Spannend ist es immer wieder. ;-)

nereus, Freitag, 25.09.2020, 16:28 (vor 1309 Tagen) @ Broesler4107 Views

Hallo Broesler!

Ich antworte Dir einmal, auch wenn es ebenso für @Andudu und @Lenz-Hannover gilt.
Eure Argumentation ist ja ähnlich.

Wir haben also einmal den Facharzt für Infektionsepidemieologie und eine Biochemikerin und dazu 3 Gegenmeinungen.
Zunächst leuchten mir die vorgebrachten Einwände ein.

Das Problem, das läßt sich – abgesehen vom Mainstream – nicht so richtig herleiten.
Schon die WHO hatte ja Zweifel, ob Masken etwas nützen.
Ginge es um die Pharmaindustrie hätte sie sich vermutlich spezifischer positioniert.

Was sagt die Fachwelt?

Mund-Nasen-Bedeckungen sind im weitesten Sinne Masken, die (z.B. in Eigenherstellung auf Basis von Anleitungen aus dem Internet oder industriell gefertigt als modisches Gesichtstextil) aus handelsüblichen Stoffen genäht und im Alltag getragen werden. Entsprechende einfache Mund-Nasen-Bedeckungen genügen in der Regel nicht den für Medizinische Gesichtsmasken (2.) oder persönliche Schutzausrüstung wie partikelfiltrierende Halbmasken (3.) einschlägigen Normanforderungen bzw. haben nicht die dafür gesetzlich vorgesehenen Nachweisverfahren durchlaufen. Sie dürfen nicht als Medizinprodukte oder Gegenstände persönlicher Schutzausrüstung in Verkehr gebracht und nicht mit entsprechenden Leistungen oder Schutzwirkungen ausgelobt werden.

Träger der beschriebenen Mund-Nasen-Bedeckungen können sich nicht darauf verlassen, dass diese sie oder andere vor einer Übertragung von SARS-CoV-2 schützen, da für diese Masken keine entsprechende Schutzwirkung nachgewiesen wurde.

Hinweise für Hersteller:

Es ist im Falle der Beschreibung/Bewerbung einer Mund-Nasen-Bedeckung durch den Hersteller oder Anbieter darauf zu achten, dass nicht der Eindruck erweckt wird, es handele sich um ein Medizinprodukt oder persönliche Schutzausrüstung. Besondere Klarheit ist bei der Bezeichnung und Beschreibung der Maske geboten, die nicht auf eine Schutzfunktion hindeuten darf, da diese nicht nachgewiesen ist. Vielmehr sollte ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass es sich weder um ein Medizinprodukt, noch um persönliche Schutzausrüstung handelt.

Trotz dieser Einschränkungen können geeignete Masken als Kleidungsstücke dazu beitragen, die Geschwindigkeit des Atemstroms oder Tröpfchenauswurfs z.B. beim Husten zu reduzieren. Auf diese Weise können sie bzw. ihre Träger einen Beitrag zur Reduzierung der weiteren Ausbreitung von SARS-CoV-2 leisten.

https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Medizinprodukte/DE/schutzmasken.html

Was soll man dazu sagen?
Sie schützen nicht, aber irgendwie schützen sie doch.
Was soll das?

Die Apotheken-Umschau schreibt u.a.: Für einen Besuch von Geschäften oder Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ist das Tragen von Stoffmasken oder anderen Tüchern vor Mund und Nase ausreichend.
Tröpfchen oder Speichelspritzer, welche alle Menschen beim Husten, Niesen oder Sprechen ausscheiden, verteilen sich so weniger. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass ein Tuch vor Mund und Nase einen selbst in relevantem Maß vor einer Ansteckung zum Beispiel mit dem neuartigen Coronavirus schützen kann.

Quelle: https://www.apotheken-umschau.de/Coronavirus/SARS-CoV-2-Welcher-Mundschutz-schuetzt-wie...

Die Argumentation ist merkwürdig – sehr merkwürdig.
Einerseits wird einem wirksamen Schutz eine Abfuhr erteilt.
Andererseits nützen sie vielleicht doch.

Warum spricht man nicht von einer be- oder eingeschränkten Schutzwirkung?
Das würde sich doch aus der Argumentation ergeben, oder?

Seoul − Weder Baumwollmasken noch chirurgische Masken sind eine sichere Barriere für SARS-CoV-2, wenn ein Patient mit COVID-19 hustet. Dies zeigen aktuelle Experimente in den Annals of Internal Medicine (2020; doi: 10.7326/M20-1342).
..
Ein Team um Sung-Han Kim vom Asan Medical Center in Seoul hat beide Masken an 4 Patienten getestet, die an COVID-19 erkrankt waren.
..
Die Patienten wurden gebeten, jeweils 5 Mal auf eine Petrischale zu husten, die sich 20 cm vor ihrem Gesicht befand. Dieses Experiment wurde 4 Mal wiederholt.
Beim ersten Mal trugen die Patienten keine Maske, beim zweiten Mal eine chirurgische Maske, beim dritten Mal eine Baumwollmaske und beim vierten Mal waren sie erneut ohne Maske.
Wie Kim berichtet, betrug die mittlere Viruslast der 4 Teilnehmer vor dem Experiment im Nasopharynx-Abstrich 5,66 log Kopien/ml und in den Speichelproben 4,00 log Kopien/ml.

Beim Husten ohne Maske wurden in den Petrischalen 2,56 log Kopien/ml gemessen,
beim Husten durch die chirurgische Maske wurden 2,42 log Kopien/ml gefunden
und beim Husten durch die Baumwollmaske 1,85 log Kopien/ml.
Die Viren wurden bei allen Patienten nach dem Husten auch auf der Außenfläche der Gesichtsmasken gefunden, während auf der Innenseite teilweise keine Viren nachweisbar waren.
Die Experimente zeigen laut Kim, dass weder Baumwollmasken noch chirurgische Masken die Viren von hustenden Patienten sicher aufhalten können.
Warum die Viren an der Innenseite teilweise nicht nachweisbar waren, bleibt ungeklärt.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/111799/COVID-19-Patienten-husten-Viren-durch-chi...

Man beachte, die chirurgischen Masken, die in der Regel Medizinpersonal vorbehalten sind, boten weniger Schutz als die Baumwollmasken!
Besonders skurill, dort wo der „Auswurf“ hängenbleibt – also auf der Innenseite – konnten teilweise keine Viren nachgewiesen werden. [[hae]]
Doch die Studie hat noch mehr zu bieten.

Frühere Studien hatten gezeigt, dass chirurgische Masken für Aerosole mit einem Durchmesser von 0,9 bis 3,1 µm durchlässig sind. Der Durchmesser von SARS-CoV-Partikeln wurde während des ersten SARS-Ausbruc
hs 2002/3 auf 0,08 bis 0,14 µm geschätzt. Falls die Partikel von SARS-CoV-2 die gleiche Größe haben, werden sie nach Einschätzung von Kim nicht von chirurgischen Gesichtsmasken aufgehalten.

D.h. das Team aus Süd-Korea verfügt nicht über den praktischen Sachverstand, den es nach Meinung der gelben Schwarmintelligenz haben müßte.
Das ist kein Vorwurf oder eine Kritik – das ist nur eine Feststellung. [[zwinker]]

Die Ergebnisse stehen im Gegensatz von kürzlich veröffentlichen Experimenten an Patienten, die sich mit saisonalen Coronaviren infiziert hatten. Dort hatten chirurgische Gesichtsmasken die Viren gestoppt. Die Unterschiede zwischen den beiden Experimenten liegen einmal in der Methodik.

Die Viren waren nicht auf einer angehusteten Petrischale bestimmt worden, sondern mit einem speziellen Gerät in der Atemluft.
Die Probanden wurden in der Studie nicht gebeten zu husten.

Es könnte demnach sein, dass die Masken die Viren beim normalen Atmen aufhalten, der starken Beschleunigung der Partikel bei einem Hustenreiz jedoch nicht standhalten. © rme/aerzteblatt.de

Aha.
Da fokussiert sich ein spezifisches Problem heraus.
Das schiere Atmen durch die Masken schützt (angeblich), aber der Hustenanfall verbreitet dennoch die gefährlichen Viren.
Dann spielen Partikel- und Porengröße vermutlich doch eine größere Rolle als angenommen.

Nur warum halfen die Masken einmal und ein anderes Mal nicht?
Abgesehen von der analytischen Methodik ist es vor allem die Art des Austritts der Atemluft aus Mund und Nase.
Normales Atmen ist ungefährlich, doch Niesen und Husten beschleunigen den Viren-Angriff erheblich.

Was bedeutet das konkret?
Das bedeutet im Klartext, daß Menschen, die an Husten leiden nur über ein zertifiziertes (vermutlich auch teureres) Medizinprodukt andere Menschen vor Ansteckung wirksam schützen.
Die übliche Stoffmaske nützt nicht nur bedingt – sie nützt überhaupt nicht.
Obwohl sie angeblich den Auswurf bremst, läßt sie die Viren dennoch durch.
Und wenn wir jetzt noch @Hans Dampf berücksichtigen, der meint, es wären noch nie Viren nachgewiesen worden, was "schlüpft" dann durch den Mund und infiziert eine andere Person? [[hae]]

Es ist also für den Gesunden und den Erkälteten völlig sinnfrei den blau-weißen Mund-Nasenschutz zu benutzen, weil er im Ernstfall – wenn doch gehustet oder geniest werden muß - NICHTS bringt.

So, jetzt könnt Ihr mich argumentativ an die Wand nageln. [[freude]]

mfG
nereus


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