In der Demokratie betrügen sich die Massen selbst

Otto Lidenbrock, Nordseeküste, Dienstag, 08.01.2019, 18:29 (vor 1932 Tagen) @ Taurec7228 Views

Grundsätzlich ein sehr schöner Text, der in meine Privatsammlung übernommen wird, vielen Dank dafür!

> Rücken wir die Dinge mal zurecht, so haben wir in der Zeit vor der

Demokratie eine hierarchisch aufgebaute Ständegesellschaft, die sich von
der niedersten bis zur höchsten Stufe aus Angehörigen des Volkes
zusammensetzte. Der Adel, Priestertum und die Fürsten als Herrscher und
Führer stellten die edelsten Vertreter des Volkes dar, in welchen sich der
Volkscharakter in seiner höchsten Form und Spitze seiner Möglichkeiten
ausgebildet hatte. Mitnichten herrschte der Adel über das Volk. Der Adel
war das Volk (genauso wie alle anderen Stände) bzw. stellte
als Blüte (um im Vergleich von Kulturen mit Pflanzen zu bleiben) den Teil
dar, in dem sich der Sinn der Pflanze offenbart.

Aber waren nicht Adel und hoher Klerus die Herren des Volkes, auch wenn sie zwar aus dem Volk stammten, dennoch aber Herrschaft ausübten, indem sie Steuern und Abgaben verlangten, Recht sprachen und über das Leben ihrer Untertanen direkt bestimmten? Und viele Menschen waren Leibeigene oder unfreie Bauern, die ihrem Herrn bis hin zu ihrem Leben verpflichtet waren. Noch im 19. Jahrhundert verkauften Landesfürsten ihre Untertanen als Söldner an fremde Mächte, um die Staatskassen aufzufüllen.

Darüber hinaus existierten auf niedrigeren Ebenen bis hinunter in die
Dörfer und Sippen relativ eigenständige Gemeinschaften, die sich selbst
verwalteten. Jeder herrschte im Rahmen seiner Möglichkeiten über sich
selbst und war in bestimmten Belangen nach oben hin verantwortlich, zuletzt
der König Gott gegenüber. Freilich griffen die Monarchen nicht
regelmäßig in die privatesten Angelegenheiten ihrer Untertanen ein,
anders als es zum Selbstverständnis aller modernen und postmodernen
Staatswesen gehört, die sich Demokratie nennen.
Das heißt, diese traditionelle Gesellschaft war Volksherrschaft im
eigentlichen Sinne und zwar die einzige die es überhaupt real geben
kann
.

In diesem Sinne funktionieren wohl alle menschlichen Gemeinschaften so, aus archaischen Prinzipien heraus. In Menschengruppen ist es von alters her sinnvoll, Hierarchien aufzubauen, um schnell pragmatische Lösungen in Extremsituationen entwickeln zu können. "Echte" Demokratien, in denen jeder abstimmungsberechtigt ist und Mehrheitsentscheidungen gefällt werden müssen, sind für größere Menschengruppen und Situationen, in denen spontanes Handeln erforderlich ist, nicht praktikabel. Die traditionelle Gesellschaft war in dieser Hinsicht viel archaischer organisiert, als unsere heutigen "Demokratien", in denen zwar prinzipiell fast jeder abstimmungsberechtigt ist, aber praktisch keinen Einfluss darauf hat, über was er überhaupt abstimmen darf. Er ist dementsprechend weder besser noch schlechter dran, als die Mitglieder der Ständegesellschaften.


Tempranillo hat also völlig recht, wenn er schreibt: Demokratie ≠
Volksherrschaft.
Daß Demokratie dennoch als Volksherrschaft zu übersetzen ist, entspricht
nur dem in ihren Fundamenten fest verankerten und in all ihren
Hervorbringungen ausschließlich zum Vorschein kommenden Lügencharakter
der Demokratiereligion, die ein systematisches Selbstbetrügen der
Demokratiereligioten an sich selbst und Betrug an der ausgelieferten Masse
ist.

Der Betrug liegt meines Ermessens nicht in der Volksherrschaft an sich, sondern in ihrer Pervertierung durch das, was wir heute als "Demokratie" bezeichnen. Unsere westliche Form der Volksherrschaft ist natürlich keine, sondern eine besonders raffinierte Form der Diktatur, bei der sich der Herrscher weitestgehend unsichtbar gemacht hat und über die Massen herrscht, ohne übermäßig Gewalt anwenden zu müssen. Die Massen ergeben sich in ihr Schicksal, weil sie glauben, es selbst zu bestimmen.

--
"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton


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