Des Pudels Kern

tar ⌂, Gehinnom, Samstag, 26.09.2020, 23:18 (vor 1309 Tagen) @ Ashitaka2430 Views

Hallo Ashitaka,

Deine Prämisse des Surplus ist zutiefst politisch. Du argumentierst daher anhand eines politischen Systems, nicht eines mathematischen.


Nein. Der Surplus hat nicht im entferntesten etwas mit Politik, d.h. mit der Regelung der "Angelegenheiten des Gemeinwesens" durch verbindliche Entscheidungen, zu tun. Seine Erzwingung durch Abgabenerhebung regelt keine Angelegenheiten, sondern bringt sie als das oberste und einzigste intern gerichtete Besicherungsinstrument des Zwingherrn (sonst Aua und Tribut erkämpfen), erst hervor.

Die mittels zentralisierter Gewalt eingetriebene Abgabe sei fern von Politik? Wie kann das denn bitte sein? Wie wird denn bitte festgelegt, wer was an wen und wann zu leisten hat, wenn nicht durch durch und durch (beständig) politischen Kampf, der schließlich zur Setzung öffentlichen Rechts und damit auch zur Bestimmung der Steuerforderung führt?

Politischer Kampf lässt sich übrigens nicht anhand der Kuschelei im Bundestag verstehen, sondern wohl am Besten am Beispiel Roms im 1. Jh. v. Chr.

Missverstehen wir uns hier wirklich? Ich glaube nicht.

Dass etwas politisch geregelt wird ist nur eine an den mathematischen Grenzen der Finanzier- und Besicherbarkeit des gesamten Machtapparats grenzende Simulation, ein reaktionäres rumaggieren in debitistisch begründeten Potentialräumen deren harmonischen ("Der Aufschwung kommt bei den Bürgerinnen und Bürgern an") und chaotischen Zeitspannen ("Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind!") sich in Wirklichkeit einen Scheiss um die Angelegenheiten des Gemeinwesens scherren.

Die Verteilungsfrage ist Kern jeglicher Politik - debitistisch ist sie (als erzwungene "Umverteilung" hervorgehend aus der ominösen "Urschuld") gar ihr Urpfeiler, wenn auch nicht unbestritten.

Es ist vollkommen wirklichkeitsfern anzunehmen, dass diejenigen, deren Vermögensseite aus Zeitmangel finanziert werden muss, die sich aufgrund ihrer zum Termin drückenden Kapitaldienste geradeso mit ihrem freien Cash Flow über Wasser halten können, nun plötzlich dazu im Stande sein sollen, die übrigen Systemteilnehmer (vor)zufinanzieren.

Das geht ebenfalls nur politisch.

Niemand wird dadurch zum Gläubiger, dass er aufgrund hoher Verschuldung und maximaler Sicherheitenstellung seiner Vermögenswerte, d.h. mangels weiterer Vorfinanzierungskraft, nicht dazu im Stande ist zusätzlich an seine Schuldner zu leisten.

Du behauptest, die Schuldner müssen einfach nur zu Gläubigern werden, bedenkst dabei aber nicht, dass die Schuldner eben nicht automatisch freies Vermögen, sowie die Vorfinanzierungsfähigkeit mit sich bringen, um eine deine angedachte Forderung begründende Leistung an die Gläubiger herzustellen und dann obendrein auf den Cash Flow zu verzichten.

Durch politischen Kampf, um die Verteilungsfrage anders zu beantworten als bisher. D.h. es wird durch (sich ändernde) Politik beständig (neues/anderes) Recht gesetzt, damit Vermögen umverteilt, Eigentum/Vermögen geschaffen - und damit werden neue Besicherungsmöglichkeiten in die Welt gesetzt oder bisherige erweitert.

Die Gegenfrage also lautet: Was konkret hindert denn die Gläubiger daran, zu Schuldnern zu werden?

Partei A hat Forderungen gegen Partei B zum Termin X. Was hindert Partei A daran, ihrerseits Verbindlichkeiten bei Partei B zum Termin X+1 einzugehen und wieso sollten hierbei die Gesamtverbindlichkeiten im Zeitverlauf (eben auf Sicht zum Zeitpunkt X+1 und darüber hinaus) nicht sinken dürfen?


Die Tatsache, dass Partei B aufgrund der Besicherung ihrer Schuldenlast durch sämtliche Vermögenswerte und den drückenden Kapitaldiensten nichts zusätzlich vorfinanzieren und damit liefern/leisten kann (das bedenkst du nicht!), sie damit auch nicht als Finanzier der Partei A auftreten kann. Diese Tatsache macht den Strich durch deine Rechnung.

Da ist vollkommen korrekt - in statischen Systemen. In politischen Systemen nicht. Da gibt es eben nicht die einmalige (politische oder mathematische) Festlegung einer ewigwährenden Formel, in der A gen B zu leisten hat. Ansonsten gäbe es überhaupt keine Geschichte, keine Umwälzungen, keine Revolten, keine Klassenkämpfe, keine Staatsbankrotte, keine sogenannten "Resets".

Aus meiner Sicht stehen dahinter rein politische Gründe, die sich im Übrigen in verlässlicher Regelmäßigkeit auflösen (müssen), wobei es zur Abschreibung/Insolvenz, Enteignung oder gar zum Gläubigermord kommt, was im Ergebnis eben zum Absinken der Gesamtverbindlichkeiten führt.


Nur so.

Nun eben. Da sind wir uns also einig.

Bis wir schließlich alle an der Reihe sind und auf unsere über Renten- und Pensionskassen, Versicherer, Treuhandgesellschaften und Fonds global verstrickten Altersvorsorgen verzichten müssen. Aber das wird dank des 2020 erfolgten Spatenstichs zur Erbauung der Kreditpyramiden kommender Jahrzehnte, noch dauern. Was glaubst du, was über 10 Billionen wiederbeleihungstechnisch bewirken, wie sich das ganze in den nächsten 10-20 Jahren auf das GDP auswirkt? Bereits im Herbst 2022 steht das Fundament, ist die zur Begründung der stark wachsenden Kreditnachfragen und ins System verteilten Liquiditätsspritzen ins Leben gerufene Scheinpandemiekrise mit ihren die GDP's runterziehenden Bereinigungen, vorbei (Oder WP-Slang: Deloitte hat geloitet). Danach dürfen alle für noch weniger in die Hände spucken und sich fragen, wer denn eigentlich vom völlig unvorhergesehenen Aufschwung ("Wie, ich dachte mit den ganzen Krisenherden fliegt uns der Laden endlich um die Ohren?) profitiert. Man muss die Welt ausschließlich in Schulden (Finanzierungs- / Refinanzierungszeiträumen) und Kapitaldiensten denken. Der Rest schwingt ganz von alleine. Meine Meinung.

Vorwärts immer, rückwärts nimmer! Diese globale Verwässerung genuiner Forderungen, die mit der Zerschlagung der Mittelschicht einhergeht, hat zumindest katastrophale Auswirkungen auf demokratische Prozesse.

Die Mathematik bzgl. der Gesamtverschuldung bleibt im Übrigen durchweg konstant: 0.

Solltest du zudem auf den Werterhalt von Nicht-Geldvermögen abzielen (also Immobilien, Rohstoffe, usw.), sind diese grundsätzlich beständig volatil, da es sich hierbei ja geradewegs um nicht zu irgendeinem Termin fixierte Vermögenswerte handelt. D.h. diese sind ohnehin einer beständigen Unsicherheit ausgesetzt und in Anbetracht einer allgemein sinkenden Forderungssumme würden auch sinkende Nicht-Geldvermögenswerte nicht per se ein Risiko bzgl. der Zukunftsplanung darstellen.


Warum sollte ich darauf abzielen? Wir sprachen davon, dass deiner Ansicht nach aus den Schuldnern einfach nur Gläubiger werden müssen. Ich frage: Was und wie (vorfinanzierungstechnisch) können diese Schuldner denn zusätzlich leisten und danach fordern (über längere Zeit auf Bezahlung verzichten)?

Wie wird aus einem Insolventen wieder ein Geschäftsfähiger?

Es ist eben rein politisch, dass man den Surplus-Empfängern nicht zu schaden gedenkt: zum Zwecke der Machtergreifung und seines Erhalts, was freilich die notwendige (ökonomische & militärische) Kompetivität einbezieht (Stichwort: einzelwirtschaftliche Innovationsimpulse durch das Potential individuellen Vermögenserhalts & Vermögensmehrung).


Nichts davon ist meiner Ansicht nach politischer Natur.

Ich bitte dich.

--
Gruß!™

Time is the school in which we learn,
Time is the fire in which we burn.


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