Ja, das ist teilweise verkürzt.

Morpheus ⌂, Dienstag, 18.04.2023, 02:08 (vor 375 Tagen) @ Bergamr2131 Views

Hallo Bergamr,

Danke für Deine Anmerkungen.


wie schon @nereus, möchte ich Dir nahelegen, geschichtliche Verläufe in Deine geldgeschichtlichen Überlegungen einzubeziehen.

Ich will alle guten Ideen gerne einbeziehen.


>>Ich verstehe das schon. Dieses System hat damals relativ gut funktioniert, weil
1) große Teile der Wirtschaft noch sehr regional arbeiteten
2) Deutschland sich bereits damals zu Exporteur von Waren entwickelt hatte (siehe Entstehung von "made in Germany") und damit Importeur von Gold/Silber war.<<

Meines Wissens nach hat die sog. Gründerzeit in Deutschland/Europa so floriert, weil es Unmengen an Neuentdeckungen in allen Bereichen und damit verbunden jede Menge Patente gab, die bahnbrechend auf bereits vorhandene Bereiche gewirkt haben, aber auch jede Menge Wirtschaftsbereiche erst entstehen ließen (z.B. Elektro-/Chemische Industrie). Kolonialmächte wie England oder Frankreich mögen noch von ihren Überseebesitzungen profitiert haben; das trifft auf Deutschland aber nicht zu. Ein weiterer Faktor war die allgemeine Elektrifizierung, die jegliche Arbeit, ob Industrie oder Handwerk, um mindestens Faktor 10 gesteigert hat. Mein Urgroßvater hat 1901 seine Werkstatt mit Elektromotor, Transmission und 3 Maschinen ausgestattet - er war seinen Kollegen um Lichtjahre voraus bei uns im Dorf.

Überseebesitzungen kosten mehr als sie bringen. Deshalb hat man von dieser Form der Beherrschung längst Abstand genommen. Heute ist es am besten eine Demokratie zu installieren und dann vorab einen Teil der Politiker "zu kaufen", diese mit weiterem Geld und gutem Marketing an die Macht zu bringen und dann das Land von diesen Marionetten im Sinne der Kolonialmacht auszuplündern. Das hat man seit Jahrzehnten in der Dritten Welt so etabliert und ihr dürft das gerade mit der Ampel am eigenen Leib erleben.
Ja, die Erfindungen, von denen es in Deutschland viele gab, haben zu Exporten geführt.


Und zu 'made in Germany' sollte man wissen, daß das ein vom perfiden Albion geforderter Brandstempel für (aus deren Sicht) mißliebige deutsche Produkte war - keineswegs ein Gütestempel. Verrechnet wurden damals auch viele Exporte aus Deutschland heraus gegen Lieferung von Rohstoffen nach Deutschland hinein (z.B. Lokomotive gegen Stahl).

"Made in Germany" war natürlich KEIN Gütesiegel, sondern es sollte die Billig-Exporte stoppen, weil mit dem Pfund genau das passiert war wie mit dem Dollar. Durch das viel zu große Gebiet, waren die Pfundnoten alle im Ausland unterwegs und die vielen Schuldner suchten verzweifelt nach Pfundnoten, was zu deren Aufwertung führt, wie heute beim Dollar mit den vielen Dollar-Schulden.
Es beweist aber, dass Deutschland (zu) viel exportierte und damit natürlich Gold gewann, was England zu verlieren drohte. Das Beispiel Lokomotive gegen Stahl ist doch aber gerade auch nur ein weiterer Beweis, dass das Geldsystem nicht funktionierte, denn warum sollte man Tauschhandel betreiben, wenn Geld doch bewiesener Maßen den Tauschhandel massiv erleichtert. Die Ursache ist jedoch offensichtlich. Das Gold reichte eben nicht aus, um überall mittels Bezahlung arbeiten zu können.


Da gäb's jetzt noch Beispiele zuhauf gegen Deine Punkte 1) + 2) ...

Der eigentliche Punkt ist jedoch: das Ende des Goldstandards wurde bewußt durch die Gründung der FED in den USA im Dezember 1913 eingeleitet, vordergründig wohl, um der Zerschlagung des Öl-Monopols von Standard Oil etwas entgegensetzen zu können, hintergründig wohl eher mit dem gewissen 'Riecher' der kommenden Ereignisse. Hinlänglich bekannt sind die großzügigen Kredite der USA und deren Banken an die Entente-Mächte in WK I (und deren gnadenlose Einforderung 'the day after'), ohne die diese gigantischen Materialschlachten nicht möglich gewesen wären. Im weiteren Verlauf hat sich die von Dir erwähnte 'Überlegenheit' dieser Art US-Dollar gezeigt in den Wirtschaftskrisen der Zwanziger Jahre, der Great Depression in den USA in den Dreißigern, der Finanzierung des Faschismus + Kommunismus in Europa und Rußland sowie im Kriegsgeschehen des WK II. Bekannt ist auch das Ende 1945: alle incl. Siegermächte am Boden, the winner is USA! Und die darauffolgenden Jahrzehnte bis heute wird die 'Überlegenheit' des US-Dollar einzig und allein durch die militärische Übermacht der US-Army begründet.

Also, ich verstehe zunächst einmal nicht, was die Menschen gegen eine Zentralbank haben. Man muss bedenken, dass damals jede Bank ihre eigenen Noten herausgab, die nur bei dieser Bank gegen Gold eingelöst werden konnten. Wenn die Bank pleite ging, wurden die Noten wertlos. Das heißt das Umlaufen der Noten war sehr beschränkt, weil man sich bei jeder einzelnen Note über den Emitenten informieren musste. Zentralbanknoten eliminierten dieses Problem. Diese Zentralbanknoten (die wir heute fälschlicher Weise nur als Banknoten bezeichnen) behielten ihre Gültigkeit auch dann, wenn eine Bank, die diese Noten ausgezahlt hatte, pleite ging. Weil die Bank, um die neuen Zentralbanknoten von der Zentralbank zu bekommen, bei dieser einen werthaltigen Pfand hinterlegen musste. Damit konnte jeder bei der Annahme die Banknoten auf ihre Echtheit prüfen und dann ohne Emitenten-Risiko annehmen. Dadurch, dass es nur noch eine Sorte von Noten gab, konnte auch die Fälschungssicherheit zentral organisiert werden, was die Kosten für die Banken gegenüber dem dezentralen Verfahren massiv senkte. Ich kann zunächst nicht erkennen, was an diesem Verfahren negativ sein soll.
Natürlich haben die Herrschenden den Zentralbanken später noch weitere Aufgaben übergeben, die ZBs inzwischen zwingen sich als Komplizen der Herrschenden aufzuführen. Aber das ist bei staatlichen Stellen immer so und klar wollten die privaten Eigentümer der FED mit ihren Zentralbanknoten auch durch Bereitstellung einer, wie gerade dargestellten, sinnvollen Dienstleistung "Bereitstellung von Zentralbanknoten" Gewinne erzielen. Aber das ist im Kapitalismus legal und sogar sinnvoll. Dass diese ZBs dann mit der Finanzkrise das Recht bekamen selbst Geld zu schöpfen und so den Staat direkt zu finanzieren, steht auf einem anderen Blatt. Auch die Festlegung der Zinsen für die Herrscher im Staat ist eine Aufgabe, die irgendeine Institution übernehmen muss. Die Idee die Zinsfestlegung von den Herrschern zu trennen, war doch eigentlich auch gar nicht so schlecht. Hat aber natürlich nicht gehalten, als das System der Herrschenden 2008 ins Trudeln geriet.


Das ist jetzt alles jetzt nur grob angerissen, Details gibt's zuhauf und in hinreichender Klarheit.

Aber: damit landen wir, ob wir wollen oder nicht, punktgenau bei @dottore und dem Debitismus.

Ja, aber der Debitismus beschreibt NUR diese kurze Epoche, in der es mit der Wirtschaft mittels Kollaps zu Ende geht. In dieser Phase, wo das Tilgen von Schulden plötzlich Schwierigkeiten macht. Aber in der Zeit vor der Finanzkrise, wird mit der Betonung auf der Schuldtilgung eine Eigenschaft von Geld betrachtet, die völlig unkritisch ist. Weil die meisten Menschen nur dann kaufen, wenn sie entweder das Geld für die Schuldentilgung bereits haben oder einen Kredit in Aussicht haben, der die Schuldentilgung aus dem Kaufvertrag erlaubt. Für die 99 Prozent des Wirtschaftslebens bringt die Betrachtung von Geld als Schuldtilgungsmittel gar nichts. Die Schuld aus dem Nichts, die dottore auch im Rahmen der Machttheorie entdeckt hat, die ist da schon viel wichtiger. Aber auch hier, hat dottore den Kern nicht getroffen und ich bin auch nicht alleine darauf gekommen. Es gab und gibt einen Konsens bei diesem Deal "Geld gegen Schutz, wiederholend und unter Strafe bei parallelem Gehorsam". Nur wird dieser anfängliche Konsens im Laufe der Zeit immer durch völlig unbedachte Erhöhungen der Abgaben aufgekündigt, weil das Prinzip "Gehorchen" festgeschrieben ist, konnten sich die Menschen eben nicht wehren. NUR und das ist ein wichtiger Punkt, dann setzen immer die Zerstörungskräfte des Geldes ein, nämlich Deflation und Inflation und das System der Herrscher geht an den Eigenschaften von Geld unter. Das bezeichne ich als das göttliche Prinzip von Geld, was für eine regelmäßiger Erneuerung der Beherrschungssysteme sorgt(e). Die sich dabei jedoch stets verbesserten und weiterentwickelten. Was auch für die Menschen und die Menschheit von Vorteil war. Könnte noch weiter schreiben, ist aber ein anderes Thema.


<<Aber bereits im WK1 musste der Goldstandard verlassen werden und das private Gold "eingefordert werden", um die notwendigen Importe weiter zu finanzieren. Das ganze System hat also weniger als 50 Jahre funktioniert.<<

Natürlich mußte der Goldstandard verlassen werden, das war m.E. der Plan. Nur durch die 'Überreizung des Blatts' konnte sich FIAT-money durchsetzen und alles andere Schach-Matt setzen. Mit Goldstandard allein wäre eine Vollkatastrophe wie WK I + II nicht möglich gewesen. Und der danach einsetzende Vollrausch Konsum-Materialismus auch nicht. Da bin ich ganz bei @nereus, beim Augenmaß in punkto Kreditvergabe.

Ja, aber lass uns das in meiner Antwort an @nereus weiter diskutieren. Ich wäre Dir für jeden Beitrag zur Diskussion sehr dankbar.


Langer Rede kurzer Sinn: wenn Du Dein Währungsheil in Beispielen der US-Dollar-Geschichte siehst und denkst, da muß man nur an ein paar Knöpfchen drehen, aber sonst ist das ganz knorke - ich denke, da solltest Du nochmal drüber hirnen.

Nein, das tue ich nicht. Ich sehe das Heil hier und natürlich bei den Antworten, die sich im Verlauf der Diskussion ergeben haben. Aber auch hier in diesem Thread, geht es um das Thema und wenn wir ein funktionierendes, auf Gold basierendes System finden würden, dass besser funktioniert als unser heutiges Kreditgeld in regionalisierter Form, würde ich sofort auf so ein System umschwenken. Bisher kann ich das allerdings beim besten Willen nicht erkennen.

Grüße
Morpheus

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