Dunbar x Dunbar x Dunbar

Weiner, Donnerstag, 29.07.2021, 13:21 (vor 974 Tagen) @ trosinette2815 Views
bearbeitet von Weiner, Donnerstag, 29.07.2021, 13:31

Guten Tag!

Die Menschen wurden aber von der Natur leider nicht dafür ausgelegt, mit einer Menschenmasse größer Dunbar-Zahl gut zu kooperieren. Wenn dem so wäre, bräuchte es den Staat nicht als Gewaltmonopol um die Kooperation zu erzwingen.

Im Falle des Menschen ist die Natur ziemlich flexibel und einfallsreich. Wie sonst könnte er ohne Flossen die Welt umsegeln oder ohne Flügel auf den Mond. Warum ist der Einfallsreichtum im sozialen Bereich so schnell zu Ende? Hier liegt wohl der Hase begraben.

"den Staat" gibt es nicht, es gibt nur Menschen:
und nur Menschen können andere Menschen "zwingen"

Im übrigen bezweifle ich, dass Menschen sich in einer Gruppe von der Größe eine Dunbar-Zahl organisieren bzw. in ihr kooperieren können. Bereits 100 Menschen sind wahrscheinlich zu viel für gemeinsame Unternehmungen. Dunbar heißt nur, man kann sich mit 150 Menschen irgendwie zurechtfinden, keinesfalls aber gemeinsam handeln.

Kurioserweise gibt es heute Menschenkonglomerate (etwa Großkonzerne), in denen mehr Menschen arbeiten, als früher souveräne Staaten Bürger hatten (etwa Fürstentümer). Und offenbar geht das dort ganz ohne Gewalt - zugegeben aber nach festen Regeln und Vereinbarungen.

Deswegen überzeugt mich die Argumentation mit Natur, Dunbar und Gewaltmonopol nicht.

Während der Französischen Revolution, als man zum ersten Male in der Neuzeit vor dem Problem stand, einen Staat von unten nach oben zu organisieren, wurden diverse Vorschläge zu dieser Frage erarbeitet. Sie basierten alle auf dem Instrument der Repräsentation (nach oben) und der gemeinschaftlichen Information, Diskussion und Beschlußfassung (in der Breite). Selbst wenn man die Dunbar-Zahl sehr niedrig ansetzt und dabei einrechnet, dass ein Dunbar-Repräsentant in zwei Dunbar-Gruppen leben muss,*) kommt man mit etwa 5 bis 6 Ebenen der Repräsentation in den Bereich heutiger Größenverhältnisse von Staaten.

MfG, Weiner

*) seine erste Dunbar-Gruppe ist die, aus der der Repräsentant stammt und die er vertritt; die zweite ist die, in die er entsandt wird etc.

außer diesen repräsentativen Konzepten gibt es noch andere denkbare Möglichkeiten;
sie setzen aber alle voraus, dass man überhaupt bereit ist, politisch zu arbeiten


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