Kastration der NATO - Lagebeschreibung von Scott Ritter

nereus, Mittwoch, 05.10.2022, 15:07 (vor 571 Tagen) @ Plancius5943 Views

Hallo Plancius!

Du hast ja recht.
Sympathie darf den Blick nicht vernebeln, aber woher auch immer Du Deine Infos ziehst.
„Meine“ Informanten :-) sagen etwas anderes zur aktuellen Lage.

Seit Boris Johnston im April nach Kiew geflogen ist, um den ukrainischen Präsidenten Wladimir Zelenski davon zu überzeugen, die damals in der türkischen Stadt Istanbul stattfindenden Friedensgespräche mit Russland abzubrechen, hat die NATO ein Programm aufgelegt, das darauf abzielt, der Ukraine militärische und finanzielle Unterstützung in Höhe von mehreren zehn Milliarden Dollar zukommen zu lassen, wozu auch die Lieferung moderner schwerer Waffen und die Nutzung von Einrichtungen auf westlichem Boden gehören, in denen Zehntausende ukrainischer Truppen ausgebildet und organisiert werden könnten, ohne dass ein Eingreifen Russlands zu befürchten wäre.

Der Zweck hinter der NATO-Infusion von Waffen in die Ukraine war klar:
Die Ukraine sollte in die Lage versetzt werden, nicht nur den Konflikt in die Länge zu ziehen, sondern auch offensive Militäroperationen durchzuführen, um Russland aus den von Kiew und seinen Unterstützern als besetzt betrachteten ukrainischen Gebieten, einschließlich des Donbass und der Krim, zu vertreiben.
Die Gegenoffensive in Charkow Anfang September hat die schwerwiegenden Folgen des Vorgehens der NATO deutlich gemacht - auch wenn der Sieg in Charkow angesichts der massiven Verluste an Menschenleben und Material, die die angreifenden ukrainischen Streitkräfte erlitten haben, ein Pyrrhussieg war, so war es doch ein ukrainischer Sieg, der die Russen zum Rückzug zwang.

Durch die Umwandlung der ukrainischen Armee in eine NATO-Armee, die von Ukrainern bemannt war, hatte der von den USA geführte Block die Art des Spiels von einer einfachen "militärischen Sonderoperation" Russland gegen die Ukraine in einen Kampf "Russland gegen den kollektiven Westen" verwandelt, bei dem die ursprünglich von Moskau für den Kampf bereitgestellten militärischen Ressourcen nun nicht mehr ausreichten.

Russland hat jedoch die spielverändernden Maßnahmen der NATO nicht tatenlos hingenommen. Als Reaktion auf die neue Realität vor Ort in der Ukraine entschied sich der russische Präsident Wladimir Putin dafür, in diesem neuen, von der NATO betriebenen Spiel um die Aufstockung der militärischen Macht nicht einfach nur den Einsatz zu erhöhen, sondern das Spiel gänzlich zu ändern.
Er ordnete nicht nur die teilweise Mobilisierung von rund 300 000 russischen Reservisten an, um die derzeit in der BBS eingesetzten Truppen zu verstärken, sondern genehmigte auch Referenden in den vier Gebieten, in denen russische Streitkräfte derzeit kämpfen - Cherson und Saporoshje (ehemals besetzte ukrainische Regionen) sowie Donezk und Lugansk (ehemalige Regionen der Ukraine, die seit 2014 de facto unabhängig sind).
In diesen Referenden wurde den Bürgerinnen und Bürgern dieser vier Gebiete eine einfache Frage gestellt: Möchten Sie Teil Russlands werden?

Nach fünftägiger Abstimmung waren die Ergebnisse in allen vier Gebieten eindeutig - die Teilnehmer der Referenden stimmten mit überwältigender Mehrheit für den Vorschlag. Kurz darauf wurden sie in die Russische Föderation eingegliedert.
Was einst die Ukraine war, ist nun zu Mütterchen Russland geworden.

Russland hat nicht nur die Spielregeln geändert, sondern auch das Spiel selbst.
Anstatt dass die ukrainischen Streitkräfte gegen die russischen Streitkräfte auf dem Territorium der Ukraine kämpfen, würde jeder künftige Kampf der Ukraine gegen die russischen Streitkräfte einen Angriff auf das russische Heimatland selbst darstellen.

Was bedeutet das für die NATO?
Die Führung des Blocks hat vom ersten Tag an deutlich gemacht, dass sie keine direkte Konfrontation mit Russland anstrebt.
Ihre Mitglieder haben zwar Dutzende von Milliarden Dollar an Material in die Ukraine gepumpt, um ihr beim Wiederaufbau ihrer Streitkräfte zu helfen, und der Ukraine wichtige logistische, nachrichtendienstliche und kommunikationstechnische Unterstützung zukommen lassen, aber sie hat wiederholt und nachdrücklich erklärt, dass sie keinen direkten Krieg mit Russland führen will, und sie hat deutlich gemacht, dass sie die Ukrainer lieber als De-facto-Vertreter der NATO im Widerstand gegen Moskau sehen würde.

Die NATO hat sich sowohl in wirtschaftlicher als auch in politischer Hinsicht voll auf die Unterstützung der Ukraine eingelassen, und zwar in einem Maße, dass einige ihrer Mitglieder, die ihre jeweiligen militärischen Strukturen von Ausrüstung und Material befreit haben, nichts mehr zu geben haben.
Trotzdem bekunden die europäischen politischen und wirtschaftlichen Eliten weiterhin ihre starke Unterstützung für die Ukraine.

Diese Unterstützung beruhte jedoch auf der Grundannahme, dass die NATO durch die massive Unterstützung der Ukraine nicht direkt in einen Konflikt mit Moskau verwickelt würde.
Doch Russland hat das Blatt gewendet, indem es das Schlachtfeld von einem Kampf auf ukrainischem Boden in einen Kampf um die Verteidigung seines eigenen Landes verwandelt hat.

Die NATO, die sich gegenüber der Ukraine übermäßig engagiert hat, befindet sich nun "in einem Dilemma":
Wenn sie die Ukraine weiterhin massiv materiell und finanziell unterstützt, wird sie de facto zu einer direkten Konfliktpartei, was niemand im Block will.
Zieht sie sich jedoch von der Unterstützung für die Ukraine zurück, werden die verschiedenen westlichen Politiker und Institutionen, die sich die Unterstützung Kiews auf die Fahnen geschrieben haben, ihr Wort brechen.

Wie die NATO weiter vorgehen wird, muss sich erst noch zeigen, aber es deutet einiges darauf hin, dass sie die Ukraine nicht um jeden Preis weiter unterstützen wird.
Die laue Rede von Generalsekretär Stoltenberg, in der er Russland verurteilte, aber keine Begeisterung für Zelenskys "beschleunigten Antrag" auf Mitgliedschaft zeigte, ist ein Hinweis darauf, dass die Unterstützung für Kiew nicht gerade entschlossen ist.

Die NATO wird nun feststellen, dass ihre Rolle durch die Folgen der russischen Mobilisierung und der Volksabstimmungen geschwächt wird.
In einigen Jahren, wenn die Geschichte des Konflikts endgültig geschrieben sein wird, wird die Entscheidung Präsident Putins, gleichzeitig die russischen Reserven zu mobilisieren und das Gebiet der Süd- und Ostukraine in die Russische Föderation einzugliedern, als eines der besten Beispiele in der modernen Geschichte dafür gelten, wie man einen Gegner "in die Zwickmühle" bringt.
Die effektive Kastration der NATO durch diese Aktion wird höchstwahrscheinlich als ein Wendepunkt in dem Konflikt angesehen werden, der das Schicksal der Ukraine angesichts eines unvermeidlichen russischen Sieges besiegelt hat.

Quelle: https://www.globalresearch.ca/nato-horns-dilemma-after-former-ukrainian-regions-vote-jo...

Da Wladimir der Große alle seine Schachzüge vorher bedenkt, kannst Du Gift darauf nehmen, daß die Variante Referenden schon in den strategischen Überlegungen eine Rolle gespielt haben.
Er wußte, um diese Option und setzt sie jetzt ein.

Glaubst Du ernsthaft, daß sich das bibbernde Europa jetzt auf einen Großkrieg mit Russland einläßt?
Die Hiesigen müssen zusehen, daß Ihnen die Energiekrise nicht um die Ohren fliegt.
Und Biden tobt weil die OPEC nicht so will, wie er das gerne hätte, sie wollen sogar weniger produzieren, was die Preise vor den Zwischenwahlen wieder nach oben treibt.
Dazu jagt im Westen ein finanzielles Erdbeben das andere.
Die Margin Calls der Energie-Buden belaufen sich auf 1,5 Billionen Dollares.
Ein Rettungsprogramm jagt das nächste und das bei Mega-Schuldnern, die schon seit Jahrzehnten nix mehr auf der hohen Kante haben

Die Hütte brennt lichterloh, @Plancuis. Auf dem Bild siehst Du das "Casino des Westens".

[image]

Quelle: https://www.fernsehersatz.de/2020/06/vote-out-hate.html

Das sind die Realitäten in Absurdistan und den anderen angeschlossenen Abteilungen der weltgrrößten Klapsmühle, die je auf diesem Planeten in Betrieb war.
Und deren Betriebserlaubnis läuft gerade ab. [[freude]]

Wenn hier Hunderttausende in Protestzügen durch die dunklen Straßen ziehen, wird das Ukraine Problem endgültig geklärt und es wird hier kaum noch jemanden interessieren.

mfG
nereus


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