Nichtsanktionierung fordert niemand

Zarathustra, Samstag, 23.12.2017, 21:36 (vor 2287 Tagen) @ Sigrid6875 Views


ich bin halt meiner Zeit voraus. Aus dem Link von Dir, Zara:
Der Schuld-und-Sühne-Wahn

Anders handeln wird jemand, der Scheisse baut, entweder dann, wenn er
determinierterweise sehen kann, dass er Scheisse gebaut hat
und es ihm leid tut, oder aber wenn er für sein Fehlverhalten

sanktioniert

wird, und genau deshalb, aus Präventionsgründen, wird sanktioniert

unter

Menschen (und Tieren). Nur patriarchal abgerichtete Zivilisten
sanktionieren der Schuld und Sühne wegen

Und genau so ist das und hab ich auch noch nie anders gesehen.
Weswegen ich kein Problem mit Erziehung und Sanktionen habe, samt der
Erkenntnis, dass solches nur ein winziges Puzzleteilchen im Ursachen und
Wirkungsspektrum sind.

Und dann sagt Singer solches:
„Singer:
Genauso verhält es sich. Denken
Sie nur an das Problem der Erziehung!
Wenn ich meine Kinder für eine Regel-
übertretung zur Rechenschaft ziehe,
dann subsumiere ich reflexhaft die über-
kommenen Sichtweisen: Ich nehme un-
weigerlich an, dass meine Kinder in ih-
ren Handlungen frei waren. Sonst könnte
ich sie ja nicht bestrafen. Und diesen
Selbstwiderspruch, diesen Konflikt zwi-
schen unterschiedlichen Erfahrungswel-
ten, den müssen wir aushalten.“

und die Beiden klagen über die Schizophrenie und die „schrecklichen
Wirkungen“, die die Erkenntnis „Mensch kann halt nicht anders“haben
könnte. Lustig!


Umgekehrt. Singer und Roth plädieren schon lange für eine Anpassung des Strafrechts, weil die Wirkung dieser Erkenntnis nicht schrecklich, sondern eher positiv wäre. Man begründet eine Strafe dann nicht mehr mit Schuld und Sühne, sondern mit Prävention.

Um dann auf die Idee zu kommen, da kann man doch was tun. Man setze
Ursachen ( Erziehung, psychogene Drogen, Meditation ect.), damit Mensch
dann halt doch einen anderen Willen kriegt. Lustig!

Sie plädieren in jenem Absatz nicht für einen Einsatz von Drogen und Medition.

Das Entsetzen beginnt an dem Moment, an dem mir klar wird, dass Menschen
für die der „freie Wille“ plötzlich fällt, dann dazu übergehen
diesen sehr viel stärker als „formbare Masse“ zu empfinden.

Er ist eine formbare Masse, und dies gilt es zu berücksichtigen, auch im Strafrecht.

Die beiden
Herren sprechen da gar von NEUER Verantwortung, die sich aus solch
Erkenntnis ergibt. OHA, dabei war das doch nie anders.
Im Empfinden fällt da nicht nur der freie Wille, sondern die Vorstellung
des „freien Menschen“.
Neues Mem- bildchen, welches da transportiert wird:
Einzelner Mensch als biologischer Zellhaufen ist Produkt der Ursachen.
Unschuldig, bzw. ohnmächtig an diesen und dürfte darum nicht sanktioniert
werden. Die „Tat“, das Ergebnis seiner Determinierung kann nicht mehr
mit Schuld und Entschuldung beurteilt werden.

Falsch. Du hast die ganzen Debatten mit Singer und Roth nicht mitbekommen.
Es wird nirgends gefordert, dass nicht sanktioniert wird. Glaubst Du, die sind verrückt? Es wird gefordert, dass Sanktionen zeitgemässer begründet werden, sprich: nicht mehr in der mittelalterlich pfaffösen (Kurt) Art und Weise wie bisher, sondern an die Erkenntnisse aus der Wissenschaft angepasst.

Grüsse, Zara


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