Zum Glück, in einer staatlichen Solidargemeinschaft leben zu dürfen, muss man gezwungen werden.

trosinette, Freitag, 30.07.2021, 07:24 (vor 994 Tagen) @ Taurec1844 Views
bearbeitet von trosinette, Freitag, 30.07.2021, 07:32

Guten Tag,

Vielleicht gibt es eine Grenze der maximalen Gruppengröße. Diese wäre denkbarerweise aber vom kulturellen Entwicklungsstand abhängig: Früh- und Urmensch, Nomaden- vs. seßhafte Stammesverbände, Hochkultur (darin ländliche Frühzeit vs. späte Stadtkultur), Zivilisation (wobei hier wohl zwischen eher ländlichen und urbanen Lebensweisen bzw. "Somewheres" und "Anywheres" zu unterscheiden wäre).

Je nachdem, wie ich eine Gruppe definiert und was sie auszeichnen soll, gibt es sicherlich keine maximale Gruppengröße.

Wenn es aber die Gruppe auszeichnen soll, freiwillig für den gemeinsamen Unterhalt zu sorgen, kann die Gruppe nicht sonderlich groß sein. Kaum jemand wird freiwillig für die Rente einer in 1000 km lebenden Oma in Bottrop aufkommt, die er nie gesehene hat und nichts weiter mit ihr gemein hat als eine Handvoll kultureller Merkmale.

Das funktioniert nur unter Zwang und in Abhängigkeit von den technischen Möglichkeiten. Karl der Große hatte diese Möglichkeiten nicht und so wurstelten die losen Dorfgemeinschaften im Reich unabhängig vor sich hin, ohne eine Ahnung zu haben, was in 50 Km Entfernung oder im übernächsten Dorf vor sich geht.

Bei den heutigen technischen Möglichkeiten kommen die Erträge, die mir für den Unterhalt der staatlich Solidargemeinschaft abgenommen werden, gar nicht erst bei mir an.

Das ist aber alles spekulativ und weit davon entfernt, für irgendeine Gruppe einen Wert zu definieren, ab dessen Überschreitung die Zusammenarbeit schlechter funktioniert und die Gruppe zum Zerfall neigt.

Es geht nur um Pi mal Daumen. Und Pi mal Daumen lässt sich sicherlich sagen, dass kein Mensch direkt mit 1000 Leuten gut zusammenarbeiten kann. Für eine gute Zusammenarbeit wird die Arbeit segmentiert und es werden Führungshierarchien etabliert, die die einzelnen Segmente koordinieren.

Die aus Erfahrung empfohlene Führungsspanne (direkt unmittelbare Führung von Mitarbeitern) im Unternehmensumfeld liegt bei 10. Geht es darüber hinaus bekommt die Führungskraft Probleme.

Es kann auch sein, dass nicht mal zwei Leute gut zusammenarbeiten können, wenn die Chemie nicht stimmt und man sich nicht gut riechen kann, was vermutlich nicht selten vorkommt. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass sich 100 Leute zusammenfinden, die ganz zwang- und reibungslos gut miteinander können. In Abhängigkeit von der existentiellen Notwendigkeit rauft man sich halt zusammen und da in einem solidarischen Wohlfahrtsstaat die existentielle Notwendigkeit nicht sonderlich groß ist, ist die Motivation auch nicht besonders groß, sich freiwillig zusammenzuraufen.

Mit freundlichen Grüßen
Schneider


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