Antwort

Ashitaka, Mittwoch, 30.09.2020, 01:18 (vor 1305 Tagen) @ tar2408 Views
bearbeitet von Ashitaka, Mittwoch, 30.09.2020, 01:27

Hallo tar,

vorab: Danke für deine Diskussionsteilnahme. Das bockt mal wieder!

Die Entscheidung, wer "Zwingherr" ist, ist bereits zutiefst politisch.

Über die Zwingherrschaft wurde aber nicht entschieden. Charisma und Worte.

Obendrein wechselt dieser ständig, stirbt gar selbst - ist zudem nicht unbedingt ein Einzelner, sondern Organismus aus Individuen des Staatsvolks (bei H/S "freie Eigentümer" oder aktuell "Deep State" genannt) und hierbei beständigen politischen Umwälzungen unterworfen.

Die Charismatiker wechseln, die Zwingherrschaft bleibt, startet mit der formlosen Gewaltherrschaft / Unterdrückung und wandelt sich erst danach in eine formelle Herrschaft, aus der die uns heute sämtliche Unmenschlichkeiten exportierenden bzw. nach sich ziehenden Machtzessionen (Von Eigentum bis Rentenanspruch) hervorgehen.

Wie kann also dessen Vorfinanzierungsproblematik als unveränderlich gesehen werden - gar fern jeglicher Politik? Nehmen wir Hitler (oder als Staat Deutschland) 1919-1942: heute noch Schuldner im Knast (bzw. durch Versailles), morgen schon Gläubiger, der halb Europa unterwirft.

Weil mit der Vorfinanzierungsproblematik eine über die Zeit mathematisch nicht umkehrbare und schlussendlich jeden politischen Willen brechende Notwendigkeit zur Aufschuldung des Zwingherrn einhergeht, er ohne diese Aufschuldung überhaupt zu keinem gegenwärtigen Zeitpunkt seiner Zwingherrschaft Leistungs- bzw. Zahlungsfähigkeit ist. Die interne Besicherung seiner Aufschuldung (Abgabenerhebung) steht aufgrund seiner über die Zeit erschwerten Tributforderung gegenüber extern nicht zur Verhandlung, richtet sich aufgrund der nur weiter wachsen könnenden Verschuldung des Zwingherrn durch Abgabenerhebung gegen jeden Regelungswillen der Angelegenheiten des Gemeinwesens (Export des Nichtregelungswillen der Angelegenheiten des gemeinwesens, Kolonien oder Entwicklungsländer an die Leine).

Mit den Begriffen "Potentialen", "Zentralmacht" usw. usf. lässt sich gerade diese Dynamik nicht erklären. Man kann nicht fassen, wann ein Kulminationspunkt erreicht ist, in dem Potentiale neu geordnet werden, weil dem Potential die Relation, also die Einheit und der Bezugspunkt fehlen. Diesen Vorwurf hattest du übrigens einst gegen H/S und ihrer Eigentumsprämie gerichtet, wo dich Kurt kurzerhand zum Genie erhob [[freude]]

Dem Potential fehlt keine Einheit. Die Einheit bestimmt der Zwingherr vom ersten Augenblick an, dadurch, dass er es ist, der die Bezahlung seiner Schulden = Finanzierung (=Potentialverleihung) bestimmt. Die Schuldsumme entspricht seiner Potentialverleihung, jede Forderungssumme der ihn vorfinanzierenden Diener und Untertanen einem Potentialmangel und damit begründeten Rückanspruch. Königreiche lassen sich nicht durch Fingerschnippen aus dem Boden stampfen, sondern nur durch Potentialverleihungen (heute Staatsfinanzierungen) die mit einem Rückanspruch (Forderung) einhergehen müssen.

Es lässt sich aus der Zentralmacht allein auch nicht erklären, inwiefern das Potential ausgedehnt oder eingeschränkt werden kann, also konkret, warum bspw. aus China in rund 30 Jahren wieder eine Weltmacht wurde. Das lässt sich aber auf der Rechtsebene erklären - dem politischen Resultat.

Vielleicht haben wir unterschiedliche Vorstellungen vom Begriff Politik.

Politik stellt die Regelungen der Angelegenheiten des Gemeinwesens (Organisation des menschlichen Zusammenlebens) dar. Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass durch die staatlichen und privaten Aufschuldungsorgien Chinas die Angelegenheiten des menschlichen Zusammenlebens geregelt werden können und regelbar bleiben. Das Gegenteil ist der Fall ... durch diesen tumorartigen Turbo wird zunehmend deutlich, dass es in Wahrheit ein unmenschliches Zusammenleben ist, dass der Regelungswille der Menschen wachstumsorientiert (=aufschuldungsorientiert) nur noch als Abfallprodukt gebrochen wird.

Daher habe ich dereinst Silke gefragt, was der Zweck dieser Übung eigentlich darstellt.

Welche Übung?

Zusammengefasst lässt sich doch festhalten: es geht solange weiter, bis die Kalorien zum Erhalt von Großkollektiven zur Neige gehen. D.h. das Staatssystem wird fortbestehen und umgestaltet, solange eben dies der Fall ist. Die zugehörigen Schulden werden um- oder ausgebucht, Gläubiger enteignet oder ermordet, Schuldner gezeugt. Der allumfassende Totalkollaps bleibt aus - bis eben irgendwann die Kalorien nicht mehr ausreichen. Dann geht es zurück zur Gemeinschaft, zum Stamm, ggf. auch zur Auslöschung des Menschen.

Und diese Zugrichtung, welche alle Passagiere zu einem über die Zeit unmenschlichen Zusammenleben zwingt, ist für dich politisch verhandelbar, aus diesem nicht lösbaren Zwang leitest du eine politische Natur des Systems ab? Was passiert ist mathematischer Natur und gewinnt seine Dynamik einzig und allein durch den Weiterbau neuer Kreditpyramiden, die, würden die Menschen die dadurch immer härter werdenen, debitistischen Abbrüche begreifen, keine Sekunde mehr als eine Regelung der Angelegenheiten des Gemeinwesens verstanden werden würden. Es ist ein perfektes, nichtsaufdeckbares Verbrechen, eine Simulation der Regelbarkeit.

Die Grundlage (des Staates, des Wirtschaftens, des Geldes) ist das Ungleichgewicht (ausstehende Forderung). Da sind wir uns doch einig.

Klar, die Tatsache, dass wir in der Summe immer auf die Zukunft zurückgreifen müssen, wir eine Grenze der Erfüllung des Rückanspruchs (finis) in die Zukunft setzen müssen, um heute eine Ausgabe dessen zu bestreiten, was noch gar nicht eingenommen wurde.

So einfach kann man die Politik nicht beiseite wischen. Es ist doch wichtig, unterscheiden zu können, welche Politik, d.h. welche Rechtsetzung zu mehr Wohlstand und Zufriedenheit führt und welche (lediglich) zu mehr Toten. Dass sie allesamt grundsätzlich in irgendeiner Ausprägung ein Unterdrückungssystem inkl. Blutvergießen darstellen, bleibt dabei unbestritten. Sie aber einzig darauf zu reduzieren, ist ideologische Verblendung.

Mit dem Wohlstand und der Zufriedenheit geht kraft des debitistischen Systems mindestens eine ebenso große Armut und Unzufriedenheit einher (wir sind schließlich Weltmeister im Exportieren dieser debitistischen Kehrseiten). Klar kann man das auslagern, klar kann man sich das als ein hinnehmbares Abfallprodukt simulieren und von einer Regelung der Angelegenheiten des Allgemeinwohls (politischen Natur) fantasieren.

Die Simulationskraft ermöglicht das.

Aber ich verblende nicht, sondern erkläre nur ehrlich, dass Politik von Anfang an, aufgrund des mathematisch unlösbaren Problems der Vorfinanzierungslücke, nur als Simulation machbar ist, dass sie sich heute (damit z.B. du ideologisch fein raus bist) anderswo auf der Welt gegen die Regelungen des menschlichen Zusammenleben richtet, somit erst früher oder später der Regelungswille unseres auf zeitlich beschränkten Machtzession erbauten Gemeinwesens gebrochen wird. Das alles ist nur zu ertragen, wenn man sich selbst in die Simulation fallen lässt und aufhört die Dinge von Anfang bis zum Ende denken zu wollen. Ich versuch es immer wieder, will so tun als sei es anders.

Die Verteilung ist in Wahrheit keine politisch verhandelbare Frage, sondern die Frage richtet sich von Anfang bis zum Ende an der Besicherungsfähigkeit der Schuldenlast des Zwingherrn aus. Sie ist im Rahmen der durch Machtzessionen geschaffenen Potentialräume (Rechtsräume) keine Frage, sondern als Ableitung eine mathematische Abfolge. Du vergisst, dass sich alles aus der Machtzession des Zwingherrn ableitet, dass diese Ableitung aufgrund des debitistischen Vorfinanzierungsproblems (Wachstumszwang der Nachschuldnersuche wegen) aber mathematische Grenzen hat und der Wille zur Regelung der Angelegenheiten des Gemeinwesens (Politik) deshalb nicht über das abgeleitete, systemische Potential hinauswachsen kann.


Was zum Geier soll denn das in der Praxis heißen? Da wirft einer eine Atombombe und hat die "mathematischen Grenzen des des abgeleiteten, systemischen Potentials" halt schlagartig verschoben: hin zum Imperium, von dem das eigene Staatsvolk entsprechend profitiert. Ganz konkret, praktisch und wirklichkeitsnah.

Nein, nur einseitig von dir gedacht, nur den Profit mit Scheuklappen bedacht. Als wäre das Gegenteil nicht ebenso der Fall, als würde kein Potential entsprechend verschwinden. Aus der Atombombe allein kommt kein Potential für Imperien zu Tage.

Es ist vollkommen wirklichkeitsfern anzunehmen, dass diejenigen, deren Vermögensseite aus Zeitmangel finanziert werden muss, die sich aufgrund ihrer zum Termin drückenden Kapitaldienste geradeso mit ihrem freien Cash Flow über Wasser halten können, nun plötzlich dazu im Stande sein sollen, die übrigen Systemteilnehmer (vor)zufinanzieren.


Das geht ebenfalls nur politisch.


Wie denn konkret?


Bspw. per Eigentumssetzung.

Konkret? Weil ich es gerne hinsichtlich der Wechselwirkungen durchdenken möchte. Den Schuldnern soll einfach beleihbares Eigentum kraft Gesetz zugewiesen werden? Woher? Was für ein Eigentum?

Die Gegenfrage also lautet: Was konkret hindert denn die Gläubiger daran, zu Schuldnern zu werden?


Die mangels Vorfinanzierungsfähigkeit der Schuldner gar nicht herstellbare Leistung. Die Antwort hatte ich bereits gegeben. Das System funktioniert nur und solange aufgrund der über die Zeit wachsenden Ungleichgewichte.


Nein - es ist überhaupt kein Problem, diese Ungleichgewichte zu "resetten". Zigmal passiert, zigmal bewiesen. Ist "der Staat" oder "der Zwingherr" dadurch in irgendeiner Weise verschwunden? Nö, er wurde lediglich ersetzt - immer und immer wieder, bis zum Erbrechen.

Immer dieselbe mathematische Abfolge, Resett auf Resett dieselbe mathematische Natur. Oder um deine Eingangsfrage ("Was bleibt also übrig vom Aufschuldungszwang?") zu beantworten:

Alles! Der Zwang kann aufgrund der mathematischen Natur der Aufschuldung und des wachsenden Ungleichgewichts, da kann resettet werden bis der Arzt kommt, nicht beseitigt werden.

Deine Vorstellung einer Balance ist mathematisch, d.h. aufgrund der Tatsache, dass über alle Zeit etwas verausgabt werden muss, bevor es überhaupt vereinnahmt wurde, unmöglich.


Welche Vorstellung einer Balance habe ich denn?

tar: "Es bedarf keiner Aufschuldung aus einem mathematischen Zwang heraus. Weder einzel-, noch gesamtwirtschaftlich"

Wahrscheinlich haben wir einfach nur die falschen Ökonomen und Politiker an der Macht.

Im Gegenteil, ein sogenanntes Gleichgewicht kann es per se nicht geben, aber: das Pendel schwingt hin- und her. Der Staat verschwindet dadurch nicht.

Verschwindet nicht? Was passiert denn gerade in der EU? Res publica noch da?

Das was zur Verausgabung fehlt hat niemand, wird nur dadurch zugänglich, dass es als Vermögenseinheit gegen die Zukunft gebucht wird (d.h. vorfinanziert bzw. kreditiert wird).


Falls es fehlt, wird es genommen werden.

Genommen werden von einer Gefolgschaft der man etwas verspricht, für das man sich bei ihr zugleich vorfinanzieren muss? Oder stehen am Anfang doch Schatztruhen aus denen man etwas nehmen kann?

Historisch wurde es auch immer wieder genommen. Wenn man allerdings die Politik gänzlich ausblendet, kann man das nicht erkennen.

Klar, Alexander der Große hat es einfach genommen.

Wie wird aus einem Insolventen wieder ein Geschäftsfähiger?


Wie schafft man es, von der makroökonomischen Ebene auf die mikroökonomische Ebene zu schliessen? Indem man so tut, als würde das Beleihungssystem nach globalen Abschreibung der Forderungen noch funktionieren, als hätten die global komplex verstrickten Weiterreichungen der Forderungen über die Anleger-/Vorsorgemärkte aufgrund der darauf errichteten Kreditpyramiden (siehe PCM Erklärungen) keine systemdynamische bzw. -tragende Bedeutung.


Geh davon aus, dass beim großen Ausbuchen kein Staat einfach so verschwinden, keine "Zwingherrstelle" vakant bleiben wird. Wahrscheinlich wird es offenen (Bürger)Krieg geben - zum Zweck der Schuldeneintreibung und Schuldenvernichtung. Halt business as usual in und zwischen Gewaltsystemen. Nebenbei wird neues Aufbaupotential geschaffen.

Das ist auch meine Sicht.

Ich lass mich auf diese Simulation nicht mehr ein. Es ist die mathematische Natur des Systems, die Tatsache, dass die Vorfinanzierungproblematik, die ihren Schmerz über die Zeit lediglich lindernde Nachschuldnersuche und das dadurch erzwungende Schuldenwachstum, von Grund auf kein über die Zeit haltbares Gleichgewicht in Bezug auf die Schuldenlast und Vermögenswerte der durch eingeräumte Rechtsinstitute zur Handlung befähigten natürlichen und juristischen Personen erlaubt.


Von Gleichgewicht wurde auch nicht gesprochen. Das Pendel schlägt derweil unentwegt weiter.

tar: "Es bedarf keiner Aufschuldung aus einem mathematischen Zwang heraus. Weder einzel-, noch gesamtwirtschaftlich"

Wie macht man das politisch, d.h. die Angelegenheiten des Gemeinwesens regelnd, ohne dass die Aufschuldung aufgrund der Vorfinanzierungslücke nicht mehr mathematisch zwingend notwendig ist?

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung