Wer ist Papst in Rom?

nereus, Sonntag, 29.05.2022, 17:11 (vor 669 Tagen)5050 Views

Dämliche Frage könnte man meinen und als ich vor vielen Wochen irgendwo las, daß Papa-Ratzi noch im Amt sei, hielt ich das für dummes Zeug.
Vor Tagen bin ich allerdings auf einen Artikel gestoßen, der mich nachdenklich machte.
Hier ein paar Auszüge:

Im Jahr 2020 habe ich mich erstmals mit dem Geheimnis der lateinischen Fehler in der Rücktrittserklärung von Papst Benedikt befasst.

.. dass ein hervorragender Latinist wie Ratzinger solche Fehler in einem Dokument machen kann, das in vierzehn Tagen verfasst und vom Staatssekretariat zur Korrektur von Form- und Rechtsfehlern weitergeleitet wurde?
Bruder Alexis Bugnolo vertrat die Ansicht, dass solche Fehler dazu dienten, die Aufmerksamkeit auf die kanonische Ungültigkeit der als Abdankung gedachten Handlung zu lenken. Und viele andere Gelehrte hatten seit Jahren darüber geschrieben: Kanonisten, Theologen, Philosophen, Journalisten.

Quelle: https://www.romait.it/codice-ratzinger-lattacco-della-catechista-lancellotti-metodo-dia...

Das klang nach mehr, denn hier machten sich Fachleute bemerkbar, keine Schwätzer.
Was war, oder besser, ist da los im Vatikan?

Für die Abdankung des Papstes verlangt das Kirchenrecht einen formal korrekten und gleichzeitigen Verzicht auf das munus petrino, und Benedikt XVI. hat das Gegenteil getan: Er hat ungrammatisch und respektvoll auf das Ministeramt verzichtet, ohne im übrigen irgend etwas nach der X-Stunde seines angeblichen "Rücktritts" zu ratifizieren.

Außerdem beruft sich der Papst auf den "Stuhl von Rom, den Stuhl des heiligen Petrus", der rechtlich nicht vakant sein kann, denn der einzige Stuhl mit Rechtspersönlichkeit ist der Apostolische Stuhl, der als einziger vakant bleiben kann.
..
Einige Monate später erschien der juristische Band der Juristin Estefania Acosta, in dem erklärt wird, wie und warum die Declaratio kein gültiger Verzicht auf das Papsttum ist.
..
Selbst Prof. Carlo Taormina hatte gegenüber Libero erklärt: "Auffallend ist die kontinuierliche und einstudierte Ambivalenz, die seit acht Jahren den Erklärungen Ratzingers zugeschrieben wird, die im Wesentlichen immer dasselbe zu wiederholen scheinen, nämlich dass er, Benedikt, der Papst ist und nicht andere".

Wie bitte?
Nun gut, Josef Ratziger ist inzwischen 95 Jahre.
Sollte ihm da das Gedächtnis einen Streich spielen, ähnlich wie das beim aktuellen US-Präsidenten immer wieder zu beobachten ist?
Nur beruft sich keiner der zweifelnden Beobachter auf diese Möglichkeit. Warum nicht? [[hae]]

Von da an machte ich zahlreiche weitere Entdeckungen, die so weit gingen, dass andere Fachleute und Spezialisten diese Erklärung Monate später unterzeichneten:

"Die objektiven und seltsamen Zweideutigkeiten in der Sprache Benedikts XVI., die als "Ratzinger-Kodex" bezeichnet werden und die auch von anderen Journalisten oder sogar Lesern festgestellt wurden, sind nicht zufällig und nicht auf das Alter des Autors oder noch weniger auf seine Unvorbereitetheit zurückzuführen.
Es sind subtile, aber unmissverständliche Botschaften, die auf die in der Untersuchung beschriebene kanonische Situation zurückführen.

Papst Benedikt kommuniziert auf subtile Art und Weise, weil er in seinem Sitz behindert ist und sich daher nicht frei äußern kann.
Ratzingers "Codex Ratzinger" ist seine eigene Form der logischen und indirekten Kommunikation, die sich scheinbarer Ungereimtheiten bedient, die dem geschulten Auge nicht entgehen.
Diese Sätze, die mit der notwendigen Gründlichkeit in den Verweisen des Papstes auf die Geschichte, das Zeitgeschehen und das Kirchenrecht "entschlüsselt" werden, verbergen einen perfekt erkennbaren logischen Subtext mit präzisen und eindeutigen Bedeutungen.

Ein anderes Mal entscheidet sich Benedikt XVI. für "amphibolische" Formulierungen - nicht ohne Humor -, die auf zwei verschiedene Arten interpretiert werden können.
Diese Kommunikationstechniken geben ihm die Möglichkeit, "denen, die Ohren haben zu hören", klar zu machen, dass er immer noch Papst ist und dass er sich in einer Situation der Behinderung befindet.

Wer also behauptet, die Botschaften Ratzingers seien phantasievolle Interpretationen, hat entweder nicht verstanden oder leugnet die Beweise".

Prof. Rocco Quaglia, ordinario di Psicologia dinamica all’Università di Torino
Prof. Antonio Sànchez Sàez, ordinario di Diritto presso l’Università di Siviglia
Prof. Gian Matteo Corrias, docente di materie letterarie e saggista storico-religioso
Prof. Alessandro Scali, docente di Lettere classiche, scrittore e saggista.
Prof. Gianluca Arca, docente di Latino e Greco, filologo, ricercatore, saggista.
Dott. Giuseppe Magnarapa, psichiatra, saggista e scrittore.

Mein lieber Herr Gesangsverein!
Da ist offenbar doch mehr dahinter, als ich ursprünglich annahm.
Doch was hat das alles zu bedeuten?

Ein weiterer seltsamer Satz findet sich in "Letzte Gespräche" von P. Seewald (2016).
Die Frage des Journalisten: "Man stellt sich vor, dass der Papst, der Stellvertreter Christi auf Erden, eine besonders enge und intime Beziehung zum Herrn haben muss".
Die Antwort von Papst Ratzinger: "Ja, das sollte so sein, und es ist nicht so, dass ich das Gefühl habe, dass Er weit weg ist.

Rhetorischer Syllogismus. Benedikt akzeptiert die Prämisse der Frage:
Er ist der Papst und der Stellvertreter Christi.
Wenn der Papst einer ist und wenn er Franziskus wäre, wie könnte er das sagen?

Februar 2022.
In seiner Antwort an die Gläubigen, die während des Angriffs auf die Justizmedien im Januar ihre Solidarität mit ihm bekundet hatten, grüßt Benedikt sie so.
"Ich schließe Sie und Ihre Anliegen gerne in meine Gebete ein.
Mit meinem apostolischen Segen, Euer im Herrn, Benedikt XVI".

Sein" apostolischer Segen ist das ausschließliche Vorrecht des amtierenden Papstes.
..
Immer noch in "Last Conversations".
Frage: "Nach der Liste des Heiligen Malachias würde das Papsttum mit seinem Pontifikat enden. Was wäre, wenn Sie tatsächlich der letzte wären, der die Figur des Papstes, wie wir sie bisher kannten, darstellt?"
Die Antwort von Benedikt XVI.: "Alles kann sein.

Das sind mir zu viele Auffälligkeiten und das sind auch keine Recherchen der SUN oder der Faktenchecker der öffentlich-rechtlichen Toiletten.
Die Frage bleibt: Was ist los auf dem Stuhl Petri? [[hae]]


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