ich habe das jetzt im Affentempo erstellt - bitte um Nachsicht ;-)

nereus, Montag, 17.04.2023, 13:58 (vor 368 Tagen) @ Morpheus2870 Views

Hallo Morpheus!

Ich hänge mich mal kurz dazwischen.

Frage 1: Dürften Banknoten überhaupt verwendet werden, oder müssten wir alle wieder Münzen verwenden, weil ja mit den Banknoten das „fractional Reserve Banking“ entstanden ist. Weil eben genau damals die ungedeckten Noten aufkamen, die man heute beim angeblichen Fiatgeld besonders beklagt.

Selbstverständlich kann man Banknoten, als auch Giralgeld (Buchungen) verwenden.
Die Banknoten haben auch nicht die ungedeckten Noten erschaffen.
Die Aufgabe der Goldeinlöse-Pflicht im August 1971 war der Sündenfall.
Andernfalls hätte man den Goldpreis anheben müssen.

Anschlussfrage dazu: Wurden Banken nicht gerade gegründet, um das Gold für die Halter sicherer aufzubewahren und Banknoten genutzt, um den Transport von Gold zu vermeiden, weil selbiger zu unsicher war?

Banken waren schon immer Kredit-Sammelstellen.
(Tempel-) Banken verwalteten Schecks, Bürgschaften oder Wechsel.
Das alles existierte schon immer neben dem Gold.
Mir ist unerklärlich, wie man das immer in einen Topf werfen kann und behauptet, beim Goldstandard könnte man nur mit Münzen, Unzen oder Barren bezahlen.

Das GOLD diente immer nur als Kreditbremse und Sicherung der eigenen Währung!
Ja, auch als Zahlungsmittel wurde es eingesetzt, aber neben anderen bereits lang existierenden Guthaben- oder Schulden-Buchungen.

Nächster Punkt: Wenn wir heute die bestehende Währung mit Gold decken würden oder eine ganz neue Währung eingeführt hätten, die auf Gold basiert, wie würde die Kreditvergabe an ein Unternehmen, das neu investieren will und einen sehr erfolgreichen Business-Plan hat, erfolgen?

Genauso, wie bisher.
Nur würde beim Goldstandard die gesamt-Kreditvergabe mit mehr Augenmaß erfolgen.

Frage 2: Wenn der Kredit bewilligt wurde, gibt es jetzt meiner Meinung nach nur zwei Möglichkeiten.
1) Er wird mit Gold aus einer Goldreserve der Notenbank hinterlegt oder es wird
2) das Gold der Sparer bei der Bank verwendet.
Keine Variante erscheint mir praktikabel:

Nein, so war es auch nie.
Der Kredit wurde immer auf die konkrete Sache (Investition, Handelsgut, Schuldversprechen usw.) ausgereicht.
Es ging beim Gold nur darum, daß die zirkulierende Währung – das sind ja nicht die Kredite der Unternehmer, Staaten oder Kommunen – mit Gold gedeckt war.

Zu 2) Dieses Kreditgold würde dann eine Schuld gegenüber den bisherigen Sparern darstellen. Ich kann keine Verbesserung gegenüber dem Kreditgeld erkennen, nur eine Verschlechterung.

Deine Frage geht ins Leere, weil es vorher schon falsch war.
Es ging nie darum Guthaben in Gold zu halten, auch wenn das im Privat-Sektor durchaus der Fall sein kann, z.B. um im Krisenfall sein Vermögen zu sichern.

Denn anders als heute beim Kreditgeld, wo die Geldmenge mit Garantien der Bank erhöht wird, würde beim direkten Verleih des Anlegergoldes die Lage der Bank noch viel schwieriger, als das heute der Fall ist. Denn die Liquiditätslücke ist doch anteilig jetzt viel größer, weil das Anlegergold natürlich kurzfristig abgezogen werden kann, während jeder Kredit nur mittel- bis langfristig getilgt wird.

Ja eben und daher können wir diese Überlegungen gleich vergessen. <img src=" />

Zu 1) Was bezahlt die Bank oder der Bankkunde für die Bereitstellung des "frischen" Goldes? Was passiert, wenn die freie Goldreserve der ZB aufgebraucht ist?

Ich nehme dennoch den Faden einmal auf, um Grundsätzliches einzufügen.

Man könnte z.B. den Goldpreis anheben, das war ja das was @dottore in seinem lesenswerten Beispiel darstellte.
Der Punkt ist nur, daß dieses Gold auch verfügbar sein sollte.
Der ganze unhaltbare Versprechens-Klamauk, der das finanzielle Drama überhaupt erst entfacht hat, wäre dann Geschichte.
Die Notenbanken hätten jährlich öffentliche Inventur durchzuführen – damit sie nicht betrügen.
In Fort Knox hat in den Fünfzigern das letzte Mal jemand genauer nachgeschaut.
Was sind das denn für Zustände!?

Dann können keine weiteren Unternehmen mehr entstehen oder bestehende Unternehmen erweitert werden. Können keine neuen Häuser mehr gebaut werden, weil es keine Hypotheken mehr geben kann? Wie soll eine derartig künstlich begrenzte Wirtschaft funktionieren?

Das ist Unsinn, denn es wird immer weiter Gold produziert – abgesehen von der möglichen Preiserhöhung.
Aber, und da gebe ich Dir recht, die Wirtschaft würde nicht mehr brummen bis es kracht, sondern es gäbe stetiges kontinuierliches Wachstum.
Abschwünge gäbe es auch, aber sie hätten nicht diese Heftigkeit.

Nächster Punkt:
Was ist mit Regionen, wo es gar kein Gold oder nur sehr wenig Gold gibt? Wie soll es dorthin kommen. Heute gibt es dort eine Bank, sie vergibt einen Kredit und die Region hat neues Geld.

Das ist eine sehr gute Frage.
Daher gehe ich auch nicht von einem reinen Goldstandard aus, sondern von einer Mixtur mit Rohstoffen, so wie es Zoltan Poszar für die BRICS prognostizierte.
Der entscheidende Unterschied ist, daß dieser Währungskorb echte Werte als Aktiva hat und keine oder sehr wenig faule Versprechen.

Frage 3: Wie wird Goldgeld verteilt?

Wie früher auch, siehe Goldstandard.
Es liegt in den Tresoren der Zentralbanken.
Buchungstechnisch auch kein Thema, denn Bestände müßten dann nur in besonderen Fällen richtig transferiert werden, andernfalls bleibt alles an seinem Platz und wird nur anders gebucht - Eigentümerwechsel.

Eine Goldwährung soll angeblich den Zusammenbruch einer Wirtschaft durch Inflation am Ende ihres Zyklus verhindern.

Die Zyklen werden weniger heftig sein – durch die Kreditbremsenfunktion.

Meiner Meinung nach macht eine Goldwährung bereits jeglichen Anfang eines Wirtschaftszyklus zu Nichte.

Nein, da schon Deine Konstruktion dazu recht abenteuerlich ist. [[freude]]

Gold und Silber waren meiner festen Überzeugung nach früher nur erforderlich, weil beide das Geld fälschungsicher(er) machten.

Das ist doch aber das Hauptproblem aller Geld-Krisen.
Der BETRUG!

Komisch, jede unserer Banktranskationen wird überwacht, auf den öffentlichen Plätzen verfolgen uns Kameras und der Identitifizierungswahn wird immer absurder.
Aber beim Geld ist absolute Großzügigkeit angesagt.
Da wird versprochen, das die Schwarte kracht und Schulden werden zu Sondervermögen um tituliert.
Das dumme Gelaber der Politik erhält Absolution, anstatt das es ins Lichte des scharfen Auges eines gewissenhaften Buchhalters gerät.
DAS ist das Problem!

Die Kosten von Metallgeld sind meiner Meinung nach unverhältnismäßig hoch.

Nochmals, es geht nicht um zirkulierende Edelmetall-Münzen.

Der Papiergeld-Dollar ist deutlich kostengünstiger und hat seine Werthaltigkeit jetzt über erstaunliche fast 90 Jahre relativ eindrucksvoll bewiesen.
Der war gut, @Morpheus – der war richtig gut. [[euklid]]
Der US-Dollar hat 92% seit 1950 seiner Kaufkraft verloren.
Das ist in der Tat eindrucksvoll – aber eher im negativen Sinn.

Nicht umsonst begann der Siegeszug der USA mit Einführung des Papiergeldes, weil die Wirtschaft endlich ungebremst expandieren, geradezu explodieren konnte. Wer auf dieses unbegrenzte Geld verzichten will, macht meiner Meinung nach einen krassen Denkfehler.

Auweia, jetzt wird es bedenklich.
Der Sohnemann, der Papas Konto plündert lebt auch ein paar Monate oder Jahre in Saus und Braus. Doch irgendwann hat es damit ein Ende.

Keinesfalls behaupte ich, dass der US-Dollar oder der Euro oder Remibi/Yuan oder Rubel dauerhaft stabil sein werden. Im Gegenteil. Aber das liegt nicht daran, dass diese Währungen nicht an Gold gebunden sind, sondern dass die Währungsgebiete zu groß sind, um eine zyklische Bereinigung in gerechter Form zuzulassen.

Die Währung an sich spielt keinerlei Rolle.
Die Besicherung der Kredite ist das WESENTLICHE.
Wenn hier gepennt, weg geschaut oder gar betrogen wird – geht es mit jeder Währung in die Grütze.
Streng genommen bräuchte man in der idealen Welt auch kein Gold.
Aber die Welt ist eben nicht so ehrlich, wie es die Weltverbesserer erträumen und daher muß ein Regulativ wie Gold her.

.. denn allgemeines Schwadronieren, darüber, dass Gold in der Vergangenheit gut funktioniert haben soll, hilft eben genau nicht weiter.

Doch, das hilft sehr wohl weiter, weil es eben schon einmal über viele Jahrzehnte funktioniert hat und da begann die Wirtschaft überall in Europa zu wachsen, siehe dazu auch den Hinweis von @Fox-News.

mfG
nereus


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