Alte Energiewelt vs. Neue Energiewelt

smiths74, Samstag, 02.09.2017, 17:33 (vor 2430 Tagen) @ FOX-NEWS3964 Views

Hallo Fox-News,

in dem von dir verlinkten Artikel bei der "Achse des Guten" hat ein User einen sehr bemerkenswerten Kommentar gepostet, und mir damit eine eigene Antwort erspart, weil er damit die perfekte Antwort geschrieben hat!

Ich zitiere den Kommentar des Users "L Thomsen", bei dem es sich vermutlich um den bekannten Zukunftsforscher Lars Thomsen handelt:

Die reinen Zahlen und Fakten stimmen, aber trotzdem unterliegt der Autor einem klassischen Denkfehler: Für viele Experten, welche in der Vergangenheit die Energiewelt aus der Sicht der Groß-Versorger kennengelernt haben, funktioniert Energiefluss und -Regelung (auch zukünftig) vornehmlich Top-Down: D.h. wenige große Kraftwerkseinheiten erzeugen den Strom. welcher dann über die verschiedenen Netzebenen an die Verbraucher verteilt wird. Ein engmaschiges, Smart-Grid (einschl. lokaler Micro-Grids) mit inhärenter Regelungs-Logik (im Sinne eines “Internet of Energy”) mit zig-Millionen intelligenten Verbrauchern, Erzeugern und Speichern ist für sie schlicht nicht vorstellbar. Dabei haben wir schon in Deutschland mehr als 1,6 Millionen dezentrale Kraftwerke (Photovoltaik, Windkraftanlagen, Biogas - Tendenz steigend), welche bereits heute die benötigte Strommenge für fast alle 45 Mio. PKW in Deutschland mit ihrer derzeitigen Jahresfahrleistung zur Verfügung stellen - wenn alle elektrisch fahren würden. Daher stellt sich die Frage eher in folgender Richtung: Wie gelingt es zukünftig, die zwei neuen Elemente der Energieversorgung 2.0 - nämlich intelligente, dezentrale Speicherkapazitäten und preis-reguliertes Demand Side Management - in einem intelligenten Energiesystem der Zukunft zu integrieren—und wie schnell und dynamisch läuft eine solche Veränderung? Dezentrale Speichertechnologien fallen derzeit alle drei Jahre im Preis um rund 50%. Während sie bis Ende dieses Jahrzehnts ohne Umlagen, Förderungen oder Subventionen betriebswirtschaftlich profitabel werden, werden in der ersten Hälfte des kommenden Jahrzehnts dezentrale, regenerative Erzeugungsanlagen in Kombination mit Speicher in den Gesamtkosten den Strom günstiger Bereitstellen können, als zentrale Kraftwerke unter Einsatz fossiler Brennstoffe. Und dies vom Äquator bis hinauf zum 60. Breitengrad. Zum anderen wird das Internet der Dinge in zehn Jahren praktisch jeden elektrischen Verbraucher einschließen - vor allem aber die großen regelbaren Instanzen wie Akkus, Wärmepumpen etc.) Die Regelung dieser Elemente wird über sekundengenaue Marktpreise geschehen, welches einen hocheffizenten und hochdynamischen Regelmechanismus darstellt. Klingt “utopisch”? Nun, hätte man vor zehn Jahren behauptet, dass das mobile Internet fast alle Arten der damals vorherrschenden Medienkanäle übernehmen würde und damit jede Person praktisch kosten- und barrierefrei die Möglichkeit hätte, sein eigenes Medium und Publikum zu finden - viele hätten das für unmöglich gehalten (und wir machen hier genau dies). Im Bereich der Energie sind wir weltweit an einem ähnlichen Punkt: Vor allem, weil das Internet der Dinge nun die Transparenz und granulare Regelbarkeit schafft, die das alte Geschäfts- und Regelmodell auf den Kopf stellen. Kurzum: So ganz verstehe ich die Konklusion des Autoren nicht: Wird Elektromobilität am fehlenden Strom scheitern? Oder aufgrund zu schlechter Energie-Effizienzen? Oder aufgrund der unzureichenden Netz-Intelligenz? Ich kann keines dieser Argumente nachvollziehen, wenn ich mir die heutigen Entwicklungen und die Zukunft anschaue. Und die vom Autoren präsentierte Alternative, anstatt individueller Elektromobilität lieber gemeisam mit einem (Diesel-)Bus zu fahren, der scheint mir auch nicht sehr zukunftsgerichtet…

Ich freue mich auf mein Tesla Model 3!

Beste Grüße

smiths74


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