Ein moderner Trugschluß

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 29.07.2021, 19:51 (vor 1000 Tagen) @ Weiner2237 Views

Hallo!

Die Theorie dahinter ist, dass Menschen sich zusammenschließen und sich in gemeinschaftlichen Handlungen organisieren können (bzw. dürfen). Wenn sie das tun, geben sie sich eine eigene "Verfassung" (Konstitution). Die in der Verfassung niedergelegten Arbeitsprinzipien führen dann zum Staat etc. etc.

Dagegen spricht schon, daß Staaten und die Idee des Staates älter sind als jegliche Verfassung. Die kamen historisch sehr spät und folgten der vorangegangenen Abschaffung einer älteren, organisch gewachsenen Ordnung. Diese Organizität machte es obsolet, daß für das Gesamtwesen eine abstrakte Ordnung in Form einer Verfassung geschrieben werden mußte. Erst mit dem Untergang der organisch gewachsenen Ordnung, die Ausdruck der Seele, also der inneren Verfassung eines Volkes ist, werden äußere, abstrakt konstruierte Verfassungen notwendig. Das Vorhandensein einer solchen ist schlechterdings der Ausdruck des Fehlens der Kooperation des Gesamtwesens, so daß sie künstlich wiederherzustellen bzw. durch eine andere (ideologische) Ordnung zu ersetzen versucht werden muß, weil z. B. das organische Zusammenwirken (≙ Kooperation) der Stände durch innere Spaltung eines Kulturvolkes innerhalb des Staates, in dem es "in Form" ist, nicht mehr funktioniert. Es ist also gerade das Gegenteil dessen, was Deine Theorie behauptet. Nicht die in der Verfassung niedergelegten Prinzipien führen zum Staate, sondern die Abschaffung bzw. die Krise des Staates führt zu Verfassungen. Es bleibt ja nicht bei einer, sondern kommt zu einer ganzen Kette Verfassungen, weil solche konstitutionellen Staaten regelmäßig an sich selbst kollabieren. Im Gegensatz zur über tausendjährigen Ordnung der Kulturepoche, als zwar die Dynastien aber nicht die Ordnung und das dahinterstehende Wesen wechselten, ist die Geschichte der Verfassungen eine einzige Parade des Scheiterns und der Schande, aus der nur wenige Staaten herausragen, die es geschafft haben, ihre innenpolitischen Probleme durch ihre Großmachtstellung zu Problemen der ganzen Welt zu machen (z. B. Großbritannien und die USA).
Seitdem es verfassungsmäßig organisierte Nationalstaaten gibt, ist die Politik ein zunehmendes Ringen um den inneren Ausgleich widerstrebender Kräfte innerhalb der Nationen, Verteilungskämpfe, Parteikämpfe, ein Abnutzungskrieg konservativer traditionsgebundener und progressiver zersetzender Kräfte, der als unablässige Erosion an der Substanz eines Volkes nagt. Was es gibt, sind Gruppierungen, die quer zur verfassungsmäßigen Ordnung liegen, ihr durch ihren internationalen Charakter übergeordnet sind und sie unterlaufen. Diese Gruppierungen sind gewiß nicht verfassungsmäßig organisiert, sondern strukturieren sich nach ungeschriebenen Gesetzen, ähneln insofern dem organischen Prinzip der alten Welt der Tradition. Ihre Stärke bemißt sich nach dem Grade, in dem sie innerlich "in Form" sind, d. h. ihre Angehörigen im Sinne der sie konstituierenden Idee kooperieren können. Für sie sind Verfassungsstaaten nichts weiter als Beute, die unterworfen und für ihre Zwecke instrumentalisiert werden kann.

Gruß
Taurec

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Weltenwende


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