Demokratie ist die Herrschaft einer Minderheit

Otto Lidenbrock, Nordseeküste, Samstag, 11.08.2018, 09:47 (vor 2047 Tagen) @ BerndBorchert4800 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 11.08.2018, 10:34

Die Frage an Dich wäre: Wenn nicht das Volk die Herrschaft hat, wer dann?


Grundsätzlich ist es gut, wenn "das Volk" nicht die Herrschaft hat, denn es präsentiert sich regelmäßig als schwer kontrollierbare Ansammlung von Egoisten, von denen die meisten nur sehr begrenzte altruistische Veranlagungen haben. Wenn die Massen tatsächlich herrschen könnten, wäre das Ergebnis Anarchie und Bürgerkrieg, denn die vermeintliche Volksgemeinschaft würde schnell in viele Gruppen und Grüppchen zerfallen, die sich gegenseitig ins Abseits drängen wollen (ähnlich rivalisierenden Gangs in Städten) und dabei keinerlei Rücksicht nähmen.

Was wir als "Demokratie" verstehen, ist eine "repräsentative" Demokratie, d.h. die Ansammlung von Egoisten soll sich "Parteien" zugehörig fühlen, die vorgeben, ihre Interessen zu vertreten und in ihrem Sinne zu handeln. Aufgrund der großen Anzahl an Individuen zunächst einmal ein pragmatischer Ansatz. Da aber sich aber nur sehr wenige Mitbürger an diesen Parteien beteiligen, verkommt dieser Ansatz zu einer Parteienoligarchie, in der nur wenige Menschen über die große Mehrheit bestimmen können.

Leider sind diese Parteien selbst alles andere, als demokratisch im Sinne der Volksherrschaft organisiert. Wer jemals aktiv in Parteien mitgearbeitet hat, weiß was ich meine. Hier versandet die "Volksherrschaft" in einem spießbürgerlichen Hauen und Stechen, in dem es vor allem darum geht, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen und "Mehrheiten" hinter sich zu bringen. Der Wille des Volkes interessiert hier praktisch niemanden mehr. Altgediente "Silberrücken" geben den Ton an und bestimmen - ganz undemokratisch -, wohin die Reise geht. Das, was das Volk hier als Vertretung seines Willens angeboten bekommt, hat mit der Theorie von Demokratie nichts mehr zu tun.

Zudem vertreten diese Parteien aufgrund des persönlichen Egoismus ihrer Vertreter wiederum nur die Interessen der Mächtigen im Hintergrund, die auf die Parteimitglieder einen riesigen Einfluss haben. Gut zu erkennen beim sogenannten "Drehtüreffekt" zwischen Politik und Wirtschaft, wenn ehemaligen Parteigrößen lukrative Posten in der Wirtschaft angeboten werden.

Weiterhin setzte eine tatsächlich funktionierende Demokratie voraus, dass sich die Teilnehmer aktiv und mit Interesse für die Belange ihrer Gemeinschaft einsetzen, d.h. sich informieren und eine fundierte Meinung haben. Leider ist das nicht der Fall, was man bereits an den Wahlbeteiligungen feststellen kann. Pauschal kann man sagen, dass grundsätzlich mehr als ein Drittel aller Wahlberechtigten nicht an Wahlen interessiert sind, ihnen völlig egal ist, wer über die Gemeinschaft bestimmt.
Und wenn ich von den Beobachtungen und Gesprächen in meinem näheren Umfeld ausgehe, dazu noch Interviews mit Bürgern in den Medien hinzunehme, muss ich leider davon ausgehen, dass von den aktiven Wählern nur ein geringer Prozentsatz tatsächlich weiß, wofür die von ihnen bevorzugten Parteien stehen und was es mit deren Personal so auf sich hat. Man wählt halt entweder, "weil es die anderen auch nicht besser machen", oder weil "man es schon immer so gemacht hat", oder "weil unsere Familie traditionell so wählt".

Die ganze Veranstaltung "Demokratie" ist in meinen Augen nichts anderes als Augenwischerei, damit die Masse nicht auf dumme Gedanken kommt (wirkliche Demokratie in Form von Anarchie und Bürgerkrieg zu betreiben).

"Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen - abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind."

Winston Churchill

Im Sinne der Reichen und Mächtigen, denen diese Veranstaltung am meisten nutzt, hat er vollkommen recht. Anarchie und Bürgerkrieg ist für diesen Teil der Bevölkerung kein erstrebenswertes Ziel, höchstens temporär, um sich noch mehr unter den Nagel reißen zu können.

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"Eine Gesellschaft befindet sich im vorübergehenden oder finalen Verfall, wenn der gewöhnliche, gesunde Menschenverstand ungewöhnlich wird."

William Keith Chesterton


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