Schuld begründet Wert

Ashitaka, Sonntag, 17.12.2017, 17:43 (vor 2312 Tagen) @ BerndBorchert8384 Views

Hallo Bernd,

und damit wäre Bitcoin genauso gedeckt wie Franken, Euro etc., nämlich
gar nicht.

Die Vorstellung einer durch reale Gegenwerte gedeckten Währung (Schatztruhe) sitzt bei vielen so tief, dass ihnen gar nicht mehr bewusst wird, was den Wert einer Einheit überhaupt begründet, dass dieser Wert immer nur die Relation ist, damit niemals eine zur Geldeinheit gegensätzliche Position.

Um es deutlich zu machen, hatte ich das Beispiel mit der Immobilie als
collateral bei der EZB angegeben. Leider hast Du Recht, dass die EZB keine
Immobilien annimmt: Auch wenn das bei Wikipedia noch so steht
https://de.wikipedia.org/wiki/Notenbankf%C3%A4higkeit , kann ich es auf der > EZB Seite nicht finden.

Warum habe ich leider Recht?! Ich füge niemandem hier Leid zu.

Es sind aber wohl Immobilienkredite oder Bündel > davon als Sicherheiten erlaubt.

Schuldtitel eines zugrundeliegenden Schuldverhältnisses sind eben etwas völlig anderes als eine den realen Gegenwert simulierende Immobilie.

Ich frag mich, ob ich besser einen Immobilienkredit einer GB als
Sicherheit bei der EZB als Beispiel dafür nehme, dass ein Geldschein an
einen realen Wert gebunden ist (das wäre sozusagen die Argumentation aus
meinem letzten posting, aber über zwei Stufen), oder ob ich lieber gleich
mit den Staatsanleihen anfange, bei denen ich argumentieren will, dass der
Geldschein über sie und das Recht zur Steuereinnahme an das BIP und somit
an einen realen Gegenwert gebunden ist.

Welcher reale Gegenwert?

Ohne das Schuldverhältnis gibt es keinen Wert der Immobilie. Da wartet nichts in der Immobilie auf, was einen Wert begründet. Werte werden ausschließlich durch das "haben müssen", d.h. einer Schuldhaftigkeit, begründet. Die Immobilie deckt in Bezug auf einen Wert gar nichts, steht weiterhin auf einem Grundstück und fertig. So wie die Kuh auf der Wiese steht und ihr Vermögen in der Bilanz.

Doch lass uns zuvor noch was klären. Du betonst vor allem, dass der Euro
das Zahlungsmittel ist, mit dem man die Abgaben/Steuern zahlen muss (plus
gesetzliche Annahmeverpflichtung in Euro für jeden Verkäufer im Euroraum)
, und dass das der Grund ist, warum das Euro-, Franken-, etc. System so
stabil ist, und dadurch auch ein unschlagbaren Vorteil gegenüber Bitcoin
hat.

Es gibt gar keine Konkurrenzsituation. Weil die Zugangsvoraussetzungen für Bitcoins nicht auf Schuldverhältnissen basieren, deshalb von sich aus auch niemals eine stabile Bewertung über längere Zeiträume gewährleistet werden kann. Was nicht von allen gehabt werden muss und an eine Haftbarkeit geknüpft ist, drückt auch niemals für alle einen Wert aus. Und über längere Zeiträume gefühlt gleichbleibende Relationen sind sowieso ausgeschlossen. Bitcoins sind nur solange für bestimmte Kreise interessant, wie sie sich profitabel errechnen lassen, profitabel gehandelt werden.

Ich habe den Eindruck, dass Du das für den einzigen Vorteil des Euro-
etc. Systems hälst. Und dass die Entstehung der Euros etc. durch
Verschuldungkontrakte nur ein Spielchen ist, das zur Stabilität kaum
beiträgt, denn es gibt ja offenbar Deiner Meinung nach keine Verbindung zu
realen Werten.

Nein, die Verschuldungskontrakte und Abgabenforderung des Staates sind Voraussetzungen dafür, dass die Einheit für alle so lange wie es geht ihren Wert in Bezug zu anderen Einheiten behält, weil sie dann jeder haben muss, um sich zum Termin von seiner Schuld zu befreien.

Deshalb diese Frage: Was wäre, wenn der Staat die Geldscheine so
herausgeben würde wie er es mit den Münzen (Münzregal) macht: nämlich
einfach so (ohne sich zuverschulden etc.)

Zirkelschluss: Es gibt keinen nicht verschuldeten (vorfinanzierten) Staat. Würde der Staat ohne eine Abgabenerhebung und Zugangsvoraussetzungen (siehe Söldnermärkte) Münzen herausgeben, so hätten diese keinen Wert, weil sie niemand haben müsste. Nochmal: Der Wert einer Einheit entsteht einzig und allein durch ihr "haben müssen".

Ich interpretiere Dich so, dass dieser Euro ebenfalls stabil sein müsste,
denn die von Dir so betonten Vorschriften würden natürlich weiterhin
lauten: Steuern müssen in diesen Euros bezahlt werden, und es gilt
generell Annahmezwang in Euro.

Nur wenn es Zugangsvoraussetzungen für die Münzen gibt. Heute ist es Voraussetzung, dass der Nachfragende Sicherheiten mit sich bringt, haftbar gemacht wird und damit im Fall der Fälle die Machtzession (privaten Eigentumsrechte) des Zentralmachtsystems verliert.

Mit anderen Worten: Wozu das Spielchen mit den Schuldkontrakten und
Sicherheiten bei der EZB, wenn die keine Verbindung zur realen Welt und
deren realen Werten haben?

Weil dadurch die Haftbarkeit des Schuldners gewährleistet wird.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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