3% aller Atemwegsinfektionen in 70 Sentinel-Hospitälern sind Covid-19

Miesepeter, Donnerstag, 20.08.2020, 18:06 (vor 1316 Tagen) @ Tob4775 Views
bearbeitet von Miesepeter, Donnerstag, 20.08.2020, 18:38

Ruf mal beim Arzt an und sage, du hast einen Atemwegsinfekt mit trockenem Husten und möchtest von ihm auf COVID getestet werden. Vor fast jeder Arztpraxis steht ein Schild, dass man sich vorher telefonisch bei ihnen melden soll. Wenn du mit einer Infektion da reingehst und positiv getestet wird, machen die den laden erstmal dicht. Das "nur" bezieht sich auch auf die viel zu geringe Anzahl von Proben, um bei der relativ geringen Prävalenz auch nur einen Fall dabei zu haben.

Das verlinkte Dokument enthält auf Seite 6 noch Daten aus 70 Sentinel-Krankenhäusern, Auszug:

Die Zahl der SARI (= schwere akute respiratorische Infektionen)-Fälle in der Altersgruppe 0 bis 4 Jahre ist seit der 25. KW 2020 stark angestiegen, ab der 30. KW aber wieder etwas zurückgegangen....... Die SARI-Fallzahlen befinden sich in der 31. KW 2020 in allen Altersgruppen auf einem jahreszeitlich üblichen, relativ niedrigen Niveau.
In 70 Sentinel-Krankenhäusern waren im Zeitraum von der 28. KW bis zur 31. KW 2020 insgesamt 3 % der
SARI-Fälle
(Hauptdiagnose Influenza, Pneumonie oder sonstige akute Infektionen der unteren Atemwege)
mit COVID-19 hospitalisiert (Abbildung 5).

Legt dies nicht die Vermutung nahe, dass andere (97%) Infektionen womöglich virulenter sind als Covid-19? Unter gleichen Bedingungen scheinen einige andere Infektionen mehr schwere Verläufe zu produzieren.

Ich bin ehrlich, mir geht es um keine Agenda. Aber die Zahlen passen fuer mich einfach 0,0 zusammen. Und gute 6 Monate nach Anfang dieser Sache immer noch diese miese Datenlage zu haben, taeglich mit absoluten Zahlen bombardiert zu werden, ist fuer mich nicht akzeptabel. :)

Es ist ein Disaster, dass es offenbar auf nationaler wie auch EU-Ebene keine Stelle gibt, welche zu wissenschaftlich bewertbaren, wichtigen Problematiken umfassend weitgestreutes Datenmaterial sammeln, zentralisieren, zusammenführen, auswerten und schlüssig präsentieren kann. Stattdessen wird in allen Ländern jeden Tag irgendwelches "neues" Stückwerk publiziert, um die eine oder andere Meinungsbildung zu fördern. Genauso verhält es sich auch beim Komplex "Klimaveränderung".
Die Bevölkerung wird auf diese Weise dumm gehalten. Fraglich ist, ob die Politik wirklich wesentlich bessere Vorlagen zur Verfügung stehen hat.


Der Mathematiker ist aber viel mehr an den Veränderungen interessiert; steigt die (relative) Anzahl also zum Beispiel in den nächsten Wochen weiter, trotz guten Sommerbedingungen, können wir frühzeitig gegensteuern, ohne gleich einen Lockdown verhängen zu müssen. Da können dann schon einfache Maßnahmen helfen. Laufen wir aber ungebremst wieder in ein exponentielles Wachstum (das am Anfang immer langsam aussieht und dann geradezu explodiert), dann reicht das nicht mehr. Also keine Panik, aber die Zahlen weiter im Blick behalten und damit schlimmeres Vermeiden. Und Maske tragen.

Es gibt inzwischen zb. ausreichend Datenmaterial, um erkennen zu können, dass das Risiko für Unter-50-Jährige einem normalen Krankheitsrisiko gleichkommt. Andererseits ist die Infektion für Über-60-Jährige mit dem Alter zunehmend mit einem ausserordentlich hohen Risiko verbunden.

In einer utilitaristisch orientierten Welt würden alle über 60 isoliert, während alle unter 50 sich zwangsanstecken müssen, um eine Herdenimmunität herzustellen. Gottseidank sind wir noch nicht so weit. Ein exponentielles Wachstum ist aber nicht per se eine Tragödie, es kommt auch darauf an, wer sich exponentiell infiziert.

Dennoch: Es gibt noch mehr Schäden abzuwägen als die Sterberisiken der alten Bevölkerung, Infektionen sind auch nicht deren einziges Lebensrisiko. Wenn keine notwendigen Untersuchungen und medizinischen Versorgungen mehr stattfinden können, dann wird auch das Auswirkungen haben. Wenn nicht mehr gewirtschaftet werden kann, weil wiederholte Lockdowns die Wirtschaft lahmlegen, wird es nicht nur mit den Lebenschancen der Jungen, sondern auch mit der Rente der Alten eng.

Politische Maßnahmen müssen daher ausgewogen abgewägt sein. Den Radikalen (sowohl denen, denen keine Maßnahme zu weit gehen kann, wie jenen, die nicht die kleinsten Einschränkungen aktzeptieren) kann man es ohnehin nie recht machen.

Gruss,
mp


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