Bin für mehr Sprechverbote und mehr Schweigegelübde. Mich interessieren die "Sorgen" von Frau Meier an der Kasse beim Supermarkt nämlich überhaupt nicht. Und auch nicht ob Frau R. mal wieder die letzte Treppenstufe nicht gut genug geputzt hat, letztens bei der Kehrwoche. Oder ob der Altpapierwagen einen Zettel von Herrn M. auf dem Gehweg verloren hat, und der ihn nicht aufheben wollte, trotz aller ernsten Gespräche...

Jetzt kann man derlei verbale Zeitverschwendung gut abwürgen mit dem Hinweis auf mögliche Tröpfcheninfektion. Es wird ohnehin zuviel geredet und zu wenig gehandelt auf dieser Welt. Diese Seuche ist große Klasse: Endlich wird am Postschalter mal effektiv gearbeitet, anstatt wie sonst üblich mit den Nachbarn über dieses und jenes und die Krankheiten von Frau F. zu schwatzen während hinten 15 Kunden mit ihren Paketen genervt anstehen und gerne nach Hause zu ihrer Familie möchten oder die Kinder von der Schule abholen müssen...

Manch einem/r würde mal ein Jahr Schweigen ganz gut stehen. Extrovertierte Plappermäuler muss man einhegen, jetzt ist eine gute Gelegenheit, dass solche Leute das Schweigen lernen und zu sich selbst finden. Selbst in einigen Familien wird zu lange sinnloses Zeug gequasselt. Man sollte Sprechzeiten einführen, eine Stunde wo jeder seine Sorgen loswerden darf. Die restlichen 23 Stunden werden Lösungen für allfällige Probleme erarbeitet. So manche Zänkerei würde es dadurch nicht geben. Aber manch Weibsbild hat ja Freude am zänkischen Gekeife, weil sonst nicht viel interessantes in ihrem Leben passiert. Und auch entsprechende Wutrentner die gerne mit feuchter Aussprache vom Balkon herunterschimpfen kann man jetzt kinderleich eindämmen. Gleich mal auf mögliche Anzeigemöglichkeit verweisen wegen versuchter Körperverletzung durch Tröpfcheninfektion. "Herr Wachtmeister, dieser Herr hat mich angebrüllt, bedroht und bespuckt und hat dabei 'Corona' gesagt!!"

Diese Krise eröffnet auch für Privatpersonen ein Bündel an Möglichkeiten. Das sollte man nicht ungenutzt vorübergehen lassen. Einfach bei den Politikern abschauen, die machen es richtig.