Von Teufelszeug und Firmentrauma

trosinette, Freitag, 16.04.2021, 11:44 (vor 1107 Tagen) @ Oblomow2029 Views

Gutze Tag,

Insofern finde ich die polemisch vorgetragene Kritik an Weiner mit den marxistischen Bezügen etwas übertrieben.

Da gebe ich Dir recht. Leider kann ich mit dieser Masche auch den „Nicht-Debitisten“ nichts entlocken, was meiner leicht fatalistischen Grundhaltung gegenüber der Menschheit entgegenwirkt.

Warum aber machen wir etwas besser.

Weil wir lernen mussten, immer unzufrieden zu sein, damit unser System vernünftig funktioniert. Dabei handelt es sich um eine organisatorische Geradwanderung. Die Unzufriedenheit braucht Verbesserungspotentiale am Horizont, damit die Unzufriedenheit nicht in Hoffnungslosigkeit umschlägt. Anderseits darf die Unzufriedenheit nie vollumfänglich befriediget werden, weil Selbstzufriedenheit Teufelszeug ist und so ziemlich das letzte, was die aufstrebende Menschheit gebrauchen kann.

Ein ehemaliger Präsident „meiner Firma“ schob einst das Motto vor sich her „The Name oft the Game is Change“.

Man kann alles besser machen als es ist. Warum aber machen wir etwas besser. Weil wir erkennen, dass etwas schlecht ist? Weil wir uns wünschen, dass etwas besser ist? Weil wir am Schlechten leiden? Weil wir etwas einfach nicht mehr aushalten oder weil sie es müssen? Ich tendiere zu letzten Überlegung, weil ich selbst so bin. Revolutionen muss man machen, sonst lässt man sie.

Ich tendiere ganz persönlich auch zu letzterem. Mein Leidensdruck muss sehr hoch sein, damit ich aktiv werde. Mit Maskenzwang und verplempern von Steuergeldern an kriminelle Flüchtlinge kann man mich niemand hinterm Ofen verlocken.

Will man dem Zeitgeist gerecht werden und den Ansprüchen des Systems genügen, sollte man auch ohne Leidensdruck aus sich selber heraus nach Veränderung und Verbesserung streben. Bei mir in der „Firma“ wird alles mögliche getan, damit sich die Mitarbeiter weiterentwickeln können. Dem Vorgesetzten mittzuteilen, dass man an einer Weiterentwicklung nicht interessiert ist, kommt einer Gotteslästerung gleich, die in der Personalakte sicherlich entsprechende vermerkt wird.

Bei mir hat sich jüngst zumindest meine Berufsbezeichnung vom "Sachbearbeiter" zum "Spezialisten" weiterentwickelt. Ich finde es ein bisschen schade, weil ich sehr an der Berufsbezeichnung "Sachbearbeiter" hing. Als Sachbearbeiter machte ich Sachen, die man mir „sachte“ und wenn man mir nichts „sachte“, dann machte ich auch nix. Als Spezialist bin ich nun etwas verunsichert wann und wo ich den höchst fragilen Hebel meines Engagements in der "Firma" ansetzen soll.

Ich lese, wie Du weißt, Deine Beiträge sehr gerne und hoffe, Dir geht es gut in Berlin.

Danke gleichfalls. Mir geht es in Berlin gut und ich hoffe, in Boom-Town Leipzig geht es Dir auch gut. Nur die Erwerbsarbeit nervt mich. Ich könnte mir locker die lieben langen Tage mit Darts, Schach, Klavier und handwerkliche Arbeiten in Haus und Garten vertreiben.

Mit freundlichen Grüßen
Schneider


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