"Wir" sind die >>jeweils<< Betroffenen. Das variiert natürlich.
Hallo Morpheus,
ich bin hin- und hergerissen in meiner Beurteilung Deiner Antwort. Du scheinst ehrlich überzeugt von Deiner Idee zu sein, aber gerade das macht mir Angst.
Also, wenn ich nicht sehr lange alles rauf und runter durchdacht hätte, wäre ich mir nicht so sicher. Hast Du Dir die Folien angeguckt?
Deine 'Wirs' scheinen eine recht kleine Gruppe zu beschreiben, der andere Rest juckt Dich anscheinend nicht wirklich. Also, diese 'Wirs' sind eine Gruppe von minderheitlichen 'Ichs', wenn ich das richtig aus Deinem Geschriebenen herauslese.
Ja, es sind die jeweils inhaltlich Betroffenen. Heute entscheiden Parlamentarier über unserer Gesetze, die mit dem Leben der von ihren Gesetzen betroffenen Menschen nichts mehr zu tun haben. Die dürfen das trotzdem entscheiden nur sind deren Entscheidungen nicht ohne Grund für die Betroffenen immer öfter der komplette Wahnsinn. Die Bauern sagen, sie können keine Lebensmittel mehr produzieren. Die Energie-Erzeuger sagen, sie können nicht mehr genügend Energie bereitstellen. Die Pflegekräfte sagen, sie können die Alten und Kranken nicht mehr ausreichend pflegen. .. .. .. ..
Bei meinem System, werden sich die, die sich Betroffen fühlen, zusammensetzen und die Sache regeln. Und wer sich betroffen fühlt macht mit. Wer nicht mitmacht, macht nicht mit, weil er nicht mitmachen will. Weil das ist in ganz vielen Angelegenheiten für die Mehrheit der Menschen die richtige Entscheidung. Denn warum sollen sie ihre Zeit damit vergeuden, sich um Angelegenheiten zu kümmern, von den sie selbst meinen nicht betroffen zu sein. Sie würden keinen sinnvollen Beitrag leisten können und nur stören und sich selbst das Leben schwer machen.
Aber ausgeschlossen ist grundsätzlich niemand. Wir ist also in der Praxis immer unterschiedlich. Aber wenn Du einen Mietvertrag unterschreibst, dann muss Dein Nachbar ja auch nicht beteiligt sein. Es reicht völlig aus, wenn Du das mit Deinem Vermieter zu zweit machst. Also diese Praxis, dass nicht immer überall alle mitmachen, ist eigentlich nicht neu.
>>Wie ich Familien erlebt habe, sind da sehr oft viele Emotionen im Spiel, die das Zusammenleben oft eher schwieriger machen als es bei "neutral zueinander stehenden Menschen" der Fall ist.<<
Ich glaube nicht, daß das die richtige Prämisse in der Beurteilung von Konflikten ist, egal ob familiär oder sozial-nachbarschaftlich. Bei Interessensunterschieden sind in aller Regel immer sehr viele Emotionen im Spiel, ein Streit ist per se Emotion pur. Warum gehst Du davon aus, daß in Deinem Windrad-Beispiel ein Konsens leichter zu erreichen wäre, als bei einer Einigung über die neue Farbgestaltung eines von mehreren Familiengenerationen bewohnten Haus? Warum sollte die Auseinandersetzung über den Verlauf einer neuen Autobahn sachbezogener geführt werden als ein Konflikt über die gerechte Verteilung eines Familienerbes? In meiner Lebensspanne habe ich spannungsgeladene Konfrontationen im Geschäfts- und Behördenbereich erlebt, die alle Weihnachtsfeiern im Familienkreis übertreffen, salopp formuliert. Ausraster, grenzenloser Haß, körperliche Ausfälligkeiten - alles dabei, und oft von den ganz Unscheinbaren, den 'Mehrheitlich-Schweigenden'.
Ja, wir werden lernen das professionell zu managen. Ich denke, dass wir eine Reihe von Werkzeuge bereits haben und das wir lernen werden weitere Werkzeuge zu entwicklen. Da bin ich absolut zuversichtlich. Es werden sich außerdem Feedback-System ergeben, die den Menschen klar machen, was gut funktioniert und was weniger gut funktioniert. Zwar nicht sofort, aber mittelfristig.
>>Ja, auf diese schweigende Mehrheit, die sich für nichts interessiert, kommt es auch in Zukunft nicht an. Die werden sich auch in Zukunft nicht störend einmischen.<<Diese Sätze sind für mich sehr verstörend, weil sie Dein Postulat der Herrschaftsfreiheit geradezu konterkarieren. Wie willst Du denn den Konsens Deiner 'Wirs' legitimieren, wenn Du auf Andere, die nicht mit Dir Konsens-Findung betreiben wollen, pfeifst? Was, wenn die Anderen, die ja auch noch 'mehr' sind, über Dich in ihrem 'Konsens' hinweggehen und sagen, der Morpheus kann mich mal? Oder siehst Du Dich und Deine 'Wirs' als die Cleveren, die Elite, die den Takt der 'Neuen Zeit' vorgibt mit der tollen Konsensfindung? Und dadurch die 'Neue Herrschaft' einführt? Und woher kommen diese 'Wirs' überhaupt, wie finden sie zusammen, aus welchem Grund gerade diese 'Wirs' und nicht Andere?
Nein, wie oben beschrieben, die JEWEILS Betroffenen. Bei den meisten Themen ist heute die Mehrheit ohne Wissen, ohne jedes Interesse und deshalb auch ohne Belang. Das liegt an der hohen Spezialisierung. Und viele Menschen wollen sich an solchen Diskussionen gar nicht beteiligen, sogar wenn sie betroffen sind. Was ihr gutes Recht ist, finde ich.
Dazu paßt dann:>>Ja, es reicht aber wenn wenige sich einbringen und der Rest den Konsens stillschweigend mitträgt.<<
So ähnlich hat Lenin auch argumentiert.
Ja, aber Stalin hat das dann ganz anders gesehen und davor werden wir uns unbedingt schützen müssen. Der Kommunismus ist untergegangen, weil sie die Funktion von Geld nicht verstanden hatten. Wenn eine Gesellschaft nicht ausreichend Steuern von ihren Mitgliedern verlangt, bekommt Geld keinen Wert (siehe Ostmark). Dann werden die Menschen auch nicht zum "freiwilligen" Arbeiten gezwungen, sondern das müsste ggf. durch einen Arbeitszwang erreicht werden. Was aber total ineffizient ist/wäre. Details kannst Du bitte hier nachlesen.
>>Es geht nicht mehr darum, dass da alle teilnehmen.<<Nochmal: wie willst Du Dein Vorgehen legitimieren, wenn Du Deine Spielregeln einführst und denen, die nicht mitspielen wollen, sagst, daß ihre Meinung egal ist? Die werden sich schnell denken, der Morpheus sieht die Dummköpfe nicht bloß in den oberen Etagen, er sieht sie fast überall und meint auch uns damit, uns Andere (ein neues, anderes 'Wir').
Ich sage natürlich niemanden etwas!! Ich werde jeden auffordern sich möglichst umfassend zu beteiligen, aber auch nur dort, wo er betroffen ist oder wirklich etwas davon versteht. Jeder muss konstruktiv mitarbeiten und das ist nicht gegeben für Leute, die keine Ahnung haben. Ich habe auch von vielen Angelegenheiten keine Ahnung und würde mich an diesen Themen auch nicht beteiligen wollen, weil mir meine Zeit zu schade ist für so etwas. Aber ich könnte es und alle Menschen, die da zusammenleben, können von einer zu kleinen Minderheit getroffenen (Fehl-)Entscheidungen, jederzeit wieder hochwerfen und einem neuen Entscheidungsprozess unterziehen, bei dem sich mehr Menschen beteiligen. Es gibt niemanden, der die Menschen daran hindern kann wie das heute passiert. Fehlentscheidungen werden immer mal vorkommen. Das Menschen irren ist normal. Die Betroffenen sollten es selbst erkennen oder erkennen, weil wichtige Betroffenen unerkannt blieben und sich erst zu spät einbringen und es erst dadurch herauskommt, dass ein Fehler gemacht wurde. Das sind aber normale Prozesse, die überall und immer vorkommen.
Und ein Thema kam bisher noch gar nicht ans Licht: so sehr ich mit Dir einig bin, daß das Leben und Wirtschaften zurück zu lokalen/regionalen Grundlagen zurückkehren sollte und ein Gebilde wie z.B die EU fehl am Platze ist - was ist mit Dingen, Entscheidungen, Planungen, die über das Lokal-Regionale hinausgehen? Wird dann der Konsens deligiert (Lenin sagte: Räte braucht das Volk) oder haben wir einmal im Jahr einen Riesen-Thing auf dem Nürnberger Zeppelinfeld oder fallen solche Sachen durch den Rost?
Nein, es werden sich verschiedene Kommunen zusammentun, um neben den kommunalen Schulen eine überregionale Universität gemeinsam zu gestalten und zu finanzieren. Auch andere Einrichtung können und SOLLEN nach einem strengen Subsidaritätsprinzip in frei wählbaren kommunalen Gruppen (oder Gruppen von Kommunen) geregelt werden. Dabei müssen nicht stets die Nachbarkommunen gleichartige zusammenarbeiten, sie könnten es aber tun. Aber die Zusammenarbeit sollte an den Inhalten festgemacht werden und da können die Menschen, ja wieder je nach Thema unterschiedliche Sichtweisen entwickeln. Was dann je nach Fachgebiet zu unterschiedlichen "Bündnissen" führen kann.
Soviel zur Theorie. Was ja jetzt noch fehlt: wie soll's denn praktisch gehen? Wie willst Du das denn starten, wenn's nur von ein paar 'Aufgeweckten' ausgeht? (Hätte ich 'Woke' schreiben sollen? Die sehen sich auch in einer 'Führungsrolle' ... )
Starten muss es damit, dass wir die Herrschenden vor die Tür setzen, uns bei den Russen entschuldigen und Nordstream 2 aufmachen, um damit die Energie-Krise, die Inflations-Krise und die Ernährungs-Krise sowie den Ukraine-Krieg zu beenden.
Herrschaft wird entweder durch Gewalt (dazu genügen manchmal Wenige) oder über Menschenmassen (Gandhi) beendet/überwunden. Oder in Kombination von beidem. Ob es nachher herrschaftsfrei wird, steht in den Sternen; meistens wird sie nur transformiert, oft wird sie schrecklicher als vorher.
Das ist eine Frage des theoretischen Wissens. Wesentlich sind zwei Bausteine,
- dezentrale direkt Finanzierung aller Gemeinschaftsaufgaben.
- die Einführung des Selbstbestimmungsrechts.
Alles andere ergibt sich daraus. Außerdem sollten wir noch versuchen eine Reihe von gemeinsamen Werten zu definieren, damit wir Maßstäbe für unser Handeln bekommen.
Wie ist da Dein Weg? Hoffentlich krieg ich nicht noch mehr Angst ...
Wenn Du Dir den Folienvortrag nicht angesehen hast, tu das bitte.
Weitere Infos bekommst Du unter www.selbstregieren.de
Da ist auch mein Buch verlinkt. In dem stehen viele, viele weitere Details. Auch allerhand Theorie, die zu verstehen aber nicht unwichtig ist. Gerade um Angst zu überwinden ist das Verständnis der Theorie hilfreich. Es ist eine sehr streng logische Theorie und alles bekam einen spirituellen Anteil. Denn einige der wesentlichen Erkenntnisse sind nicht von mir, sondern die wurden mir quasi vorgegeben. Klingt verrückt, ist es aber am Ende nicht, sondern sehr sinnvoll. Auch hierzu gibt es einige Infos auf www.selbstregieren.de.
Ich hoffe, dass ich Dir einiges von Deiner Angst nehmen konnte. Allerdings kann ich nicht immer alles immer und immer wieder aufschreiben und muss Dich deshalb auch auf die bereits aufgeschriebenen Texte verweisen. Da wirst Du noch mehr Informationen finden.
Ich wäre Dir dankbar, wenn Du mir zu dieser Darstellung eine Rückkopplung geben könntest. Kritik ist in konstruktiver Form stets gewünscht.
Grüße
Morpheus
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