Kaiserreich

Falkenauge, Donnerstag, 28.05.2020, 21:46 (vor 1418 Tagen) @ Tempranillo2196 Views
bearbeitet von Falkenauge, Donnerstag, 28.05.2020, 22:16

Hallo Tempranillo,

"Nenn es, wie Du willst, aber diese staatliche Diktatur hat in Deutschland unter Bismarck und Kaiser Wilhelm II., und etwas später auch noch, zu phänomenalen Erfolgen auf dem Feld von Wissenschaft und Medizin geführt."
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Im Kaiserreich bestand gerade eine Tendenz, der Wissenschaft eine relativ große Unabhängigkeit vom Staat zu gewähren.

So wurde am 11.1.1911 "die "Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Forschung" (KWG, heute: Max-Planck-Gesellschaft) als eingetragener Verein unter dem Vorsitz des preußischen Kultusministers August von Trott zu Solz (1855-1938) in Berlin gegründet. Mit der Gründung schloss sich Preußen einem internationalen Trend zur Errichtung staatsunabhängiger Forschungsinstitute an und stieß dabei auf großes Interesse bei Kaiser Wilhelm II.. Dieser gab der überwiegend durch privates Mätzenatentum finanzierten aber staatlich kontrollierten Selbstverwaltungskörperschaft seinen Namen. Ihr Ziel war die Errichtung und Unterhaltung von vorwiegend naturwissenschaftlichen außeruniversitären Forschungsinstituten, welche die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften ergänzen sollten. ...

Die ersten beiden Kaiser-Wilhelm-Institute (KWI) für physikalische Chemie und Elektrochemie sowie für experimentelle Therapie wurden am 23. Oktober 1912 in Berlin-Dahlem eröffnet. Bis 1933 kamen 20 neu gegründete oder übernommene Einrichtungen dazu. Offiziell bestand völlige Freiheit und Unabhängigkeit in der Forschung und die KWG konnte relativ frei über die Verwendung der bereitgestellten Mittel entscheiden."
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/wissenschaft-und-forschung/kaiser-wilhelm-g...

Das zeigt, dass die großen Leistungen der deutschen Wissenschaft gerade darauf beruhen, dass sich der Staat weitgehend zurückzog.

Diese relativ große Freiheit im staatlichen Rahmen, auch in den Hochschulen, ging ja vor allem auf den preußischen Kultusminister Wilhelm von Humboldt zurück, der aber noch viel weitergehendere grundsätzliche Gedanken hatte, nämlich das geistig-kulturelle Leben völlig aus der Zuständigkeit des Staates auszugliedern und ihm so die volle Freiheit und ungehinderte Vielfalt und Fruchtbarkeit ohne sachfremden Einfluss zu gewähren. Vgl.
https://fassadenkratzer.wordpress.com/2017/06/26/die-grenzen-der-wirksamkeit-des-staate...

Man muss also etwas genauer hinsehen, wie die Dinge zusammenhängen.

Die relative Freiheit der Wissenschaft wurde also durch die freiheitlich eingestellten staatlichen Persönlichkeiten gewährt, nicht aber systemisch. Durch anders eingestellte autoritäre Leute konnte die Freiheit nach Belieben wieder beschnitten werden. Und das ist ja auch bis heute immer mehr geschehen. Wir haben inzwischen die Auswahl der Schlechtesten.
Daher ist eine grundsätzliche Änderung des Systems notwendig, in dem der Staat gar keine Beschneidung der Freiheit mehr vornehmen kann, wer auch immer an den Hebeln sitzt.


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