Geschichte ergibt sich aus Überlieferungen ..

nereus, Sonntag, 15.09.2019, 10:40 (vor 1656 Tagen) @ Falkenauge2288 Views

.. und da fragt sich wieder, wer hat was aus welchem Grund so geschrieben?

Hallo Falkenauge!

Du erwiderst auf meinen Einwand, daß die Buchreligionen durch Zahlung einer Steuer ihren Glauben weiter ausüben konnten:

Sofern er nicht vorher mangels Unterwerfung getötet wurde.

Da paßt jetzt etwas nicht.
Entweder hätte man sich unterwerfen müssen, was dann ja Annahme des Islam bedeutet oder man zahlt die Abgabe, und konnten weiter seinen Glauben leben.

Eine Radikalisierung war von Anfang an vorhanden. Da die in Medina ansässigen Juden den Islam und Mohammed in der Nachfolge biblischer Propheten nicht anerkannten, ging er schließlich kriegerisch gegen sie vor. „Besonders hart war das Los der Banu Koreiza, eines jüdischen Stammes, der mit Mohammeds mekkanischen Gegnern konspiriert hatte. ..

Das ist richtig und die Grausamkeit der Bestrafung war unterirdisch.
Aber der jüdische Stamm hatte gegen Mohammed konspiriert, wie Du selbst schreibst, und diese Rachekation erreichte dann das Ausmaß alttestamentarischer Größe.
Die Grabenschlacht war ja ein Angriff der Mekkaner gegen die Stadt Medina und diese wiederum hatten ihren Ursprung in vorherigen Auseinandersetzungen, wo die Anhänger Mohammeds erheblich unter Druck standen, siehe z.B. die erzwungene Auswanderung nach Yathrib (Medina), wobei auch das umstritten ist, denn andere Quellen sagen, daß er dort nur einen Streit schlichten sollte. Hier wiederum sagt jedoch die Legende, daß der jüdische Stamm Bani An-Nadir Mohammed mit einem Stein erschlagen wollte, worauf der Prophet die Juden aufforderte Yathrib (MIT ihren Gütern) zu verlassen.
Es jagte eine Intrige die andere und was wirklich geschah, läßt sich heute nicht mehr rekonstruieren.

Nach der Einnahme von Mekka 630 wurden die Juden und die Christen zu Feinden des „wahren Glaubens“ erklärt, die man bekriegen müsse, bis sich jeder Einzelne in demütigender Haltung dem Machtbereich des Islam unterwerfe und den muslimischen Siegern den Tribut entrichte. Die eigentlichen „Heiden“ dagegen haben nur die Wahl zwischen der Annahme des Islam oder dem Tod.

Erkläre mir bitte einmal, wie man das bedingungslose Unterwerfen unter eine fremde Religion gleichzeitig mit dem Gewähren des Ausübens eines fremden Glaubens auf eine Linie ziehen kann.
Nun kann man sicher die erzwungene Steuer (Dschizya) hinterfragen, aber über Abgaben in einem Forum, welches dem Debitismus huldigt – das ist keine Kritik – zu debattieren, hieße vermutlich Eulen nach Athen zu tragen.

Man muss also festhalten, dass Gewalt im Koran nicht verboten, sondern erlaubt und sogar geboten wird. Auch der meist unvollständig zitierte Vers 32 der 5. Sure „enthält nur ein Tötungsverbot der Muslime untereinander, das nicht gilt, wenn jemand einen Mord begeht oder Krieg gegen Allah und seinen Gesandten führt und Verderben im Land stiftet.“ Zugleich gebietet Allah auch die gewaltsame Ausbreitung des Islam, die durch den Dschihad geschieht, der gemeinhin „Heiliger Krieg“ genannt wird.

Der Vers 32 in Sure 5 lautet wie folgt:

Aus diesem Grunde haben Wir den Kindern Isrāʾīls vorgeschrieben: Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne (daß es) einen Mord (begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. Unsere Gesandten sind bereits mit klaren Beweisen zu ihnen gekommen. Danach aber sind viele von ihnen wahrlich maßlos auf der Erde geblieben.

Woraus leitest Du hier ab, daß damit nur die Muslime gemeint sein sollen?
Der Versbeginn richtet sich ja gerade an die Kinder Israels, die über das Töten belehrt werden und sich offenbar dennoch nicht daran hielten.

„Sechzig Prozent der Koranverse handeln von Djihad. … Der Djihad wurde zur grundlegenden Triebkraft des Islam.“ „Der Djihad ist die Motivation hinter fast jedem terroristischen Akt, der im Namen des Islam verübt wird.“ „Den Djihad finden wir im Koran als einen zwingenden Befehl an alle Muslime vor. Im Djihad geht es darum, Menschen, die den Islam nicht annehmen, zu unterwerfen.

Wenn Du Dich so tief in die Materie gekniet hast, dürfte Dir aber auch aufgefallen sein, daß diese ausschließliche Interpretation von islamischen Gelehrten abgelehnt wird, denn das Wort bedeutet „Anstrengung auf dem Weg zu Gott“, was sowohl militärisch als auch als innerer Kampf gegen das widerstrebende Ich gedeutet werden kann.

Zur Zeit Mohammeds wurde daher der Djihad regelmäßig gegen Christen und Juden praktiziert, wie auch gegen Menschen, die Götzen verehrten – gegen jeden, der sich nicht zum Islam bekehrte. ´Jene, die den Islam ablehnen, müssen getötet werden. Wenn sie sich (vom Islam) abkehren, ergreift sie, tötet sie, wo immer ihr sie findet (Sure 4,89)`“

Der Vers 89 der Sure 4 lautet:

Sie möchten gern, daß ihr ungläubig werdet, wie sie ungläubig sind, so daß ihr (alle) gleich seiet. Nehmt euch daher von ihnen keine Vertrauten, bevor sie nicht auf Allahs Weg auswandern! Kehren sie sich jedoch ab, dann ergreift sie und tötet sie, wo immer ihr sie findet, und nehmt euch von ihnen weder Schutzherrn noch Helfer ..

Doch dieser mündet in Vers 90.

.. außer denjenigen, die sich einem Volk anschließen, zwischen dem und euch ein Abkommen besteht, oder die zu euch gekommen sind, weil ihre Brüste beklommen sind, gegen euch zu kämpfen oder gegen ihr (eigenes) Volk zu kämpfen. Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er ihnen wahrlich Gewalt über euch gegeben, und dann hätten sie gegen euch wahrlich gekämpft. Wenn sie sich jedoch von euch fernhalten und dann nicht gegen euch kämpfen, sondern Frieden anbieten, so hat euch Allah keine Veranlassung gegeben, gegen sie (vorzugehen).

Auch hier steht neben dem Tötungsgebot gleichzeitig das Friedensangebot,
d.h., wer den Muslimen ihren Glauben läßt, denn dürfen die Muslime auch nicht anrühren. Erst wenn bewußt gegen den Glauben vorgegangen wird, darf Gewalt angewendet werden.

Interessanterweise zitierst Du immer nur die Gewaltaufrufe, aber die Friedensbereitschaft bleibt unerwähnt. Wie wäre es denn mal damit (Sure 29, Vers 45):

Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift; es sei denn auf die beste Art und Weise. Ausgenommen davon sind jene, die ungerecht sind. Und sprecht: "Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt wurde und was zu euch herabgesandt wurde; und unser Gott und euer Gott ist Einer; und Ihm sind wir ergeben."

Du: Bereits unmittelbar nach Mohammeds Tod setzte unter den Kalifen (= Nachfolgern des Gottgesandten), den religiös-politischen Führern, eine gewaltige Expansion ein, um dem Gebot des Koran zu folgen, die Welt durch den Dschihad zum Islam zu bekehren. In fanatischer religiöser Begeisterung eroberten ihre Reiterheere in kurzer Zeit Palästina, Syrien, das mesopotamische Tiefland, das iranische Hochland, das heutige Pakistan und Afghanistan, dann Ägypten und ganz Nordafrika, sowie schließlich ganz Spanien, bis ihr weiteres Vordringen nach Europa von einem europäischen Heer unter Karl Martell in Südfrankreich gestoppt wurde.

Ja, hier wurde der Glaube, der offenbar die Massen versammeln konnte, für militärische Feldzüge mißbraucht.
Nur und unter welcher moralischen Flagge zogen eigentlich die Spanier nach Amerika und alle Kolonisten nach ihnen in die weite Welt, um die „Fremden“ zu missionieren?
In den Weltkriegen segneten Pastoren beide Seiten sich gegenüberstehender Truppen.
Hallo! Ist da wer?
Müssen wir jetzt alle Bibeln verbrennen, weil dort auch Stellen von Gewalt zu finden sind?

Die radikale Potenz des Islam wird vom Westen für geostrategische Ziele instrumentalisiert.

Diese sogenannte radikale Potenz kitzeln interessierte Kreise aus fast jedem Menschen heraus, wenn sie es nur geschickt genug anstellen.
Eine gebürtige Rumänin hat mir erschüttert davon berichtet, wie Menschen, die friedlich viele Jahrzehnte nebeneinander gelebt haben, im Jugoslawienkrieg gegeneinander aufgehetzt wurden. Da war es am Ende völlig Banane, ob man Muslim, orthodoxer Christ oder Atheist gewesen war.

Gerade weil ich religiös bin, habe ich persönlich die Frage, was der via "Erzengel Gabriel" Mohammed inspirierende Allah für ein Gott ist. Nach Christus ist Gott die Liebe - für alle Menschen, gleich welchen Glauben sie haben oder in welchen Irrungen sie sich befinden.

Das dürfte ja wohl aus dem Inhalt des Koran eindeutig hervor gehen.
Die Bezüge zum AT und NT sind evident, nur werden eben diverse „Ereignisse“ ein wenig anders interpretiert.
Aber, wenn wir schon einmal beim Thema sind, wie vereinbart sich eigentlich der Rachegott Jahwe des AT mit dem Gott der Liebe im NT?

Bekanntlich gibt es nach der Bibel nicht nur gute Götter in den höheren Regionen.
Ist das der Gott der Liebe, der befiehlt, Andersgläubige zu töten oder zu unterwerfen?

Siehe dazu eben das eben Gefragte.

.. zur Gastfreundschaft ..

Da kam es immer auf die jeweilige Persönlichkeit des Herrschers an. z. B. war während der Kreuzzüge Sultan Saladin ein sehr gebildeter und weiser Mann. Lessing hat ihm in seinem Drama "Nathan der Weise" ein Denkmal gesetzt. Man möchte sagen, er war gebildet und weise trotz des Islam, der als Unterwerfungsreligion unter den unerforschlichen Willen Allahs Erkenntnis- und Wissenschaftsfeindlich ist.

Die Toleranz wird immer durch die sie „lebenden“ Menschen repräsentiert.
Nur ist eben so, daß Fremde (allgemein gesagt) im Koran nur dann angegriffen werden, wenn sie den Muslimen ihren Glauben verwehren, ansonsten können sie machen, was sie wollen.

Ich schrieb: .. erkenne aber die gewaltige Bilderflut im Kopf, die der Koran von Gott erzeugt, als maßgeblich an.

Du antwortest: Das solltest Du überdenken, s. o.

Hast Du wirklich verstanden, was ich damit sagen wollte?

Während im NT, Jesus als Stellvertreter Gottes fungiert und später (nach seinem irdischen Tod / Auferstehung) über die Dreifaltigkeit mit der „Person“ Gottes verschmilzt, besteht der Koran auf der Allmacht Gottes (Allahs).
Im NT ist der „Vater“ nur eine immer wiederkehrende „Randnotiz“, wenn ich das jetzt so verkürzt einmal ausdrücken darf, die zwar im Hintergrund die Fäden zieht, aber von der Person Jesus hell überstrahlt wird.
Im Islam werden dagegen die Positionen vertauscht, in dem diesmal der Vater (der diesen Begriff im Islam aber so nicht repräsentiert) vollends ins Rampenlicht tritt und Jesus nur sein Prophet gewesen sein soll.
Ich akzeptiere das als Christ so nicht, weil ohne die Auferstehung die christliche Botschaft in sich zusammenfällt, aber es ist in jedem Fall beeindruckend, wie man das Thema auch von einer anderen Seite – die es unterm Strich ja nicht einmal ist – angehen kann.
Ohne seine Wundertaten wäre Jesus kaum erhört worden, denn erst sie haben ihn die Scharen von Menschen zugeführt, die dann auch deren Ohren und Herzen öffneten.
Im Gegensatz dazu steht Mohammed, der definitiv keine Wunder vollbrachte, aber durch den „wortgewaltigen“ Koran die Leute in seinen Bann zog.

Das ist der geistige Hintergrund, der bei mir über Debatten um Religionen mitschwingt und deshalb reagiere ich auch leicht allergisch, wenn dann die Elefanten mit ihrem Gebrülle den zarten Pfand des Verständnisses zertrampeln, so daß am Ende auf beiden Seiten nur noch Frust verbleibt.
Und genau das ist dann auch der Einsprung für die wirklichen Menschenverächter, die in großer Freude sind, wenn ihnen alle Türen für ihre verführerischen Botschaften aufgesperrt werden.

Nichtsdestoweniger schätze ich sehr den sachlichen Disput mit Dir darüber, auch wenn wir offenbar verschiedene Auffassungen vertreten.
Du zwingst mich mal wieder über die Bücher zu gehen, was auch nicht zu verachten ist. [[zwinker]]

mfG
nereus


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