Guten Tag,

Eckkneipengeplauder...

Wie in den meisten Internetforen, so plaudert man auch in Eckkneipen in erster Linie nur darüber, was andere tun und lassen. Man selbst ist nie Thema.

Dazu noch eine kleine persönliche Anekdote:

Früher war ich Leser der VDI-Nachrichten (Verein Deutscher Ingenieure). In dieser Zeitung gab es eine Rubrik „Karriere Beratung“, in der ein gewisser Heiko Mell Leserbriefe beantwortete. Die Leser berichteten von Willkür und Tyrannei am Arbeitsplatzt, unfähigen, arroganten und narzisstischen Vorgesetzten und der ganze Rest der Palette an möglichen Widrigkeiten, die die Arbeitswelt bereithält.

Heiko Mell hat diese Widrigkeiten niemals nimmer kommentiert und ich habe mich lange Zeit geärgert, dass er nie ein Wort darüber verloren und seinen moralischen Zeigefinger erhoben hat. Es ging Herrn Mell immer nur darum, was ER, der Einsender des Leserbriefes, für SICH, in SEINER Situation tun kann, um SEINE Situation zu verbessen.

Irgendwann habe ich es aber begriffen und mein Ärger schlug in Verständnis um. Der Ansatz in jeder Beziehung richtig, im Kleinen, wie im Großen. Sei es in meinem Verhältnis zu Frau und Kindern, zum Staat oder zur Welt an sich. Die meisten begreifen es aber nie. Die meisten beschäftigen sich bis zum Lebensende vornehmlich mit der Schuld anderer an der eigenen Mieser.

Mit freundlichen Grüßen
Schneider

Es gibt da nach meinem Verständnis 2 Ebenen:

Auf der einen projiziere ich meine unbewußten, ungelösten Konflikte nach Aussen, da bin ich das gute Opfer und brauche dauernd schlechte Menschen als schuldige Täter.

Wenn jemand diesen Schlamassel erkennt nimmt er erstmal gerne folgende Haltung ein:

Mir geht das Alles am A. vorbei und ich bleibe entspannt.
Ich steh da drüber...

Es gibt aber auch Menschen, die machen ihr eigenes Ding, leben sozusagen in der Eigenverantwortung und sehen immer klarer was in der Welt abläuft.
Wenn die dann mal der göttliche Zorn packt, dann haben sie eine Mission.
Und das ist dann genau so genau richtig!

Dann kommt im Internetforum sehr gerne der entspannte Drübersteher und meint das belächeln zu müssen, weil das tut ihm einfach grade so gut.

Wirkliches verstehen anderer Menschen bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie-sie-wirklich-sind.
Daran führt kein Weg vorbei.
Wenn Jesus beim Verstehen stehen geblieben wäre, wäre er nicht Jesus gewesen...