von Geld spielt es absolut
keine Rolle, ob man die Entstehung des Geldes oder dessen lexikalische oder
gar finanztheoretische Erklärung herleiten kann.
Wichtig ist nur, daß man welches hat und das man damit bezahlen kann.

Einverstanden. Ich will hier nicht um die Definition von Geld streiten, sondern zeigen, warum der Kapitalismus ein Selbstläufer ist, während der Sozialismus innerhalb von Jahrzehnten scheitert.

Beweis: 99 % der Menschen, die Geld im Portmonee tragen oder Geld auf dem
Konto haben, interessieren solche Petitessen nicht, ob Bargeld nur Geld ist
und der Kontostand lediglich einen Anspruch auf Auszahlung von Bargeld
darstellt.
Und weil das so ist und schon länger so war, haben auch die Bürger des
Sozialismus das dortige Zahlungsmittel als GELD akzeptiert – weil es ja
GALT und benutzt wurde – sie hatten eh keine andere Wahl.

Und dann verbliebe höchstens noch die Frage, was ist Geld?
Geld ist anerkanntes Zahlungsmittel – aus die Maus.
Der Rest ist nur Rauschen im Universum.


Von mir aus, ja.

Genau deshalb scheitert der Sozialismus ja innerhalb weniger
Jahrzehnte und spielt historisch nicht die geringste Rolle, ganz im
Gegensatz zum Feudalismus, der zwar auch kein Eigentum kennt, aber auf
Überschuss produziert (Abgabe wird abgefordert) und dem deshalb eine sehr
lange Lebensdauer beschieden ist (bis er durch Revolutionen vom
Kapitalismus abgelöst wird -> individuelles Wirtschaften zur Maximierung
der Besteuerungsbasis durch den Staat).

Das ist alles nicht falsch, hat allerdings mit der Erklärung zum Geld
recht wenig zu tun.
Wenn solche Diskussionen tatsächlich notwendig sind, dann kann man über
krankes oder gesundes, oder noch besser FAIRES, Geld reden oder über mehr
oder weniger Betrug in Sachen Geld, aber keinesfalls über Geld an sich.

Auch einverstanden.

Den Leistungszwang (arbeiten gehen zu müssen) gab es selbstverständlich
auch in der DDR und dort war er sogar noch einen Zahn schärfer.
Man wurde gezwungen zur Arbeit zu gehen bzw. es wurde dem „Unwilligen“
eine Stelle verordnet, oftmals zum Verdruss des Arbeitgebers, der mit
solchen Leuten nur wenig anfangen konnte.

Ich wollte nur auf einen fundamentalen Unterschied hinweisen: Der Staat ist ein Ausbeuter und er will von seinen Untertanen Leistung erzwingen. Im Kapitalismus (und Feudalismus durch Grundherren) erzwingt er diese Leistung ausschließlich durch den Abgabenzwang. Mit all dem anderen Zeug muss er sich nicht beschäftigen. Deshalb haben unsere Politiker ja auch keinen Tau vom Geldsystem – sie müssen den auch nicht haben (außer in Krisenzeiten zeigt sich deren Unvermögen). Er verlangt eine Abgabe, diese wird zur Geld und auf dieser baut das Publikum Kredite auf, um an das Geld zu kommen.
Im Sozialismus steht dagegen nicht zuerst die Abgabe (weshalb er nie zum Selbstläufer wird), sondern der Staat zwingt die Menschen durch Waffengewalt ZUERST zur Leistung und nimmt sich DANACH ein Stück vom Kuchen. Und es auf diese Weise zu machen, ist Unsinn, weil damit ständig – symbolisch gesprochen – der Staatsbeamte mit geladener Waffe hinter dem Leistungsträger stehen muss. Das funktioniert eben nicht.

Heute lungern Millionen auf Staatskosten (also zu Lasten der Steuerzahler)
irgendwo herum und richten es sich halbwegs bequem ein – DAS gab es in
der DDR nicht!

Ja, aber dennoch können die es sich einrichten, weil es noch einen Mittelstand und ein Unternehmertum gibt, dass die Abgaben für den Staat und die Herumlungernden erwirtschaftet. Der Sozialismus konnte sich das nicht leisten, weil er stets am Minimum produziert (jeder macht nur so viel wie notwendig, d.h. um etwaigen Sanktionen zu entgehen). Im Kapitalismus MÜSSEN Schulden beglichen werden, MUSS Geld nachgefragt werden, MUSS Leistung erbracht werden. Dafür haftet jeder individuell.

Der Leistungszwang sagt überhaupt nichts zum Geld aus, den gab es auch im
KZ, wie kürzlich erst erwähnt – aber da wurde auch die
Bezugsscheintheorie herangezogen.
Seltsamerweise stößt man auf immer mehr Sonderfälle beim Thema Geld.
[[zwinker]]

Wenn ein Machtsystem scheitert, dann gibt es ein Intermezzo mit Tauschhandel (Ware gegen Ware) und da kristallisieren sich „Zahlungsmittel“ heraus, die zur Tilgung der Urschuld (im weitestens Sinne zählen darunter auch Drogen für Süchtige) verwendet werden, d.h. wieder nur Schulden decken (die zur Aufrechterhaltung des Lebens notwendig sind). Das gleiche gilt für KZs, Gefängnisse, etc. Nirgendwo sind die Menschen frei zur solidarischen Produktion und handeln deshalb mit bepreisten Gütern des Staatssystems außerhalb. Wie gesagt, ist das aber immer nur ein Intermezzo. Sobald ein Staat ganz zusammenbricht, geht es schrittweise wieder zurück zur Solidargemeinschaft, weil kein Leistungszwang irgendjemanden gegenüber existiert. Realiter würden wohl mafiöse Verbände die Macht übernehmen und eine Abgabe einfordern. Und weil jetzt gleich wieder das Argument mit z.B. Somalia kommt, wo ja dennoch Dollars und Gold gehandelt werden: Solange es in einem gescheiterten Staatssystem die Möglichkeit gibt, mit einem Staatssystem außerhalb (Schwarz-)Handel zu treiben, wird selbstverständlich auch die dortige Währung zum Tausch benutzt oder Waren (wie z.B. Gold), die in diesem Staatsystem außerhalb einen Preis haben. Das hat aber alles nichts mit der Sache zu tun. Würde die EU zusammenbrechen und der Euro wertlos und gäbe es außerhalb keinen anderen Staat mehr, würde nicht mit Gold getauscht. Gold würde relativ rasch zu seinen „inneren Wert“ zurückkehren: Den Schmuckwert, der wohl in solchen Zeiten sehr niedrig sein würde.

Ich bin und bleibe hier unerbittlich und ertappe EUCH dabei, wie ihr immer
wieder versucht durch’s Gebüsch zu entschwinden.

Aber gar nicht. Du versuchst Definitionen zu hinterfragen (was ja in Ordnung ist), aber nicht die Sache wirklich zu verstehen. Ich selbst bin nicht so der Typ für Definitionen. Da gab und gibt es hier andere Experten. Ich will verstehen, wie die Dinge funktionieren. Dass es da bei einer so jungen und nicht breit diskutierten Disziplin wie den Debitismus immer wieder zur Definitions-Widersprüchen kommt, mag sein. Das ändert aber nichts daran, dass PCM mit allem was er gesagt hat, Recht hatte. Geld war nie ein Tauschmedium zur Vereinfachung von Tauschvorgängen und Geld kann diese Funktion auch niemals einnehmen. Hat man das erst begriffen, kann man um Definitionen und Feinheiten streiten.


Das gleiche würde übrigens passieren, wenn wir ein libertäres
Projekt starten würden, in welchem die Menschen ohne Staat Gold gegen
Waren tauschen sollen.
Diesem wären nicht einmal wenige Jahre beschieden.

Das ist leider falsch weil die Geschichte etwas anderes beweist.
Die Golddeckung des Geldes war die ultimative Stütze eines
funktionierenden Geldwesens, weil hier die großen Durchstechereien der
Gegenwart ihre natürliche Grenze fanden.

Dann erklär mir, wann und zu welchem Zeitpunkt in der Geschichte Gold keine Schulden bezahlte und als Tauschmittel für Tauschvorgänge fungierte. Das gab es nie in der Geschichte und wird es auch nie geben.

Das war auch der gute Glaube der die Welt nach Bretton Woods beherrschte.
Aber das wurde alles schon x-fach hier vorgetragen.

Das macht es nicht richtiger.

Beste Grüße
Phoenix5


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