Atheisten sind Gläubige
Hallo!
Nicht die Atheisten halten Gott für bösartig, die Gläubigen tun es!
![]()
Auch Atheisten sind Gläubige, weil sie über einen transzendenten Bereich der Wirklichkeit eine Aussage machen, welcher der Empirie des Menschen (zumindest des modernen Menschen in der Regel) entzogen ist. Das heißt, es sind hierzu keine sicheren Aussagen möglich, weil Wahrnehmungen des transzendenten Bereiches fehlen und wiederholte Aktionen nicht zu wiederholten Ergebnissen führen.*
Dem Problem, daß Gott nicht so handelt, wie sie es sich von ihm wünschen, weil sie sich einen Gott nach eigenen Vorstellungen erschaffen haben, versuchen Atheisten zu entgehen, indem sie die Existenz Gottes ablehnen.
Weil sie kein objektives Bild vom transzendenten Bereich haben, projizieren sie ihr eigenes Bild, also sich selbst in diesen Bereich hinein. Sie schaffen sich also einen Gott, der ihr eigenes Spiegelbild ist. Den selben Fehler begehen natürlich auch die positiv Gläubigen, wenn sie annehmen, daß Gott den Menschen "nach seinem Ebenbilde" erschaffen hätte.
Dieses Vorgehen, das Unbegreifliche begreiflich zu machen, indem man es dem Menschen qualitativ annähert, ist tatsächlich nichts anderes als das Spiegelbild der Selbstvergöttlichung des Menschen. Diesem Fehler verfallen Atheisten auf ihre eigene Weise nicht weniger als die Durchschnittsgläubigen der althergebrachten Religion. Während letztere aber den Bereich dessen, was die Begriffsfähigkeit des Menschen übersteigt, also den transzendenten Bereich wenigstens mit der positiven Setzung eines Gottesbildes als Platzhalter füllen, das als Attraktor dienen kann, sich selbst zu übersteigen und seinem Leben eine höhere Bedeutung zu verleihen**, sind die Setzungen der Atheisten negativ und verschließen diese Möglichkeit.
Nachdem die Ablehnung Gottes aber nur die Ablehnung des nach dem eigenen Ebenbilde geschaffenen Gottesbildes ist, ergibt sich als logische Folgerung, daß Atheisten letztlich sich selbst bzw. den Menschen in seiner natürlichen Unvollkommenheit ablehnen, die sich ja auch in der erratischen Handlungsweise dieses personifizierten Gottes widerspiegelt. Verkürzt gesagt hassen Atheisten sich selbst, lasten diese empfundene Minderwertigkeit aber nicht konsequenterweise sich selbst an, sondern transzendieren sie, indem sie den Gott, der sie so erschaffen hat, ablehnen***. Der Atheismus ist insofern ein menschenverachtendes Weltbild. In einer solchen Welt, in der es keinen Gott gibt (weil man ihn getötet hat), ist als Entsprechung des Selbsthasses auch das menschliche Leben wertlos. Hier beginnen wir, den Kern des Nihilismus und der Dekonstruktion aller Werte in der modernen Welt zu berühren.
* Daß der transzendente Bereich (mag man ihn "Jenseits", "geistige Welt" oder sonstwie nennen) nicht erfahrbar ist, heißt aber nicht, daß er nicht da wäre. Ein in der Welt der Tradition verankerter Mensch würde zudem diese Nichterfahrbarkeit wohl rundweg bestreiten und auf zahlreiche Riten (z. B. die Skrofuloseheilung als Nachweis des göttlichen Bezugs der Monarchie) und schamanische Praktiken verweisen, durch welche exemplarisch die transzendente Wirklichkeit als im menschlichen Leben ständig zugegen erfahren wurde.
** Das ist überhaupt die Grundlage der kulturellen Entwicklung, die durch aus dem Transzendenten zufließenden Energien erhalten wird.
*** Diese "Selbstentlastung" ist die atheistische Form der Erlösung, spiegelbildlich zur Erlösung in der althergebrachten Religion. In letzterer wurde die natürliche Unvollkommenheit des Menschen ebenfalls empfunden, aber transzendiert, indem man dem menschlichen Dasein einen es stabilisierenden göttlichen Gegenpol gab, an dem es sich aus- und immer wieder aufrichten konnte und der eine den Menschen übersteigende, ihn einbegreifende höhere Ordnung des Kosmos darstellte.
Gruß
Taurec
--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“
„Was auch draus werde – steh’ zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“
Weltenwende