Jahre der Entscheidung

Mephistopheles, Mittwoch, 10.06.2020, 10:20 (vor 1388 Tagen) @ nvf331690 Views

Hallo Mephistopheles,
wir kommen des Pudels Kern näher, vielen Dank für Deine aufschlussreichen Kommentare. Der Übersichtlichkeit halber antworte ich mal ohne direktes Zitat.
"Schlechte Gefühle im Klo herunterzuspülen" scheint mir eine ziemlich lustige Idee... den Logiker treibt natürlich um, was diese Gefühle dann so machen dort unten. Vor allem, wenn da es nach debitistischer Sichtweise ja offenbar ein "Vergessen" nicht gibt!

Sehr wohl gibt es im Debitismus die damnatio memoriae Der Vorgang nennt sich Ausbuchen. Ist sogar notwendig, da ansonsten nicht bilanziert werden kann.

Du führst Spengler an, um zu unterstreichen, dass Tatsachen "zählen" hier, nicht aber "Gefühle", die womöglich gar nicht definiert seien. Kennst Du neben dem Untergang des Abendlandes auch Spenglers Autobiographie? Sie trägt den Titel: "Ich beneide jeden, der lebt". Spenglers Sicht auf Kulturen als lebendige Wesen, die erscheinen und wieder vergehen ist allerdings bemerkenswert. Aber sie verkennt den Schöpfer dieser seiner heroischen Sichtweise, nämlich ihn selbst. Aber das mit der Selbsterkenntnis und der mit ihr zwangsläufig einhergehenden Welterkenntnis ist ein anderes Thema.

Nein, die Autobiographie kannte ich nicht, werde sie mir aber zulegen. Außer dem Untergang des Abendlandes kenne ich noch Jahre der Entscheidung. Das ist sehr wichtig, weil es die praktische Umsetzung seiner Theorie enthält. Spengler ermahnt insbesondere die Machthaber, die Gefahren zu unterschätzen und vorsichtig zu agieren. Sie haben aber seine Warnungen in den Wind geschlagen. Das Ergebnis sehen wir heute.
Wenn die Newtonschen Gesetze nur gelten würden, wenn man ihren Schöpfer kennt, dann hat man sie nicht verstanden. Dasselbe gilt bei Oswald Spengler.

Da behauptest es sei unmöglich, ein Unternehmen zu gründen ohne sich zu verschulden. Das stimmt so nicht. Mir gab der Staat z.B. "gefühlt" absurde Summen, um eben das zu tun. Von Zinspflicht oder dergleichen bei mir keine Spur. Freilich wird man beständig ermutigt, doch endlich über die eigenen Verhältnisse zu leben. Aber dazu besteht kein Zwang.

Selbstverständlich ist das möglich, wenn einer über ausreichend Vitamin B verfügt.

NGOs ohne Demokratie? Ritterorden aller Art z.B., die selbst sagen, sie sind jetzt ein Staat. Sowas ist wahre Selbstbestimmung, und die kümmert sich nicht darum, ob jemand anderes das als Nicht-Staat ansieht. Demokratie ist in dem Sinne auch keine Staatsform, sondern nur die Betonung eines Aspektes, der in jedem lebensfähigen System irgendwo vorkommt.

Das ist der beste Beweis für die Richtigkeit meiner These.

Du möchtest nicht von Kaufkraftsymbolen sprechen, weil sie nicht definiert seien. Dafür nennst Du mir "Verantwortungslosigkeit" als Ursprung der aktuellen Ordnung in debitistischer Sichtweise. Mit Verlaub, das reicht mir nicht. Bei Spengler ist es der faustische Drang nach Unendlichkeit, der "uns" da treibt. Aber auch das ist irrational, und noch schlechter definiert als das Geld als Kaufkraftsymbol. Also nochmal: Welcher Struktur ist die Bereitsschaft, auf die Zukunft zu wetten?

Tja, dann übernehme doch mal Verantwortung. Verantwortung kann man nur übernehmen für sein Eigentum. Eine eigentümerlose Gesellschaft führt automatisch zu Verantwortungslosigkeit.
Der faustische Drang in die Unendlichkeit ist nur der Ausdruck des Antriebes und der da im Unterbewusstsein (Unterbewusstsein bitte nicht psychologisch mistzuverstehen!) lautet: Der faustische Mensch will werden wie Gott. Das kann er aber nur, wenn er die Kräfte der Hölle entfesselt und in seinen Dienst stellt. Deswegen das Bündnis mit dem Teufel, das jeder faustische Mensch eingeht.

Der faustische Mensch mochte "erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält". Dies aber nicht als reine Erkenntnis, wie es vielleicht ein Chinese (Chinese steht für chinesische Kultur) sehen würde, der glücklich wäre über die erkenntis, sondern ausschließlich mit dem Zweck, sie zu beherrschen. Deswegen auch der Drang, künstliches Leben zu schaffen und andere Sterne zu besiedeln, wie man auch hier im Forum in vielfältiger, abgefälschter Weise sehen kann. Das ist der Drang, zu werden wie Gott. Leben erschaffen und aus fremden Sternen Welten zu machen, wo der Mensch überleben kann, das konnten nach den Mythen aller Kulturen vor uns nur die Götter. WIR jedoch wollen es ihnen gleichtun. Dieser Drang ist so intensiv, dass WIR dafür sogar bereit sind, den höchsten Preis zu zahlen.
"Die Menschen haben sich aber eher für das Gottwerden entschieden und dafür werden sie den höchsten Preis bezahlen, nämlich das Verschwinden ihrer selbst."

Das ist tatsächlich so und dafür bin ich dem Bruder Oblomow (so lautet doch die gegenseitige Anrede in den Ritterorden? :-P ) sehr dankbar, für diesen wesentlichen Gedanken, den ich früher nicht hatte, der aber unmittelbar einleuchtend ist. Der faustische Mensch ist bereit mit dem Verschwinden seiner selbst zu bezahlen, um zu werden wie Gott.

Gruß Mephistopheles


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