Die erwähnte Studie wurde zurückgezogen

Miesepeter, Samstag, 26.09.2020, 17:15 (vor 1309 Tagen) @ nereus3287 Views
bearbeitet von Miesepeter, Samstag, 26.09.2020, 17:39

Hallo Nereus,


Was sagt die Fachwelt?
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Medizinprodukte/DE/schutzmasken.html

Was soll man dazu sagen?
Sie schützen nicht, aber irgendwie schützen sie doch.
Was soll das?

Was heisst schützen?

Ds Problem ist, dass im Labor nur Filterleistungen gemessen werden können, und das auch nur unter den spezifischen Einstellungen des Instrumentariums (Druck, mit Dummykopf oder ohne, Zusammensetzung des Aerosols etc). So erhält man die Materialeigenschaften / Filterwerte.

Ob aber eine Maske mit einem Filterwert von 50%, 80% oder auch 99,99% letztendlich eine Transmission oder eine Infektion tatsächlich verhundert, ist wissenschaftlich sehr schwer zu determinieren, denn da spielen ja sehr viel mehr Faktoren ein, als nur die Filtereigenschaften einer Maske eines Trägers. Experimente mit absichtlichen Infektionen von Testsubjekten sind darüberhinaus verboten.

Wenn nun also jemand sagt, eine Maske mit einem Filtergrad von zb 95% über die Partikelgrössen der Viren schützt, so ist das der Wahrscheinlichkeitsrechnung geschuldet, nicht einem wissenschaftlichen Beweis. Sie schützt eben nicht wissenschaftlich zuverlässig, weder in 95% aller Fälle, noch 95% aller Personen. Sie reduziert lediglich die Virenlast der Einatemluft oder Ausatemluft um 95%. Welche Schutzwirkung das hat ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es eine Schutzwirkung hat ist aber grösser, als dass es keine hat. Dies sehen auch die meisten Mediziner so, und tragen daher Schutzmasken, wenn sie Covid-19 Kranke behandeln.

Die Apotheken-Umschau schreibt u.a.: Für einen Besuch von Geschäften oder Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ist das Tragen von Stoffmasken oder anderen Tüchern vor Mund und Nase ausreichend.
Tröpfchen oder Speichelspritzer, welche alle Menschen beim Husten, Niesen oder Sprechen ausscheiden, verteilen sich so weniger. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass ein Tuch vor Mund und Nase einen selbst in relevantem Maß vor einer Ansteckung zum Beispiel mit dem neuartigen Coronavirus schützen kann.

Quelle: https://www.apotheken-umschau.de/Coronavirus/SARS-CoV-2-Welcher-Mundschutz-schuetzt-wie...

Die Argumentation ist merkwürdig – sehr merkwürdig.
Einerseits wird einem wirksamen Schutz eine Abfuhr erteilt.
Andererseits nützen sie vielleicht doch.

Der Artikel ist inkompetent verfasst, so what? Die Apotheken-Umschau weiss halt auch nicht was "ausreichend" überhaupt ist, ebensowenig wie was das "relevante Maß" ist.


Seoul − Weder Baumwollmasken noch chirurgische Masken sind eine sichere Barriere für SARS-CoV-2, wenn ein Patient mit COVID-19 hustet. Dies zeigen aktuelle Experimente in den Annals of Internal Medicine (2020; doi: 10.7326/M20-1342).
..
Ein Team um Sung-Han Kim vom Asan Medical Center in Seoul hat beide Masken an 4 Patienten getestet, die an COVID-19 erkrankt waren.
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111799/COVID-19-Patienten-husten-Viren-durch-chi...

Die Studie (Original hier, interessant auch die Kommentare) wurde inzwischen zurückgezogen: Notice of Retraction
Trotzdem danke für den Hinweis, ich werde mir das mal in Ruhe durchlesen. Die Angaben widersprechen allen anderen Studien, 4 Personen, wurde auch zurückgezogen - trotzdem ist es interessant einmal den Ansatz nachzuvollziehen.

Ein wissenschaftlicher Beweis ist die Studie aber wohl so eher nicht.

Frühere Studien hatten gezeigt, dass chirurgische Masken für Aerosole mit einem Durchmesser von 0,9 bis 3,1 µm durchlässig sind.

Die "Durchlässigkeit" liegt bei 0,9 bis 3,1 µm irgendwo zwischen 0,00 und 0,10%.

Die Aussage halte ich daher für irreführend bzw falsch und leicht widerlegbar. Chirurgische Masken werden ebenso wie FFP-Masken im Rahmen einer Zertifzierung überprüft, und zwar ganz speziell auch auf ihre Filterleistung für Aerosole mit einem Durchmesser von 0,9 bis 3,1 µm. Dafür gibt es also nicht eine, sondern hunderte, wenn nicht gar tausende Testmessungen, und alle fallen positiv aus, denn sonst darf die Maske gar nicht in den Verkehr gebracht werden.

Diese Aussage stellt in meinen Augen die Studie noch mehr in Frage. Die Aussage ist so nachweislich falsch.

Der Durchmesser von SARS-CoV-Partikeln wurde während des ersten SARS-Ausbruc
hs 2002/3 auf 0,08 bis 0,14 µm geschätzt. Falls die Partikel von SARS-CoV-2 die gleiche Größe haben, werden sie nach Einschätzung von Kim nicht von chirurgischen Gesichtsmasken aufgehalten. [/i]

Dazu habe ich hier und hier schon Stellung genommen. die Rechnung geht so nicht auf.

D.h. das Team aus Süd-Korea verfügt nicht über den praktischen Sachverstand, den es nach Meinung der gelben Schwarmintelligenz haben müßte.
Das ist kein Vorwurf oder eine Kritik – das ist nur eine Feststellung. [[zwinker]]

Sie scheint auch zutreffend.

Es gibt Studien, welche die Filterleistung von OP-Masken gegen Influenzaviren messen, hier und hier.

Influenzaviren unterscheiden sich in der Grössenordnung nicht wesentlich von Coronaviren.


Aha.
Da fokussiert sich ein spezifisches Problem heraus.
Das schiere Atmen durch die Masken schützt (angeblich), aber der Hustenanfall verbreitet dennoch die gefährlichen Viren.
Dann spielen Partikel- und Porengröße vermutlich doch eine größere Rolle als angenommen.

Der Unterschied zwischen normalem Atem und Husten liegt im Druck, mit welchem die Partikel gegen/in den Filter gedrückt werden.
Je höher der Druck, desto mehr Partikel penetrieren den Filter und entweichen unter den Maskenrändern.

Was bedeutet das konkret?
Das bedeutet im Klartext, daß Menschen, die an Husten leiden nur über ein zertifiziertes (vermutlich auch teureres) Medizinprodukt andere Menschen vor Ansteckung wirksam schützen.
Die übliche Stoffmaske nützt nicht nur bedingt – sie nützt überhaupt nicht.
Obwohl sie angeblich den Auswurf bremst, läßt sie die Viren dennoch durch.

Es bedeutet, dass der Schutz bei Husten geringer ausfällt als bei normalem Ausatmen. Ein Infizierter hustet aber zb nicht durchgängig, sondern atmet auch normal aus. Die Gesamteinbringung in die Umgebungsluft stellt einen wie immer gewichteteten Mittelwert dar. Er wird immer niedriger sein als ohne Maske.

Und wenn wir jetzt noch @Hans Dampf berücksichtigen, der meint, es wären noch nie Viren nachgewiesen worden, was "schlüpft" dann durch den Mund und infiziert eine andere Person? [[hae]]

Das Thema überlasse ich Hans Dampf und Falkenauge.

Es ist also für den Gesunden und den Erkälteten völlig sinnfrei den blau-weißen Mund-Nasenschutz zu benutzen, weil er im Ernstfall – wenn doch gehustet oder geniest werden muß - NICHTS bringt.

Das ist eben eine Falschbehauptung. Es bringt eindeutig nicht NICHTS.

Ob es hingegen ausreichend Effekt bringt, um eine allgemeine Tragepflicht zu rechtfertigen, mag zurecht bezweifelt werden, insbesondere dann, wenn nicht einmal Mindestanforderungen definiert sind, welche eine Maske erfüllen muss, und auch Helmuts Damenschlüpfer über dem Mund den Anforderungen gerecht werden.

Gruss,
mp


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