Das wird nicht wieder funktionieren (Rückzug in die Gartenlaube) - exempli gratia cum Shopping

Hannes, Samstag, 24.04.2021, 00:38 (vor 1100 Tagen) @ Albrecht3282 Views

Guten Tag allerseits,
hier passt eine Erfahrung her, die ich kürzlich machen musste. Geschichte wiederholt sich nicht. Rückzug in die Biedermeierei ist nun verboten, sie kriegen uns alle.

Dass ich seit 2008 auch Obst auf meiner Hazienda kultiviere, hatte ich schon des Öfteren hier geschrieben. Nun begab sich diese Woche, dass ich mal eben Torf kaufen wollte, für meine neu erworbenen Baumschulprodukte. Auf letztere musste ich lange warten, dürfte ja kein Geheimnis sein, dass die Baumschulen überrannt werden mit Aufträgen, derzeit.

Freudig den ganzen Beschaffungsprozess endlich beenden wollend, Baustopp: Kein Torf in keinem Baumarkt hier, nirgends! Voll mit Menschen, aber eher nicht der alte weiße Mann (Dichtung koofen) anzutreffen, mehr mit diesen typischen gelangweilten Weibern gefüllt, die nur mal gucken wollen oder auf der Jagd nach neuem Tinnef ("vintage") sind.
Aber kein Torf zu kriegen! Dass ich Magdeburg und Umfeld regelrecht durchkämmen musste, nach solch banalem aber äußerst wichtigem Gartenbaumaterial, hat mich geschockt. DDR Erinnerungen wurden wach, aber Zementsäcke gab's noch satt.

Das Ganze wurde am Ende dramatisch. Habe meine Frau (auf dem Weg vom Job über großen Umweg heimwärts), gerade noch so via SMS zurückpfeifen können. War durch mich beauftragt, bitte ein paar leichte Torfsäcke im Kofferraum mitzubringen (glaubte ich doch noch eine Quelle gefunden zu haben abends im Internet!!!). Panne, weil sich das am nächsten Tag bei Gelegenheit der telefonischen Reservierung aus dem Büro als Irrtum herausstellte: Die Dame aus dem Gartencenter sagte mir telefonisch, das wäre „alles rausgeflogen“, kein Torf mehr, warum? wisse sie auch nicht.

Meine Internetrecherche dann, nach "Torf kaufen", lieferte tausendfach Angebote „Torf freier Pflanzerde". Unglaublich, ich war baff. Nix da mit Torf, nur bei Amazon sofort fündig geworden.

Kurzes googeln (Was ist da los?!), konnte es kaum fassen: Die CDU-Bundes-Landwirtschaftsministerin Frau Julia Klöckner hatte wohl mündlich den Baumärkten nahegelegt, doch einfach diese torfhaltige Pflanzerde aus dem Programm zu nehmen. Ihre Begründung, so las ich: Torf erzeuge klimaschädliche Gase.

Also ich erinnere mich, in Irland das Torfstechen jüngst noch gesehen zu haben, als Heizmaterial für Hinz und Kunz. Auch mein irischer Whiskey wird damit gemacht (zum Räuchern oder trocknen, weiß nicht genau, aber die brauchen Torf, mit Steinkohle würde es ein ganz anderer Whisky …), viel Torf muss da verkokelt werden, sonst würde der Whiskey mir sicher nicht schmecken.

Und wikipedia sagt mir, dass in etlichen Ländern Europas regelmäßig Torf in Großkraftwerken verbrannt würde?! Und auch in den baltischen Ländern als Heizmaterial in den Häusern sowieso, als deren zu respektierende native culture akzeptiert?

Und ich fand heraus: Die EU fördert im Baltikum den Aufbau von Torfmischwerken, Konkurrenz zu den deutschen, die weltweit die besten Substrate liefern, noch …

Also wo ist das Problem, Jule? Sind Dein Problem wirklich die Blumentöpfe aus’m deutschen Baumarkt mit den 3 Gramm Torf pro Bundesbürger und Jahr (meine Schätzung)?

Warum exportiert man dann noch so viel (ja, in stark abnehmender Menge, aber immer noch `zig Tonnen jährlich) aus Deutschland? Sind wir nun eine Welt? Oder nicht, Frau Klöckner?

Was machen eigentlich die deutschen Baumschulen ohne Torf, pflanzen die jetzt die Erdbeer-Pflänzchen auf Betonbruch oder recycelten PET-Flaschen? Ich las, es gäbe schon Ersatzmaterial für Torf, bei der Produktion von Pflanzerde , aber diese Erde wäre niemals so gut wie die natürliche, das würde u. a. aus Straßenkehricht gemacht, aus dem, was die Städte halt so an die Recycling-Betriebe liefern, igittigitt. Nicht in meinen Garten unter meine Blaubeeren, das Zeug. Da bin ich ganz Biedermeier, spießig altmodisch. Bei mir kommen nicht mal Bananenschalen in den Kompost.

Torf ist ein unabdingbarer, Wasser haltender und versauernd wirkender Boden-Zuschlagstoff bei der Nahrungsmittelerzeugung in unserer Breiten, ein Verbot hätte man früher als Anschlag auf die Volks-Ernährung bezeichnet.

Soweit ich weiß, werden unsere einzigartigen Torfprodukte noch nach Spanien exportiert (Gemüsemassenproduktion), ich erinnere an das dortige Wasser Problem (da war ja mal ein Kind in einen illegalen Brunnen gefallen, und „der Spiegel“ machte „das Klima“ für diese Tragödie verantwortlich!), Ergebnis auch der EU-Politik, wozu ich hier schon mal was geschrieben hatte.

Immer die gleiche EU-Bigotterie. Hier: Deutschen Torf mir verbieten zu wollen, aber für die EU-Gemüsemassenproduktion in Spanien massig exportieren, zur Befriedigung der Gelüste unserer veganen Tussen hier. Darüber hinaus, weil es nicht reicht, wird noch dazu im Baltikum der Abbau durch die EU gefördert. Und genau diese Sorte gemüsefressende Menscher (thür. für „Mädchen“) drängen dann wie die Furien darauf, die heimische Torfproduktion zu erwürgen, aus pseudomoralischer Hinterfötzigkeit, gendertechnisch zutreffend und auf bayerisch gesagt!

Viva la Espana - Alemannia debe desaparecer? Auch du, CDU? Erschütternd. Ich sehe da ein Muster, immer wieder.

Das Problem war mir wirklich neu. Ich dachte bisher: Die spinnen nur.
Man kriegt gar nicht mehr alle diese neuen Sauereien mit ...

Ich bin mir sicher, dass es nicht mal ein Gesetz zum Verbot des Verkaufs von Torf in Deutschland gibt. Ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen, weitere Recherchen hierzu erspare ich mir. Die Zeit ist mir zu schade. Es scheint nämlich in diesem Land, bei diesem Volk inzwischen völlig egal zu sein, ob die Obrigkeit noch Gesetze erlassen muss. Für mich sieht es jedenfalls danach aus.
Kaum einer regt sich auf über die Volkswirtschaftlichen Folgen - und das regt mich so auf!
In Finnland gibt’s viele staatlich geförderte Torf-Kraftwerke (Torfbrennstoff hat da im Norden angeblich leider Tradition?) und bei uns machen sie das hochmoderne Kraftwerk Moorburg zu!

Gute Nacht,
H.

PS: Ich brauche etwas Torf für originär sauer liebende, neue Pflanzen (Blaubeeren et c.).
Alternativ könnte ich mir Waldboden holen, mit dem Hänger, ist aber streng verboten, klar, habe nicht das Recht, mir was aus der Natur zu nehmen (steht ganz sicher in irgendeinem Gesetz).
Bis Boden „natürlich“ sauer wird (die empfehlen Kaffeesatz und Trester einzuarbeiten, ernsthaft) dauerte das aber Jahre, und dann wären meine Pflanzen hin. Was schnell geht, aber gar nicht geht (ich habe mir Torf besorgt, nur der Vollständigkeit halber): anorganisch versäuern. Macht man wohl völlig legal (?) bei der Blaubeerproduktion für die Supermärkte so, beispielsweise mit lecker Aluminium- oder Eisensulfat, Schwefel soll gut gehen (aber wenn ich das kaufen würde – Staatsschutzgefahr, Schwarzpulverherstellungsverdacht), Ammoniumnitrat wird empfohlen (noch schlimmer! das Zeug auch nur zu googeln geht gar nicht, Hausdurchsuchungsgefahr, mit Dieselöl bester Bergwerkssprengstoff, glaube ich mich zu erinnern), bliebe mir nur Diammoniumphosphat – keine Ahnung, ob das nicht auch verdächtig ist. Egal. Ich werde mir Torf hinlegen, wie zu DDR-Zeiten, als Tauschware, wer weiß ...
Die Industrie hier forscht seit 30 Jahren nach einem Torf-Ersatz. Jetzt wollen sie Xylit für Torf nehmen, das ist so eine Art nicht-ganz-verkohltes Holz aus den Braunkohletagebauen, braucht Forschung, Invest, na denn … Haben sie in der Lausitz ja wieder ein Zukunft.
Ich krieg Montag den heißen Stoff mit der Post. So ein Nanny-Staat! In dieser Sache schlimmer als die DDR! Da habe ich mir als 15-Jähriger das Handbuch des Sprengmeisters aus der Bibliothek geholt und Ammoniumnitrat lag Säcke-weise in den LPG-Feldscheunen offen rum.
Vorhin seitenweise hunderte Google-Ergebnisse, mit der immer gleichen nutzlosen Information, nämlich, wie böse Torf wäre. Dabei habe ich ganz explizit nach dem Mischungsverhältnis für gute Pflanzerde mit Torf gesucht, in allen Variationen, Google lieferte Null Antwort, nur diese Propaganda, dass Torf-Freie Pflanzenerde gut fürs Klima wäre. Ich fühle mich vergackeiert.
So läuft das heute, nix da mit Rückzug in den Schrebergarten! Wie gesagt, bin erschüttert.


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