Christliche oder liberalkapitalistische Destruktivität?

Tempranillo, Freitag, 10.08.2018, 13:38 (vor 2048 Tagen) @ Mephistopheles5436 Views

Zumindest das Imperium Romanum ist eingestampft worden, nachdem es
flächendeckend zum Christentum übergetreten war.

Die Frage wäre, ob das Christentum dafür ursächlich gewesen ist? Ich weiß es nicht. Vielleicht hat es den Untergang sogar hinausgezögert, indem es eine neue religiöse Basis geschaffen hat?

Das Christentum hat damit erstmalig in der Geschichte seine
zivilisationszerstörerische Kraft unter Beweis gestellt.

Kann sein, kann aber auch nicht sein. Vergiß bitte nicht, Europa mit seinen einzigartigen kulturellen, wissenschaftlichen und zivilisatorischen Leistungen ist, meinetwegen war ein christlich geprägter Kontinent, gerade in den vielen Jahrhunderten seiner Blüte.

Lediglich die germanischen Völker blieben von dem zerstörerischen
Einfluss des Christentums anscheinend über eine lange Zeit verschont.

Begreift man das Christentum als Anti-Talmudismus schaut es mit seiner zerstörerischen Kraft gleich ganz anders aus.

Daß davon nichts mehr übrig geblieben ist, liegt an Amtskirche(n), möglicherweise auch Luthers Reformation.

Es gibt beim Protestantismus etwas sehr Eigenartiges: er bezieht sich sehr viel stärker als der Katholizismus auf das Alte Testament und ist gegenüber schrankenlosem Gelderwerb sowie Geldverleih auf (Wucher-)Zinsen bei weitem toleranter eingestellt, (Sigaut, Hillard, Toussenel).

Das sollte doch Grund genug sein, die Wirkweise der zerstörerischen Kraft
des Christentums mal näher zu untersuchen. Und da fällt folgendes auf: So
lange man die Leere von der Nächstenliebe und der göttlichen
Barmherzigkeit mit Gewalt und Terror und Feuer und Schwert und brennenden
Scheiterhaufen, wo die Hexen und Ketzer verbrannt werden, durchsetzt,
solange man also die zerstörerische Kraft des Christentums konsequent nach
außen wendet, bleibt man selber von dieser Destruktivität verschont.
Wenn aber einmal die Gespanntheit nachlässt, dann wird die
zerstörerische Kraft des Christentums wirksam nach innen und wieder
einmal, wie schon öfters in der Geschichte, geht eine Hochkultur unter,
weil sie keine Abwehrkräfte gegen das Christentum mehr entfalten konnte.

Eine sehr feine und richtige Beobachtung, die Wendung der Destruktivität nach Innen. Céline meint auch, das Christentum habe entscheidend zu Europas Schwächung und, wie er schreibt, *Judaisierung* beigetragen.

Mich überzeugt das nicht wirklich, vor allem paßt es nicht zu Europas glanzvoller Geschichte.

Ich neige sehr viel mehr dazu, den Untergang des Abendlandes nicht dem Christentum zuzuschreiben, als vielmehr Demokratismus und angloamerikanischem Liberalkapitalismus, durch dessen 1789 einsetzende Dominanz das Christentum erst seine von mir nicht bestrittenen negativen Eigenschaften entfalten konnte.

Tempranillo

--
*Die Demokratie bildet die spanische Wand, hinter der sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen eine etwaige Empörung des Volkes*, (Francis Delaisi).


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