Ein paar Korrekturen

helmut-1, Siebenbürgen, Mittwoch, 17.08.2022, 06:03 (vor 615 Tagen) @ Hannes2099 Views

Fangen wir mal von vorne an:

Froschperspektive nennt man das

Da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Besser erklärt: Aufgrund des Schicksals meiner Familie, - nein auch das ist falsch, - aufgrund dessen, weil mein Großvater im Widerstand umgekommen ist, habe ich mich dafür intensiv interessiert, beginnend im Alter von 16 Jahren. Ich hatte damals noch das Glück (und auch den Kopf dazu), mich mit Leuten aus der Erlebnisgeneration unterhalten zu können, vom KZ-Insassen bis zum SS-Mann. Was ich da alles erfahren habe, ließ mich das alles, was ich an Unterlagen gesammelt habe, besser verstehen. Ich verfüge nicht nur über Bücher, die sich mit dieser Zeit befasst haben, sondern habe eine ziemlich ausgedehnte Sammlung an Originalbüchern aus dieser Zeit, Zeitungen, Tonträger, usw. Am deutlichsten kommt die Lügengeschichte, die man den Kindern in der Schule auftischt, zu Tage, wenn man das Tagebuch des OKW über den Kriegsverlauf genau durchliest (7 Bände).

Zu der Sache mit Österreich:

Klar behandelst Du das mit Ironie. Aber was fühlt ein Jugendlicher, wenn er als überzeugter und stolzer Österreicher derlei Episoden hört:

Da war der Krieg vorbei, und die Soldaten waren in russischer Gefangenschaft. Da waren Leute aus Deutschland und auch aus Österreich dabei, die im selben Schützengraben im Dreck gelegen haben. Dann wurde aussortiert. Die Österreicher nahmen ihr rot-weiß-rotes Fähnlein in die Hand (bildlich gesprochen), - sie wurden ja überfallen und gezwungen, am Krieg mitzumachen - , und fuhren nach Hause. Die anderen kamen nach Sibirien.

Wie hätte ich mich verhalten ,an ihrer Stelle? Vermutlich genauso, wenn ich mir dessen bewusst wäre, dass zuhause Frau und Kinder auf mich warten. Aber es ist ein Scheißgefühl, wenn man so was hört, und das nicht nur ein einziges Mal.

Ich hatte engen Kontakt mit dem Leiter der Arisierungsbehörde in Wien. Er hat mir viel erzählt, vieles habe ich von ihm erfahren. Auch diesen Irrsinn, wie man kriegserfahrene Offiziere des WK1 aussortiert hat, weil sie irgendeine jüdische Oma in der Familie hatten.

Alles andere, Propaganda, die Folgen von Versailles und St.Germain, die zum 2. WK führen mussten, und dass Hitler nicht zufällig daher kam, das ist mir alles bekannt. Aber trotzdem vertrete ich den Standpunkt:

Schweigen bedeutet immer Zustimmung.

Und es wurde nicht nur jahrzehntelang geschwiegen, sondern man schweigt auch heute noch. Man hat auch 2015 geschwiegen, man schweigt zu Corona und man schweigt zum Ukrainekonflikt. Also schweigt man auch zum wirtschaftlichen Niedergang in Deutschland. Die Gaspreise sind doch nur eine Randerscheinung.

Du schweigst nicht, ich schweige nicht. Wir wissen, was Sache ist. Aber wir sind eine absolut unbedeutende Minderheit, die nicht ins Gewicht fällt. Denn die Mehrheit geht am Wahltag wieder zur Urne und macht das Kreuzchen dort, wo es erwartet wird.

Also? Die Deutschen wollten das so. Meine ich halt.


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