Schuld im weitesten Sinne ist nichts anderes als ...

Phoenix5, Dienstag, 24.09.2019, 21:44 (vor 1674 Tagen) @ Mephistopheles2835 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 24.09.2019, 22:03

... Autopoiese, die nach permanenter Adaption eines Subsystems ans Gesamtsystem unter Beibehaltung einer Systemgrenze verlangt (ein Gleichgewicht ist dabei unmöglich). Kommt dann noch das Bewusstsein des Todes ins Spiel, kommt er zu einer Art "Über-Adaption" (Planen, Vorräte anlegen, Tiere domestizieren, Menschen unterwerfen/ausbeuten, Geld horten). Im Kern ist es Nietzsches "Wille zur Macht".

Beim Süchtigen kann dieser Lebenswille nicht frei fließen - er betreibt mit seiner Sucht einer Form der Selbstmedikation, also auch eine Form der Adaption. Die Sucht selbst ist also sehr wohl Symptom eines tieferliegenden Problems. Es gab da mal diesen Versuch (ich glaube in den 70ern), wo Ratten in einem Käfig die Wahl hatten, entweder Wasser zu trinken oder mit Heroin versetztes Wasser. Sie entschieden sich nach einer Weile fast zu 100% für das Heroin-Wasser. Damals sagte man: Die Substanz verursacht das Problem. Was die Wenigsten wissen: Man hat den Versuch (ich glaube in den 90ern) nochmal wiederholt - nur diesmal mit anderen Bedingungen: Die Ratten hatten wesentlich mehr Platz, mehr Kumpanen für soziale Kontakte und einen Käfig, der durch Spielzeug/Tunnelsysteme/usw. zu einem wahren Rattenparadies umfunktioniert wurde. Die Folge: Nur knapp über 0% der Ratten entschieden sich für das Heroin-Wasser. Diese Erkenntnis ist auch das Erfolgsgeheimnis zumindest einer Entzugsklinik in den USA (hab da mal einen Vortrag gesehen). Man sagt den Klienten dort nicht, dass sie von der Droge weg sollen, sondern man zeigt ihnen wie schön das Leben und soziale Kontakte sein können. So weit ich weiß, ist die Erfolgsquote dort mit keiner anderen Entzugsklinik zu vergleichen.

Beste Grüße
Phoenix5


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