Ich bin nicht Deiner Meinung, kann aber Deine Wut darüber verstehen, dass so viele es vorziehen, das Land zu verlassen anstatt sich zu wehren.

Ich habe volles Verständnis für jeden, der in den vergangenen zwei Jahren das Land verlassen hat, oder jetzt kurz vor dem Absprung steht! Zu viel ist in dieser Zeit kaputt gegangen, was das Leben in Deutschland lange Zeit lebenswert gemacht hatte, vor allem das Gefühl, in einer Gesellschaft zu leben, die existenzielle Sicherheit und eine Zukunftsperspektive bietet.

Nach dem, was man an politischen und zivilgesellschaftlichen Verirrungen und Verfehlungen seit Beginn der Corona-Krise miterleben musste, haben manche Menschen den Glauben an diese Gesellschaft völlig verloren.

Die unsägliche Spaltung der Gemeinschaft in geimpft oder ungeimpft, solidarisch oder asozial und seit diesem Jahr auch noch kriegerisch oder kriegsmüde, lässt einen das Leben hier als Dauerbelastung empfinden, jedenfalls geht mir das so. Wenn ich mit ansehen muss, wie mit alten Menschen in Heimen umgegangen wird, über deren Eingangstüren "Wir lieben Menschen" steht, oder Kinder, die den ganzen Tag Masken vor ihrem Gesicht tragen müssen und ihren Lehrern beweisen, dass sie "nicht ansteckend" sind, wird mir das Herz schwer. Noch vor einigen Monaten empfand ich angesichts solcher Vorkommnisse noch Wut, mittlerweile ist daraus Trauer geworden; Trauer über das Land und die Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin und von denen ich jetzt lernen musste, dass sie mir etwas vorgemacht hatten.

Nein, wer dieses Land deshalb verlassen hat oder noch verlassen möchte, hat mein volles Verständnis! In diesem Zustand ist die Gesellschaft in Deutschland für manche Menschen einfach unerträglich, und das kann ich nachempfinden.

Noch geht es den meisten gut und sie fühlen sich sicher. Man sieht im Augenblick nicht viel von den finanziellen Verwerfungen der letzten Jahre, denn das Gehalt am Ende des Monats wird immer noch pünktlich übewiesen und die Supermärkte sind voll.

Wir dürfen gespannt sein, ob sich am servilen Verhalten vieler Menschen etwas ändert, wenn plötzlich der Strom weg sein sollte oder die Wohnung kalt wird. Wenn Kraftstoffe an den Tankstellen rationiert werden und die Regale im Supermarkt nur noch leere Kartons präsentieren.

Ich persönlich glaube nicht, dass die Menschen sich wehren werden. Die meisten werden stoisch abwarten immer in der Hoffnung, die Regierung wird schon irgendwie für Abhilfe sorgen.

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton