Brennt die Lunte im Keller bereits? – gelbe Schwarmintelligenz nötig!

smiths74, Mittwoch, 01.04.2020, 13:24 (vor 1486 Tagen)5727 Views

Hallo Zusammen,
tut mir leid, dass es wieder um ein Interview mit Dr. Markus Krall geht, aber der Mann hat meiner Meinung nach substanzielles zu sagen!
Ich habe mir gestern folgendes Gespräch (bereits vorsgepult) zwischen Ihm und Florian Homm angehört. In der Mitte des Gesprächs beschreibt Krall, der inzwischen Chef des größten europäischen Goldhändlers Degussa ist, sehr interessante Phänomene im Goldmarkt. Um es präzise zu formulieren, kommt es momentan zu einer Spreizung zwischen dem Preis für physisches Gold und dem Preis am Buchgoldmarkt, und zwar in einer Größenordnung, wie es sie laut Krall NOCH NIE GEGEBEN HAT!
Ich versuche die Phänomene im Folgenden in eigenen Worten zu beschreiben und bitte um Korrektur, sollte ich etwas falsch verstanden haben. Also, die Nachfrage nach physischem Gold ist aktuell so groß, dass alle Händler Schwierigkeiten haben diese Nachfrage bedienen zu können. Das liegt natürlich auch daran, dass angefangen bei den Minen, über die Scheideanstalten bis hin zu den Prägeanstalten durch die Corona-Krise aktuell alles geschlossen ist und vermutlich auch in den kommenden Wochen geschlossen bleiben wird. Laut Krall war das in der ersten Woche der Corona-Krise noch nicht so problematisch, da viele, vor allem familiengeführte Unternehmen ihre aufkommenden Liquiditätsengpässe durch den Verkauf von physischem Gold behoben haben. Vergleichbares ist, natürlich in viel größerem Umfang auch an den Terminmärkten passiert. Daher ist der Preis am Gold-Spotmarkt auch in der großen Abwärtsbewegung der Märkte mit gefallen. Inzwischen ist die Situation aber wohl so, dass die physische Nachfrage so überwältigend ist, dass der Preis für physisches Gold mehr als 10% über dem Terminmarktpreis liegt. So kommt es laut Krall zu der Situation, dass Halter von auslaufenden Terminkontrakten aus purem wirtschaftlichem Eigeninteresse die physische Lieferung bevorzugen, anstatt sich die aufgelaufene Differenz wie sonst üblich verrechnen zu lassen, weil sie auf dem physischen Markt zum Beispiel 1.800 $ pro Unze bekommen, während der auslaufende Terminkontrakt ihnen nur 1600 $ pro Unze bringt. Das ist wichtig festzuhalten: Es ist pures wirtschaftliches Eigeninteresse, auf physische Lieferung zu bestehen, weil es aktuell schlicht mehr Geld bringt. Ok, sich einen 1000 Unzen Kontrakt an der COMEX physisch liefern zu lassen, ist halt auch so eine Sache, denn üblicherweise haben die COMEX-Standardbarren 12,5 kg und es sind eben keine Maple Leafs, Krügerrands oder sonst wie geartete kleinere Stückelungen. Aber es gibt ja durchaus wohlhabende Individuen auf diesem Planeten, die sich das durchaus leisten können. Wir halten fest: es macht im Moment wirtschaftlich Sinn auf physischer Lieferung zu bestehen!

Jetzt kommt der zweite Aspekt hinzu – nämlich die Lieferfähigkeit der COMEX. Sobald auch nur der Hauch eines Lieferengpasses aufkommt, also sich die physische Lieferung beispielsweise verzögert, kommt ein weiterer, meiner Meinung nach noch wichtigerer, psychischer Faktor hinzu – nämlich Angst. Und plötzlich bestehen auch Käufer auf physischer Lieferung, dies die normalerweise vielleicht nicht tun würden. Laut Krall ist der Buchgoldmarkt, so nennt er den Terminmarkt(?), rund 84-mal so groß, wie der physische Goldmarkt. Das kann nun laut Krall dazu führen, dass der physische Goldmarkt anfängt verrückt zu spielen – er vergleicht die Situation mit der Übernahmeschlacht zwischen VW und Porsche. Damals haben die Halter von Optionsscheinen sich um sehr wenige frei verfügbare VW-Stammaktien geprügelt und der Preis dieser Stammaktien ist durch die Decke gegangen. Stellt die Ansicht in der Grafik mal auf "Max".
Ähnliches könnte laut Krall auch mit dem physischen Goldpreis demnächst passieren.
Die Frage die sich mir stellt, und die Krall auch unbeantwortet lässt ist: Welche konkreten Auswirkungen wird das auf das Finanzsystem haben? Lasst uns diese Frage hier im gelben Forum diskutieren. Ich würde mich sehr freuen, wenn dieses Posting dazu führen würde, dass ein paar alte Hasen des gelben Forums zurückkommen würden.

Leute, wir erleben gerade den Beginn der größten Wirtschafts- und Finanzkrise unseres Lebens, denn die 1929er Krise hat sicher keiner von uns mitgemacht.
Also, geehrter Paul C. Martin, ich hoffe sehr, dass Sie bei guter Gesundheit sind, kommen Sie bitte zurück in dieses Forum. Auch die Beiträge eines @weissgarnix und eines @Zarathustra und vieler anderer vermisse ich schmerzlich. Ich vermisse selbstverständlich auch Elli in diesen Zeiten.
@Hausmeister: Bitte nicht falsch verstehen. Meiner Meinung nach ist dies die Krise, über die hier 2 Jahrzehnte diskutiert wurde. Sie ist gerade dabei sich zu entfalten und es wäre schön, wieder die gesamte gelbe Schwarmintelligenz an Board zu haben!

Also Leute, solltet ihr diesen Beitrag lesen - gebt euch einen Ruck!
Gruß in die Runde und bleibt gesund!

smiths74

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Optimismus ist Mangel an Information.
Pessimismus ist Mangel an Inspiration.


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