Sammelantwort

Weiner, Donnerstag, 29.07.2021, 23:57 (vor 1000 Tagen) @ Oblomow2058 Views
bearbeitet von Weiner, Freitag, 30.07.2021, 00:08

Hallo zusammen,

ich danke für die Antworten und darf zu den einzelnen Argumenten und Einwürfen in einem einzigen Beitrag Stellung beziehen.

@Oblomow
Gerne zugegeben, dass der Staat das kälteste aller Ungeheuer ist. Doch es gilt genauso, was ich oben sagte: das Gesicht des Staates ist immer der Mensch, sei es am Ende der Folterknecht, das Erschießungskommando, die Angestellte im Biowaffenlabor. Wenn Menschen sich in einer Gruppe (bis hinauf zum Staat) organisieren, können sie sich dabei gegenseitig enthemmen und dadurch Handlungen und Einstellungen auslösen, die es in 'freier Wildbahn' gar nicht gibt. Die Mechanismen der Enthemmung sind sehr vielfältig, und manchmal bleibt es nicht nur bei der Enthemmung sondern es kommt darüber hinaus noch zur Potenzierung - sowohl im Guten wie im Schlechten. Falkenauge würde jetzt sagen, dass dann der Teufel Besitz ergreift. Aber davon halte ich gar nichts, deswegen höre ich an dieser Stelle besser auf. Freut mich, dass Du mitgelesen und mitgeschrieben hast. Das "O.", sagen wir die Null, ist nicht nur das Nichts, sondern ist auch der Ausgleich aller Gegensätze, mithin die Ruhe. Und die ist das Tor zu allem weiteren.

@Periskop
Du hast neulich über Gewitter und Deinen besonderen Bezug zu ihnen geschrieben. Empfehle Dir, täglich Notizen zum Wetter zu machen. Befördert die Reflextion und gibt der Erfahrung Substanz. Wenn das Wetter scheinbar abnormal ist, müssen es nicht immer die bösen Machenschaften von Wettermanipulierern sein. Die gibt es zwar auch, aber es sind Stümper im Vergleich zu den Energien und Mannigfaltigkeiten der Natur. Wir befinden uns gerade in einem Tief der Sonnenaktivität, und an solchen Tiefs (wie auch an den Höhepunkten) ist immer mit Extremen zu rechnen (vergleichbar Vollmond und Neumond). Bei schwacher Sonnenaktivität prasseln vermehrt interstellare Teilchen auf die Erde, wobei sich dann der Ionisationsgrad der Atmosphäre verändert - und damit auch die Charakteristik von Blitzen. Es gibt bereits monatliche Schwankungen in der Blitzaktiviät (und alle möglichen anderen Zyklen), der solare Zyklus liegt bei 11,5 Jahren. Wenn man die Dinge genau aufschreibt, kommt man leichter dahinter. Die hier haben auch aufgeschrieben, schon vor mehreren hundert Jahren ...

https://de.great-spacing.com/publication/54914/ (ist eine Übersetzung und deswegen nicht ganz korrekt, aber dennoch zu verstehen)

@Trosinette
Auch ich hab gerade keinen Nerv ..

Wieso scheinen immer die falschen bereit zu sein, politisch zu arbeiten?

Bist Du Dir sicher, dass es die Falschen sind? Die Falschen sind es nur für den, der beim Staatsding nicht mitmacht, der sich von ihm gequält fühlt oder neidisch ist, dass er nicht auch (etwa wie der Schwiegersohn von Putin bei der Heirat) mal 200 Millionen überwiesen bekommt. Ich sehe die Dinge mit dem Weitwinkelobjektiv und stelle fest, dass in den letzten 10.000 Jahren eine evolutionäre Differenzierung beginnt. Die wird in weiteren 10.000 Jahren dazu führen, dass manche Hirnareale eines Teils der Menschen so geschrumpft sind, dass sie gar keine derartigen Fragen mehr stellen sondern nur noch stumm und blind und genügsam das tun, was die Oberklasse ihnen telemetrisch ins Gehirn blitzt. Dabei wird die Oberklasse dann (also in ein paar tausend Jahren) durchaus wissen und respektieren, welches physische und psychische Futter diese Humanoiden brauchen, damit sie gut funktionieren. In der Masse werden die Bio-Humaniden wahrscheinlich immer noch billiger herzustellen sein und einen breiteren Anwendungsbereich haben als die MetalloPlastoHumanoiden von dieser Sorte:

https://www.youtube.com/watch?v=tIIJME8-au8

@naclador
Hat zwar nichts mit dem aktuellen Thread zu tun, aber Du hast vor ein Tagen einen LINK zu einer Aufnahme von Debussy "Claire de Lune" hier eingestellt. Auf Youtube wurde sie zwar 30 Millionen mal aufgerufen, ist aber so grottenschlecht gespielt, dass ich das wahrscheinlich auch noch so hinbekommen würde (wenn ich Zeit zum Üben hätte ...). Bessere Aufnahmen findest Du hier, und zwar nicht nur wegen der Kameraführung und der Pianistin sondern weil einfach professioneller und einfühlsamer ausgeführt.

https://www.youtube.com/watch?v=6zzWnxuQPWI

https://www.youtube.com/watch?v=lxcHoICbJlM

https://www.youtube.com/watch?v=HURGM1pvUE4

https://www.youtube.com/watch?v=YdWNeQc-Pig

Sie spielt grenzwertig langsam, aber je langsamer man spielst, desto schwieriger wird die Ausführung und Interpretation.

@Taurec
Ich habe in meinem Beitrag angedeutet, dass ich von der Dunbar-Zahl nicht allzuviel halte, jedoch ist die Idee dahinter gewiss richtig. Die Lebenserfahrung zeigt, dass die Gruppen sehr viel kleiner sein müssen, damit Arbeiten effektiv durchgeführt werden können. Man könnte sich am Militär orientieren (Zug, Trupp) oder eben in der industriellen Produktion und Verwaltung. Meine eigenen Recherchen zu diesem Thema ergeben mir, dass es im Durchschnitt 12 Personen, maximal 24 Personen sind, mit denen man im Lauf eines Lebens im einem Austausch sein kann, der umfassend, intensiv und auch eventuell auch emotional ist. Die gleiche Größe sehe ich auch für ein effizientes Arbeitsteam. Führungskräfte und Frontleute (Beschaffung, Verkauf, Projektmanagement, Politiker etc.) müssen befähigt sein, mit 1000 verschiedenen Menschen zuverlässig zu kommunizieren, aber da werden dann Abstriche in Bezug auf die Kommunikationstiefe gemacht, d,h. es wird formalisiert, kann aber immer noch gut funktionieren, wenn man sich an gewisse Regeln hält.

Zum Thema Staat (der auf diesen anthropologischen Grundlagen aufbaut) habe ich ganz andere Auffassungen, die ich hier aber nicht ausbreiten kann. Den einzigen, natürlichen und organischen Staat in der Vorzeit, der einer seelischen (idealen?) Form entspricht, den gibt es nicht und hat es nie gegeben. Es gab nur 1000 Varianten und Experimente je nach geschichtlicher Situation und ökologischer Umwelt. Immer liegen der Organisation einer festen Gruppe gewisse Regeln zugrunde, auch ohne dass das aufgeschrieben wird. Wenn man diese Regeln in Form einer Verfassung schriftlich formuliert (in spätem Zivilisationsstadium), dann ist das genauso ein 'Ritual', wie wenn man die Regeln in einer 'religiösen' Zeremonie, einem Festritual, einem Bauwerksritual abbildet.

Ich bin mir gar nicht sicher, ob alle, die hier mitlesen und mitschreiben, den ganz fundamentalen Unterschied begriffen haben, der dadurch entsteht, dass Menschen andere Menschen als Haustiere halten oder wie Tiere ausbeuten. Das kann zwar durchaus auf privater Ebene geschehen (Sklaverei), aber es kann auch auf der 'öffentlichen' Ebene sich ereignen, also von einer Gruppe organisiert werden. Und dann kommen wir in jene Arten von Staaten hinein, die regelmäßig zu Katastrophe werden, und zwar genauso für die Herrschenden wie für die Beherrschten und auch für die natürliche Umwelt (die ebenfalls rücksichtlos ausgebeutet und dabei zerstört wird). In diesem Typ Staat ist der Mensch nur noch eine Sache. Und das war in sämtlichen Staaten des Abendlandes so (auch unter den genannten lieben Dynastien) wie auch in den meisten anderen Staaten der Welt. Räumlich und zeitlich sehr beschränkt gibt es Übergangszonen und Freiräume, in denen republikanische Verhältnisse herrschen, seien es die Bürgerschaften der Städte, seien es Handelsunternehmungen, sei es das griechische Heerlager vor Troja. In der Regel funktionieren sie nur, wenn sie und so lange sie eine ausbaufähige wirtschaftliche Basis haben (bei den Städten Handwerk und Handel, bei altgriechischen Fürsten eben wieder die Sklaverei, in Rom der Raub, bei den Händlern die Handelsspanne etc.).

@Mephistopheles
Sehr wohl hat man in Rom einen Kaiser vermisst. Und zwar ab etwa der Zeit der Gracchen. Man hat ihn nicht ausgesprochen vermisst, weil man gar nicht gewußt hat, was genau man vermisste. Es war nur klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Wie die Lösung aussehen sollte, das wußte man auch nicht und hat eben so lange herumprobiert, bis es geklappt hat. Am besten hat es Gaius Julius getroffen. Er war sozusagen (in seiner Person) der Protoyp. Aber einige konnten es eben immer noch nicht glauben und verstehen, Brutus beispielsweise. Und nachdem der Kaiser da war (ab August), war er keineswegs immer derselbe Typ, sondern es gab da ganz schreckliche und ganz erträgliche und ganz beschixxene Kaiser. Rom ist im Übrigen ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man aus dem archaischen Urzustand (Familien/Sippen) über ein nur kurzes und oberflächliches Königtum direkt in einen (republikanischen) Verfassungsstaat eingetreten ist, und zwar mit 'aufgeschriebener' Verfassung. Die verfasste Verfassung ist aber wie oben gesagt nur ein Ritual, das Verbindlichkeit schaffen soll. In Wirklichkeit hält sich sowieso niemand daran.

Wünsche allen ein schönes Sommerwochenende!

Weiner


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