Die Währungsreform 1948 aus debitistischer Sicht und das gegenwärtige Geschehen
Hallo Martin
Die Grundlage der in der Westzone erlassenen Währungsgesetze waren der amerikanische Colm-Dodge-Goldsmith-Plan von 1946, der in dem Konklave von Rothwesten unter strenger Geheimhaltung ohne wesentliche Veränderung durch die deutschen Teilnehmer durchgesetzt wurde.
Er beinhaltete die anglo-amerikanische Auffassung, dass die Essenz der Kapitalismus nur von der Verschuldung und dem Kredit her zu denken ist und dass alles ökonomische Handeln aus diesem Verständnis heraus zu folgen hat. Sie formulierten unter dem Vorsitz von Edward Adam Tenenbaum in deutscher Sprache die nötigen Gesetze und Verordnungen für die Einführung des neuen Geldes, dessen Name Deutsche Mark auf Tenenbaum zurückgeht.
Die Summe des bekannten Kopfgeldes wurde in der Währungsreform vom Staat mithilfe der Bank deutscher Länder (BdL) an die Bevölkerung verteilt. Die nachfolgende Bundesbank verbuchte das Kopfgeld als Passivum und dagegen aktiv eine Ausgleichsforderung gegen den Staat, die im Rahmen des Vertrages von Maastricht in den Nullerjahren (m.W. 2006) getilgt und bis dahin mit 1 % p.a. verzinst wurde. Da der Staat nicht bilanziert, müsste er diese AGlF der nachfolgenden Bundesbank gegenüber passiv verbuchen. Die AGlF als Kredit der BdL an den Staat erzeugt kein Nettogeld, sondern wird später nach Umwandlung in eine Staatsanleihe ein Teil der gesamten Staatsverschuldung.
Die Währungsreform führt zu einem Geldsystem, das immer auf Krediten aufgebaut ist (und diese wiederum auf Krediten, usw. usf.) bis man nach einer eventuellen theoretischen Rückabwicklung auf die Erstausstattung zurückkommt – eben die AGlF. Für die Kreditinstitute sind die notenbankfähigen Sicherheiten die Grundlage der Kredite für den Erhalt des Geldes durch die Zentralbanken. Zu Beginn der BdL gilt: AGlF gegen den Staat (aktiv), Kopfgeld für die Bevölkerung (passiv). Die Bundesrepublik ist von Beginn an Gläubiger und Schuldner in einer Entität! Die AGlF ist im Wesentlichen der Kern, um den herum sich die deutsche lokale Kreditpyramide (= das Wirtschaftswunder) aufgebaut hat. Ohne die einprozentige Verzinsung des Kopfgeldes hätte es aus debitistischen Gründen nach der Währungsreform keine Preise, deren Freigabe gegen viele Widerstände Ludwig Erhards spezielles Anliegen war, gegeben.
Paul C. Martin schreibt am 11.06.2001 in
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=66245 Re: Ein Gedankenspiel mit Debitismus verfasst von dottore, 11.06.2001, 15:57
Bei einem lupenreinen Kreditgeldsystem (also ohne jemals eine 'Ware' als Basis zu haben) kann ich die betreffenden Forderungen nicht nur zedieren (bei Banknoten = sog. 'Geldumlauf'), sondern ihrerseits immer neu beleihen, und dies im Rahmen ihrer Fristigkeit. So entstehen die bekannten 'Kreditpyramiden', die zutreffend bezeichnet sind.
Dieser historische Ablauf zeigt deutlich, dass Geld aus einem Machtakt mithilfe der bevollmächtigten Notenbank entsteht und nicht per Kredit. Die Kreditforderung, die an der Basis der Ökonomie gegen Pfänder entsteht, stellt gleichzeitig die Basis der notenbankfähigen Sicherheiten dar zwecks Emission des Geldes. Sie ist, wie die übrigen zentralbankfähigen Sicherheiten, das Mittel der Kreditinstitute für den Erhalt des Geldes von den Zentralbanken. Geld ist also ein Derivat der Macht!
Das Goldene Zeitalter des Kapitalismus im 3. Viertel des letzten Jahrhunderts wurde in Westdeutschland und Österreich Wirtschaftswunder, in Frankreich Trente Glorieuses, in Spanien Milagro español und in Italien Miracolo economico italiano genannt. Die Wunder lassen sich mithilfe der Gesetze des debitistischen Codes entschlüsseln.
Es gibt Beratungsgesellschaften, die den Zentralbanken auf der Grundlage ihres umfangreichen debitistischen Wissens nahelegen, ausschließlich in Schulden mit Finanzierungs- und Refinanzierungszeiträumen und Kapitaldiensten und wegen des Vorher-Nachher-Problems in Weiterverschuldung und in Erweiterung der Haftungsräume zu denken und zu handeln. Sie wollen eine debitistisch neue globale Kreditpyramide konstruieren, die sich um die alten lokalen Kreditpyramiden herum, die ihre guten Dienste geleistet haben, aufbauen zwecks Gewinnung von Zeit für Wirtschafts- und Wohlstandswachstum ab 2022 bis weit über die Mitte des Jahrhunderts hinaus.
Der Globalismus auf der Grundlage des Debitismus ist damit das unvermeidliche Endergebnis. Danach versinkt die Wirklichkeit im Virtualismus - wie Ashitaka in
https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=528758 Virtualismus, Ashitaka, Sonntag, 17.05.2020, 17:38 @ Centao 3001 Views
zu berichten weiß.
Die Forschung im Bereich der BCIs geht dahin, die digitalen Körper und Welten durch unser Gehirn als materiell empfindbar zu machen und umgekehrt per Gedanken Einfluss darauf zu nehmen. Was da schon heute bei Testpersonen möglich ist, wird in ein paar Jahrzehnten alles auf den Kopf stellen, dafür sorgen, dass sämtliche räumliche und zeitliche Grenzen zwischen dem Digitalen und Analogen fallen werden.
Ob wir es wollen oder nicht. Der Globalismus ist nicht das Ende der Fahnenstange.
Gruß - Ostfriese