Erklärungen

Tob, Donnerstag, 20.08.2020, 13:26 (vor 1344 Tagen) @ -Quantenfeldtheorie-4918 Views
bearbeitet von Tob, Donnerstag, 20.08.2020, 13:34

In KW 29 war die Testpositivrate bei 0,6 in KW 32 bei 1.
Der PCR Test hat, je nachdem wen man fragt, eine angenommene Spezifitaet von 0,5 - 1,5. Zumindest sind das die Zahlen, die ich kenne. Glaubt man dem deutschen Aerzteblatt, sehen die Zahlen sehr unschoen aus. Hast du andere Zahlen und Verweise, bitte gib sie mir.
Die obigen Zahlen bedeuten erstmal ohne eine Praevalenzangabe nicht viel, nehmen wir aber mal an, dass SARS-CoV2 laut den Sentinelpraxen quasi weg ist. Also Praevalenz von 0.

Dann erhaelt man bei einer Testspezifitaet von 0,5 - 1,5 eine Falsch-Positiv-Rate in KW 32 von (672171 / 100)*0,5 bis (672171 / 100)*1,5. Das sind 3361 bis 10083 Falsch-Positiv getestete. In diesem Intervall liegen wir mit den angegebenen 6909 also gut drinnen, sprich das Ergebnis liegt im Rahmen meines Messfehlers.
Habe ich hier einen Denkfehler? Ich bin kein Statistiker.

Ein Denkfehler liegt darin, dass du von einer Prävalenz von 0 ausgehst und dafür als Beweis die Sentinel-Praxen heranziehst. Auch wenn inzwischen auch unspezifische Reihentestungen (siehe Reiserückkehrer, Lehrer) durchgeführt werden (die ich für problematisch halte und das Ergebnis verzerren), liegt diese höher (auch aufgrund der hohen Dunkelziffer* und falsch negativer Tests, die nicht wegen PCR sondern falscher oder zu später Testnahme erfolgen - im Rachen sind Viren bsplw. nur vier Tage nachweisbar). Wenn du von einer Prävalenz von 0 ausgehst, dann bekommt man immer genau das Ergebnis, das du errechnest: alles falsch positive. Das ist mathematisch eine Selbstverständlichkeit, denn du sagst: Nehme an, keiner ist infiziert. Wie viele falsch-positive Ergebnisse bekomme ich dann? Überraschung: alle!


*die schätze ich übrigens relativ hoch ein; Der Corona-Virus ist kein "Killer", der 2,3,4 oder gar 5% der Infizierten tötet.


Da sich die Spezifität der Tests nicht groß verändert (oder sogar verbessert) haben sollte, lässt sich aus einem steigenden Anteil positiver Tests auch eine steigende Anzahl Infektionen ablesen, insbesondere, wenn die Menge der Tests erhöht wurde.

Das Problem ist, dass ein Virus auf eine immunologisch naive Bevölkerung trifft, also keine Immunität besteht und sich der Virus damit stark verbreiten und zu Risikogruppen vordringen kann.

Du schreibst, du bist kein Statistiker. Sei dir sicher, die Regierung greift auf viele Statistiker zurück, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Was bedeutet "nur"?
Es sind Arztpraxen, in die Leute gehen, wenn es Ihnen nicht gut geht. Niedrige Einsendungen == niedrige Zahl von Arztbesuchern mit Atemwegserkrankung...ich gehe mal davon aus, dass Leute zum Arzt gehen, wenn es Ihnen schlecht geht.

Ruf mal beim Arzt an und sage, du hast einen Atemwegsinfekt mit trockenem Husten und möchtest von ihm auf COVID getestet werden. Vor fast jeder Arztpraxis steht ein Schild, dass man sich vorher telefonisch bei ihnen melden soll. Wenn du mit einer Infektion da reingehst und positiv getestet wird, machen die den laden erstmal dicht. Das "nur" bezieht sich auch auf die viel zu geringe Anzahl von Proben, um bei der relativ geringen Prävalenz auch nur einen Fall dabei zu haben.

Die anderen Aussagen verstehe ich gar nicht. In dem Sentinel-Dokument geht es darum, dass genau die Praxen, von denen das RKI sagt, sie wuerden ein statistisch representativen Beitrag zur Aufklaerung von Infektionsgeschehen bei Atemwegserkrankungen leisten, eben keine SARS-CoV2 Infektionen anzeigen. Ich erwarte erstmal gar nichts, sondern messe und sehe mir die Ergebnisse an.

Siehe oben.

Nur weil mir jemand sagt "Es ist schlimm" oder im Falle von Herrn Soeder "Ich habe ein Gefuehl", bedeute das erstmal nichts, schon gar nicht, wenn ich es nicht messen kann, respektive bei der Messung im Fehlerbereich des Tests liege.

Herr Soeder hat sicherlich nicht nur ein Gefühl, sondern Experten, die ihr Leben lang an diesen Themen arbeiten und ihn dann beraten.

Ich bin ehrlich, mir geht es um keine Agenda. Aber die Zahlen passen fuer mich einfach 0,0 zusammen. Und gute 6 Monate nach Anfang dieser Sache immer noch diese miese Datenlage zu haben, taeglich mit absoluten Zahlen bombardiert zu werden, ist fuer mich nicht akzeptabel. :)

Du kannst davon ausgehen, dass es viele falsch-positive gibt und absolute Zahlen ein verzerrtes Bild liefern. Aber es gibt auch viele richtig-positive. So lange wie die relativen Zahlen bei nur 1% positiven Tests liegen, ist keine dramatische Lage erkennbar. Zurzeit greifen die Maßnahmen und wir sind in einer guten Situation. Auch ein Anstieg auf 2% wäre sicherlich noch zu verkraften.

Der Mathematiker ist aber viel mehr an den Veränderungen interessiert; steigt die (relative) Anzahl also zum Beispiel in den nächsten Wochen weiter, trotz guten Sommerbedingungen, können wir frühzeitig gegensteuern, ohne gleich einen Lockdown verhängen zu müssen. Da können dann schon einfache Maßnahmen helfen. Laufen wir aber ungebremst wieder in ein exponentielles Wachstum (das am Anfang immer langsam aussieht und dann geradezu explodiert), dann reicht das nicht mehr. Also keine Panik, aber die Zahlen weiter im Blick behalten und damit schlimmeres Vermeiden. Und Maske tragen.

Herzliche Gruesse,
QFT

Viele Grüße
Tob


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