Guten Tag,

Dann kommt im Internetforum sehr gerne der entspannte Drübersteher und meint das belächeln zu müssen, weil das tut ihm einfach grade so gut.

Ich finde es nicht verwerflich, andere zu belächeln. Ich finde es auch nicht verwerflich, wenn man mir hier Weltfremdheit und Arroganz attestiert, mich nicht versteht oder ernst nimmt oder für einen fiesen Charakter hält. Ich kann mich dagegen zur Wehr setzen.

Als (noch) entspannter Drübersteher-Exot halte ich es für relativ wertlos, sich laufend kollektiv über andere und die Welt auszukotzen. Ich halte es für wertvoller sich mit sich selbst und sich untereinander auseinander zu setzen.

Oder sagen wir mal so: Es kann zumindest nicht schaden, bei der unaufhörlichen kollektiven Bearbeitung der globalen Weltschmerzen, zwischendurch mal vor der eigenen Haustür zu kehren.

Wirkliches verstehen anderer Menschen bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie-sie-wirklich-sind. Daran führt kein Weg vorbei.

Wenn ich die Dinge so sehe, wie-sie-wirklich-sind, kann ich festhalten, dass ich andere Menschen nie wirklich verstehen kann. Wirkliches verstehen anderer Menschen ist eine Illusion und in Internet-Foren sowieso vollkommen ausgeschlossen.

Ich hatte noch nie den Vorsatz, anderer Menschen wirklich zu verstehen. Ich habe nur den Vorsatz, sie so zu nehmen, wie sie mir erscheinen.

Nach 53 Jahren meine ich mich selbst halbwegs verstanden zu haben und meine Frau haben ich nach 30 Jahren in ihren Grundzügen so „lala“ verstanden. Wenn ich meiner Frau erzähle, wie ich mich verstanden habe, hält sie es teilweise für unsinnig, weil sie mich offenbar ganz anders wahrnimmt?!

Wir halten uns sowieso nicht großartige damit auf, die Dinge so zu sehen, wie-sie-wirklich-sind. Wir sind vielmehr damit beschäftigt, Wirklichkeits-Schnipsel, die wir für wirklich halten, laufend zu bewerten - so zumindest meine Wahrnehmung der Foren-Wirklichkeit. Das dürfte von der Natur so vorgesehen sein, da wir andernfalls über unser ganzes Wirklichkeitsstreben in Wirklichkeit längst ausgestorben wären.

Mit freundlichen Grüßen
Schneider