Repo-Geschäfte, Anleihenaufkaufprogramme

Ashitaka, Samstag, 13.08.2022, 19:54 (vor 621 Tagen) @ tar2445 Views
bearbeitet von Ashitaka, Samstag, 13.08.2022, 20:02

Hallo tar,

Also geht es bei den dortigen Tenderverfahren um die einzugehenden Repos.

Das Tenderverfahren der ZB (ihr geldpolitisches Ausschreibungsverfahren) führt zum Repo-Geschäft. Beim Repo-Geschäft handelt es sich rechtlich gesehen um ein Pensionsgeschäfte (Kauf- und Rückkaufverpflichtungen der notenbankfähigen Sicherheit (z.B. Staatsanleihe)).

Oder geht es da um bereits bestehende Repos, die die ZB weiter veräußert? Geht das überhaupt?

Klar.

Das Wertpapier muss die GB am Ende ja von der ZB zurückkaufen können?

Ja klar. Streng genommen (grundsätzlich) erwirbt die Zentralbank aber keine Wertpapiere (Staatsanleihen), sondern nimmt die Titel über die Laufzeit des Refinanzierungsgeschäfts (Repo-Geschäfts) nur als "notenbankfähige Sicherheit" in ihren Pfandpool rein. That's it.

https://www.ecb.europa.eu/pub/annual/balance/html/ecb.eurosystembalancesheet2021~f9edd2...

Sie aktiviert in ihrer Bilanz deshalb auch keine Wertpapiere (Staatsanleihen), sondern die Forderungen aus den Rückkaufvereinbarungen mit den Geschäftsbanken (EZB-Aktiva-Bilanzposition 5: Forderungen gg. Kreditinstitute). Demgegenüber passiviert sie ihre Verpflichtung zur Bereitstellung des Zentralbankguthabens (EZB-Passiva-Bilanzposition 2: Verbindlichkeiten gg. Kreditinstitute). Aus letzterer Passivierung wird übrigens deutlich, dass das Geld systematisch von Anfang an ein von Laufzeiten abhängiges Passivum darstellt.

Etwas anders als bei den normalen Repo-Geschäften schaut es bei den neueren Ankaufprogrammen der EZB im Rahmen der Finanzkrisen aus. Hier werden gegen Zentralbankguthaben tatsächlich die Wertpapiere (Staatsanleihen) an die EZB veräußert (EZB-Bilanzposition 7 Wertpapiere in Euro von ansässigen im Euro-Währungsgebiet).

Das ist keine Veräppelung. Ich war/bin gerade echt bissl verwirrt.

Wir schreiben / reden hier halt viel zu selten drüber.

"So kommt neues ZB-Geld in Umlauf und zwar am kurzen Ende. Anleihen werden zuerst mit altem Geld gekauft, dann aber fehlt das am kurzen Ende und muss durch Rediksont, Lombard usw. wieder aufgefüllt werden"
Dottore, https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=53320


Joa, so hab ich das auch im Köppl - der Weg geht von den Privaten/Staat zur Geschäftsbank und erst danach zur ZB und nicht umgekehrt.

Exakt. Die Basis aller wertpapiertechnischen Laufzeiten im System sind die Kreditgeschäfte. Jemand will sich schuldig machen (Hauskauf, Unternehmerisches Vorhaben), hat aber heute und auf viele Jahre gesehen gar keinen so hohen Geldzufluss um die Schuldsumme aus dem Kaufvertrag/Investment zu begleichen. Deshalb wendet sich dieser Jemand an sein Kreditinstitut, gibt z.B. sein Haus als Sicherheit her und erhält nach positiver Bonitätsprüfung (Cash Flow ausreichend um den zukünftigen Zins-/Tilgungsdienst zu leisten) die beantragte Geldsumme (= summentechnisch sofortige Fälligkeit) gegen Kredit (=summentechnisch viel spätere Fälligkeit).

Wozu dieser Ausflug zur Kredit-Basis?

Via Kreditinstitute greifen wir systematisch auf die Zukunft vor und ermöglichen es dem Kreditnehmer ein gegenwärtiges Potential (eine schuldbefreiende Geldsumme) zu erlangen, welches er ohne Kredit sehr lange Zeit gar nicht begründen könnte.

Staatsanleihen hingegen sind keine Kredite, sondern wie der Name schon sagt Leihen von immer und ausschließlich bereits vorhandenen Geldsummen. Da lassen sich viele blenden und meinen der Staat erhält hier Kredit.

Nein, mittels Staatsanleihen erfolgt niemals ein Vorgriff auf die Zukunft, sondern im Gegenteil, ein Zugriff auf die in der Vergangenheit bereits geschaffenen und, da die vollständige Tilgung der Kreditsumme im besten Fall noch weit in der Zukunft liegt, zwischenzeitlich Profit suchenden Geldsummen (Potentiale).

Herzlichst,

Ashitaka

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