Gefangen im Verwirklichten

Ashitaka, Freitag, 28.04.2017, 16:38 (vor 2547 Tagen) @ Orlando9995 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 28.04.2017, 16:55

Hallo Orlando,

Natürlich stehen nicht die Geldscheine in der
Bilanz, sondern nur ein Verweis darauf. Die Geldscheine liegen in der
Kasse.

Kein Verweis auf den Geldschein, sondern auf das Vermögen (Nennbetrag), welches der Geldschein beurkundet (beziffert).

Die Scheine und Münzen sind kein Geld.


Kann man so sehen, ich sehe das wie beschrieben. Drum habe ich eine
Definition vorangeschickt. Da wir beide unter Geld etwas unterschiedliches
verstehen, erübrigt sich alles weitere.

Jeder so, wie er meint.

Mit "sozial" meinte ich nicht Martin Schulz, alle haben sich lieb und so,
sondern eben unter Menschen und zwischen Menschen geübtes im Gegensatz zu
den Vorgängen in der Natur. Insbesonders meinte ich damit, dass eben
"Schuld" und "Guthaben" nur unter Menschen vorkommt, nicht in der sonstigen
Natur und deshalb eben ein "soziales Phänomen" ist im Gegensatz zu
natürlichen Phänomenen, wie bspw. der Stoffwechsel oder die Verdauung.

Auch ein Gorilla verschafft (verleiht) seinem Nachwuchs Potential (Möglichkeiten) dadurch, dass er die Urschuld des Nachwuches tilgt. Man kann sich von der rein negativ vorbelasteten Vorstellung einer Schuld befreien und sich der Tatsache bewusst werden, dass der Termin selbst immer eine Schuld begründet. Im Falle der Urschuld eben gegen sich selbst. Du kannst den Termin, an dem du mangels Nahrungsaufnahme stirbst gerne verneinen. Du kannst genauso behaupten, dass eine Schuld immer nur dann existiert, wenn zwei Menschen sozialen Kontakt hegen. Du bist dir dann nichts schuldig, simulierst.

Die Realität sieht anders aus!

Nein, die Schuld ist nur Finanzierung, etymologisch "das Setzen von
Grenzen", ein Zeitverschaffen. Eine Vollstreckung oder deren Ankündigung
gibt es nicht vor der Fälligkeit (Grenze), weshalb auch keine
Vollstreckung bis zur Grenze (Fälligkeit) aufgeschoben wird.


Das Wesen der Bilanz besteht ja u.a. gerade darin, Verpflichtungen
aufzulisten, die noch nicht fällig sind, aber trotzdem bestehen. Das
heißt auch: obwohl sie noch nicht fällig sind.

Nein, denn auch fällige Verpflichtungen müssen passiviert werden. Um die Fälligkeit geht es beim Thema Passiva nicht. Fälligkeiten sind in der Bilanz lediglich Angaben (Vermerke).

Meine Definition lautete: Schuld ist ein soziales Konzept, eine
Verpflichtung mit definiertem Schuldner, Gläubiger und Fälligkeitstermin.
Gläubiger und Schuldner sind dabei voneinander unabhängige Wesenheiten.

Du bist dir nichts schuldig. Das Leben, der Traum! Die Akzeptanz des Realen, unerträglich!

Mir hier mangelnde Durchdringung des Sachverhaltes vorzuwerfen, ist
unangebracht.

Es gibt keine Vollstreckung vor der Fälligkeit. Ob ein Termin oder ein Ereignis zur Fälligkeit führen, das ist ein ganz anderes Thema.

Ok, den Seitenhieb auf die Urschuld konnte ich nicht lassen, er ist aber
berechtigt und on topic. Ein großer Unterschied zwischen (sozialer) Schuld
und natürlicher (angeblicher) Urschuld ist der, dass letztere von
niemandem erlassen werden kann, da es sich eben um sofortige, unabwendbare
Vollstreckung handelt.

Der Schuldenerlass gegen sich selbst ist real: Nennt sich Suizid, das Vermögen und verliehene Potential schwinden in dem Moment dahin. Man muss Schulden vom Wesen her ergründen, sich seiner eigenen Zeit bewusst werden, die durch den Termin erst real wird. Zandow hat zur Zeit etwas ganz fabelhaftes im alten Forum geschrieben.

Alle sozialen Schulden können erlassen werden, dh.
auf die Vollstreckung kann vollständig verzichtet werden. Das MUSS im
Rahmen der Bilanzierung sogar geschehen, wenn die Aktiva verschwunden sind.
(Es wird ja immer wortreich beklagt, wenn Banken Uneinbringliches nicht
abschreiben etc.)

Eine Wertabschreibung (im Zweifel auf Null) ist nicht dasselbe wie ein Schuldenerlass. Die Veranlassung ist der Knackpunkt. Was glaubst du, wie schwer es ist Prüfer von betrieblichen Anlässen zu überzeugen und gesellschaftsrechtliche Beweggründe für einen Schuldenerlass abzuschmettern.

Wobei die Herrschaft so nett ist, dem Gläubiger die
Ausgliederung aus der Bilanz zu gestatten, dem Schuldner die Verpflichtung
aber ewig nachläuft. (Privatinsolvenz gibt's erst seit ein paar Jahren).

Und dem Gläubiger läuft die fehlende Realisation seiner Erträge (Cash) nicht nach?

Bilanz ist ein im Zuge der Sesshaftwerdung von den Patriarchen, also

der

Herrschaft, eingeführtes Konzept. Seinem Wesen nach zielt es darauf

ab,

dem Besitz (Aktiva) das Eigentum (Passiva) überzuordnen.


Wer veräppelt hier wen? Das ist Stuss, thematisch Müll. Die Passiva

hat

mit Eigentumsrechten gar nichts, nicht einmal einen Funken, zu tun.
Ebensowenig wird in einer Bilanz die sachliche Herrschaft (der Besitz)
aktiviert. Du hast von Bilanzen, wie man an diesem Stuss leicht

erkennen

kann, keinerlei Ahnung.

Es kommt danach
nicht darauf an, ob jemand etwas hat, sondern ob es ihm auch gehört.

Das

Eigentum ist aber eine reine Behauptung, die sich nicht beweisen

lässt.

Weshalb man bedeutende Eigentumsrechte auch beurkundet. Aber nochmal:

Ein

Eigentumsrecht hat mit der Passiva einer Bilanz gar nichts zu tun. Dir

ist

nicht klar, wozu Aktiva und Passiva dienen, was ihr eigentlicher Sinn

ist.

Bspw. bei Grundstücken, die Vorfahren der Thurn und Taxis haben

ihren

Wald

natürlich irgendwie zusammengeraubt bzw. besetzt oder vom

Oberwarlord

zugeteilt bekommen und stehen deshalb im Grundbuch, aber beweisen

lässt

sich das nicht und nach der nächsten Revolution wandern die

Grundbücher

ins Feuer und das Eigentumsrecht gibt es dann entweder gar nicht

mehr,

oder

es behauptet jemand anderes das Eigentum daran.


Die bekannte Flucht in die Dysfunktionalität. Oder anders

ausgedrückt:

Nur weil wir alle sterben werden, bedeutet dies nicht, dass wir bereits
alle Tod sind. Eigentumsrechte sind aufgrund der Funktionalität des
Systems höchst real, keine bloßen Behauptungen.

Genauso verhält es sich
mit der gesamten rechten Seite der Bilanz, alles bloße Behauptungen.

Dem

Wildbeuter wären sie völlig schnuppe, er könnte noch nicht mal

ihre

Sinnhaftigkeit erkennen, bis, ja bis sie ihm jemand mit einer

größeren

Keule einbläute.


Behauptungen von etwas in den Raum zu stellen, über das man sich
gedanklich und systematisch gar nicht klar ist?! Wer veräppelt hier

denn

wen? Such dir wen anders, den du mit dem Flachwissen über Bilanzen
Täuschung unterstellen kannst.

Also, die Invektiven denken wir uns jetzt mal weg. Dann stellen wir erst
mal fest, dass Du hier die "Flucht in die Dysfunktionalität" monierst, sie
aber bei dem Brötchenbeispiel selbst übst (anderer Thread).

Wenn morgen früh alle Eurobanknoten aus dem Verkehr zu ziehen sind, hat das mit einer Dysfunktionalität des Systems nichts zu tun. Es funktioniert weiterhin perfekt (Neuausgabe bei allen Kreditinstituten).

Das Brötchenbeispiel sollte dir klar machen, dass der Geldschein den du in deiner Hand hälst kein Geld ist, dass Geld ein Potential ist (Macht, damit Passiv), welches nur solange als Verhältnis existiert und Funktion bietet (Zahlungsfunktion), wie es das System gewähren kann (Zentralmacht).

Mir und allen Lesern ist schon klar, dass ein passivseitiger Eintrag auf
irgendeiner Liste noch keinen Eigentumstitel begründet. Ich sprach vom
Wesen, bei meinem Satz handelt es sich natürlich um eine Analogie. Nicht
umsonst nennt man eine gerichtlich zur Vollstreckung bestätigte Schuld
auch "Titel".

Du erweckst nicht den Anschein, als wüsstest du, dass Eigentum (Sachenrecht) niemals Passiva einer Bilanz darstellt.

Aktivum sei ein Gebäude, ein Haus, Passiva seien Schulden in Geld.

Nein, Aktivum ist nicht das Gebäude, sondern sein Vermögen für den Bilanzierenden (was vermag die Holzhütte denn?).

Der
Unterschied zwischen den beiden Seiten, auf den es mir ankommt, besteht
darin: Die Schuld kann der Gläubiger durch eine einfache Willenserklärung
erlassen, zum Verschwinden bringen.

Ergebnis: Begründung des Bilanzansatzes verschwunden. Erfolgswirksame Auflösung beim Gläubiger und Schuldner (zumindest nach IFRS/HGB).

Das kostet ihn schlimmstenfalls eine
halbe Stunde beim Notar. Um das Haus zu beseitigen, muss echte Arbeit in
Form von Arbeitskraft, Maschinenstunden und Treibstoff aufgewendet werden.

Ergebnis: Begründung des Bilanzansatzes verschwunden. Erfolgswirksame Auflösung beim Bilanzierenden des bisherigen Vermögens.

Warum dieser Untewrschied, wo doch beide Seiten in der Waage sein sollen?
Weil die eine Seite real ist und die andere nur virtuell, eine Behauptung
eben.

Aber nein. Das bilanzierte Vermögen (ob aus einem Haus oder einer Forderung begründet) ist genauso wie das ihm gegenüber stehende Kapital (Potential) zum Bilanzstichtag real.

Nochmal: Haus und Forderungstitel werden nicht bilanziert. Es wird der begründete Vorteil (das Vermögen) bilanziert. Mit den Nachteilen verhält es sich umgekehrt genauso.

Ich verstehe, was Du meinst, aber ich bleibe dabei, dass es keine Passiva
gibt im Sinne von dass sie nicht dinglich sind. Gewiss hat Geld (-schein)
maximales Potential, deshalb ist es ja auch eine geniale Erfindung. Aber es
gibt keine Geldmenge, die irgendwie relevant wäre und daher auch keine
Summe. Was sich summieren ließe, wären die bestehenden Forderungen (aber
nicht mit den Verpflichtungen, denn das ergibt bekanntlich Null), und das
wird auch gemacht, indem bspw. Bankkredite für irgendwelche Statistiken
addiert werden.

Ursächlich sind diese Forderungen und Verpflichtungen, das Geld (immer
dinglich als Schein oder Münze) ist eine Ableitung. Und Forderung ist ein
Machderivat, mithin ist Geld eine Ableitung der Ableitung.

Vielleicht kommen wir da sogar zu einer Einigung.

Ich will mich nicht auf eine Einigung einlassen, da ich weiter argumentieren kann. Forderungen und Verbindlichkeiten lassen sich nicht summieren, da es sich lediglich um die Positionen in einem Schuldverhältnis handelt. Erst das durch sie begründete Vermögen und Kapital wird bilanziert. Und sehr wohl bilden diese Vor- und Nachteile eine Bilanzsumme. Genauso wie Geld eine Summe darstellt. Weshalb? Na dazu würde ich mal im alten Forum recherchieren. Die Summe erwächst im Gegensatz zur Menge immer aus einem Verhältnis.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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