Entsimplifizierung

Ashitaka, Montag, 25.05.2020, 12:43 (vor 1430 Tagen) @ Falkenauge4937 Views
bearbeitet von Ashitaka, Montag, 25.05.2020, 12:55

Hallo Falkenauge,

man kann nicht so tun, als wäre das komplexe debitistische Wiederbeleihungs- und Haftungssystem egal, als hätten wir die Schulden- und Haftungsunion nicht nötig und stünde ein alternativer Weg bereit, um auch die deutschen Vermögenswerte und Einkommen weiter zu sichern. Da wünscht man sich von einem Blogger wie dir mehr systemische Aufklärung, weniger Leser fesselnde Simplifizierungen. Ich weiss, das ist ein schwieriger Spagat.

Ohne die Aufschuldungspotentiale der EU wird alles Vermögen des deutschen Steuerzahlers , aufgrund der von Paul C. Martin bereits 1980 in der Kapitalismus beschriebenen, marktübergreifenden Wiederbeleihungskomplexität, unumkehrbar zu nichte gemacht. Die Folge weiter unten. Leider wird in auch in den Diskussionen dieses Threads wieder einmal diese tatsächliche Komplexität, die alle Anstregungen für eine EU-Souveränität begründet, die debitistischen Aufschuldungs-, Beleihungs- und Querverhaftungsstruktur, ausgeklammert.

All den EU-Staaten, denen von Anklägern wie euch vorgeworfen wird, dass sie sich systemgefährdend weit über ihre Verhältnisse (Kapitaldienstfähigkeiten) hinaus verschuldet haben, all den EU-Staten, für die wir angeblich wegen böswilliger Hinterzimmertreffen mit in Haftung genommen wurden und noch ausgenommen werden sollen, sollte man in Wahrheit zugute halten, dass erst durch ihre Jahrzehnte andauernden Aufschuldungssummen / Nachfragen die komplexen Wiederbeleihungsrunden deutscher Vermögen (real- und finanzmarkttechnisch) und nur dadurch begründeten Wertsteigerungen aller Vermögen möglich wurden. Wer dies neutral (Gewinner bedingen Verlierer, Gläubiger bedingen Schuldner) zuende denkt, der kann am Ende den Systemkreis für sich schliessen, wird begreifen, dass aus dem Vermögen welches auf diesen Wiederbeleihungsrunden basiert auch die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen und damit in letzter Konsequenz auch unser staatliches und privates Vorsorgesystem, egal auf welchem individuellen Level, getragen wird.

Wer nur das Übel in den Schuldenlasten sieht und glaubt er müsse die Vermögensseiten zum Schutze des deutschen Steuerzahlers einfach davon trennen (Südländer pfui, DE muss alleine weitermachen!), wer daran glaubt, dass sich unsere Vermögenssummen durch Haltmachungen vor Weiterverschuldung und Haftungsübernahmen (Ablehnungen von EU-Anleihen und Querverhaftungen) aufrecht erhalten ließen, hat keine systematische Vorstellung davon, welchen systemdurchgreifenden Einfluss auch nur leicht sinkende real- und finanzwirtschaftliche Vermögenswerte mittelfristig auf die alles tragenden Wiederbeleihungen und Querverhaftungen haben, welche unlösbaren Nachbesicherungspflichten auch auf den deutschen Kreditnehmer in windeseile zukommen würden und wie schnell die debitistischen Fundamente der Wirtschaft zerstört würden.

Die Souveränität der EU ist leider kein böswilliges Projekt, das in Punkto Kompetenzen von den geheimen, zeremoniellen Logen und deren Hirn-Zusammentreffen abhängig ist, sondern das Beratungsergebnis global verstrickter und die debitistischen Zusammenhänge von A bis Z aufgrund von BIG DATA durchblickenden Großkanzleien und strategisch die Staaten ausrichtenden Beratungsgesellschaften. Das Leid von Millionen einkommens- und vermögensschwachen Menschen, die wachsenden Ungleichgewichte, dass alles muss, wenn man den Debitismus verstanden hat, in Kauf genommen werden. Das debitistische System funktioniert nicht anders und bietet als Alternative lediglich den Abbruch an (Krieg!). Und da liegt Europa aktuel noch (das wird sich militärisch in den nächsten jahrzehnten gewaltig ändern) auf dem Präsentierteller, sollte die vollständige EU-Souveränität, wie sie am Freitag vorletzter Woche nochmals im EU-Parlament mit großer Mehrheit eingefodert wurde, scheitern.

Nochmal: Sämtliche dahin führenden Verträge, Richtlinien und Verordnungen (so auch national) sind von den theoretischen und praktischen Kompetenzen (Gesetzgebungsverfahren bis zur rechtssicherenden Ausgestaltung und Entwurffassung), den Auswertungen der Datenbeständen der Beratungsgesellschaften abhängig. Die notwendigen Kompetenzen würden jeden Gedankengang und Willensweg eines Wolfgang Schäubles, einer Angela Merkel oder eines Olaf Scholz sofort sprengen. Egal welchen Verein, welche Loge sie besuchen.

Wo sie sich treffen, wer sich da trifft, wer die obersten Ämter bekleidet, das alles ist nur von vortragendem, theatralem Interesse. Wirkliche Willensbildungen und Verhandlungen führen, wie die bereits viel tiefgreifenderen Mehrheitsbeschlüsse des EU-Parlaments zeigen, aktuell weder Macron und Merkel, noch Frau v.d. Leyen und Frau Lagarde. Sie tragen nur das vor, was aus ganz anderen Gründen, aus weit tiefgreifenderen und langanhaltenderen Beratungsprozessen, ohne dass ihre Willensbildung und kleinliche Kompetenz einen Einfluss darauf nehmen könnte, zu Tage kommt.

Die Entscheidungsprozesse der Zentralbanken, Regierungen und systemrelevanten Großunternehmen sind heute von grenzenlos tätigen Netzwerken/Beratungsgesellschaften/Großkanzleien abhängig, ganz ohne dass dabei auch nur eine Sekunde die Meinung eines Amtsträgers zählt oder dieser/diese es jamels wagen würden sich gegen die nicht ersetzbaren Kompetenzen der Beratungsgesellschaften zu stellen. Es gibt keine Hinterzimmer. Das alles ist völlig normales Business hoher Kompetenzgrade, welches der Verschwiegenheit unterliegt.

Herzlichst,

Ashitaka

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