Danke für den Hinweis + ad griechische Stadtstaaten

Phoenix5, Samstag, 11.04.2020, 18:50 (vor 1477 Tagen) @ tar2826 Views
bearbeitet von Phoenix5, Samstag, 11.04.2020, 19:25

Hallo tar!

Es gibt beim Debitismus 2 Schwächen:
- historische Ursprünge: Tyrannis vs. Recht "freier Bürger" (Disput zwischen dottore und moneymind über Steuererhebung in der Antike, finde Link mangels sinnvoller Suchfunktion nicht mehr)

Ich habe diese Diskussion nur am Rande mitbekommen und zu wenig Ahnung davon, um mitreden zu können. Der Knackpunkt war, dass es dort scheinbar kein Machtmonopol gab, das Steuern erzwang oder?

David Graeber schreibt dazu (abgeschrieben, da im Netz auch nicht auf Englisch auffindbar):

"Die Welt der homerischen Epen wird von heroischen Kriegern bevölkert, die alles Kaufmännische verachten. Sie erinnert in mannigfaltiger Hinsicht an das mittelalterliche Irland. Geld gab es bereits, doch es wurde nicht dazu verwendet, um irgendetwas zu kaufen; bedeutende Männer strebten nach Ehre, die in Form von Gefolgsleuten und Reichtümern materielle Gestalt annahm. Kostbarkeiten wurden als Geschenke übergeben, als Preise überreicht und als Kriegsbeute fortgeschleppt. Es besteht kein Zweifel, wie es dazu kam, dass "timé" sowohl die Bedeutung von "Ehre", als auch von "Preis" annahm - in dieser Welt empfand niemand einen Widerspruch zwischen beiden Begriffen.

All das sollte sich grundlegend ändern, als 200 Jahre später kommerzielle Märkte entstanden. Wohl dienten die griechischen Münzen zunächst hauptsächlich dazu, Soldaten zu entlohnen, Strafen und Gebühren zu zahlen und Abgaben an die Regierung zu entrichten.

So, bis dahin ist ja noch alles klar.

Die Stadtstaaten gaben als Zeichen ihrer Unabhängigkeit ihre eigenen Münzen aus. Es dauerte nicht lange, bis die Münzen überall für alltägliche Geschäfte verwendet wurden. Ab dem 5. Jahrhundert fungierte in den griechischen Städten, die Agora, der Platz, auf dem öffentliche Debatten und Bürgerversammlungen stattfanden, auch als Marktplatz.

Da ist Graeber ungenau. Was bedeutet, sie gaben ihre eigenen Münzen aus? Wer gab sie aus? Wie gab er sie aus? Und wurden sie wieder abgefordert? Weißt du da mehr oder kannst du dazu Literatur empfehlen?

Die aufkommende kommerzielle Ökonomie führte zunächst zu mehreren Kreditkrisen, wie man sie in Mesopotamien und in Israel schon seit Langem kannte. "Die Armen" heißt es in der (pseudo-)aristotelischen Schrift "Die Verfassung der Athener" lapidar, "wurden zusammen mit ihren Ehefrauen und Kindern von den Reichen versklavt".

Jemand musste ja dieses Recht durchsetzen. Schuldknechtschaft kann niemand im Alleingang erzwingen. Es musste ein Machtmonopol da sein und das erzwingen und dieses wird vermutlich auch die Münzen emittiert haben? Wie gesagt, ich kann hier nur bei Graeber zwischen den Zeilen lesen und selbst nichts dazu beitragen, aber mir erscheint dieser Gedankengang zwingend oder übersehe ich was?

Es bildeten sich revolutionäre Gruppen, die Schuldenerlasse forderten, und die meisten griechischen Städte gerieten vorübergehend unter die Herrschaft von Demagogen, die zum Teil auch durch ihre Forderung nach einem radikalen Schuldenschnitt an die Macht getragen wurden.

Dahingehende Fortschritte finden sich bis dato nur bei ANEP - leider hinkt mittlerweile Nicolas' (BillHicks) und Wolfgangs (moneymind, politicaleconomy) Motivation, wie es scheint.


Danke für den Hinweis. Ich habe das Projekt (ich glaube nach Rücksprache mit Nicolas) auch im Buch erwähnt inkl. link.


Beste Grüße
Phoenix5


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