Ein paar Widerlegungen...

Revoluzzer, Mittwoch, 05.10.2022, 09:03 (vor 563 Tagen) @ Lobo2542 Views
bearbeitet von Revoluzzer, Mittwoch, 05.10.2022, 09:26

- "weil vor dem 10. Mai 1940 an der Grenze zu Frankreich überhaupt nicht gekämpft wurde."

Die Wehrmacht verlor laut Wiki von Sept. 39 bis Mai 40 etwa 10.000 Mann im Westen, davon 5.000 Tote und Vermisste. Das entspricht in etwa den Verlusten der Russischen Föderation (ohne die Volksrepubliken) bisher in der Ukraine. Richtig ist, dass die Ukraine aggressiver ist als damals Frankreich. Aber sind diese Ukraine-Offensiven nicht ebenso irrelevant im großen Bild wie die "Saar"-Offensive der Franzosen 1939? Der Kern ist: Es ist eine Kriegsphase, die NICHT durch große, durchschlagende, zumindest von Seiten der Russen mit aller Entschlossenheit geführte Operationen geprägt ist, eben ein drole de guerre.


- "Was tat der "verblendete Spinner" in Berlin im "komischen Krieg"? Alles, um es nicht zum richtigen Krieg im Westen kommen zu lassen. Er forderte England und Frankreich ständig zur Rücknahme ihrer Kriegserklärungen und damit zur Deeskalation auf."

Nach dem Zeugnis des unmittelbar im Oberkommando des Heeres tätigen v. Manstein hat Hitler mehrmals den Angriffsbefehl auf Frankreich gegeben, erstmals für den 12.11.1939. Hitler wollte, dass die Wehrmacht so schnell als möglich sofort nach Polen Frankreich angreift. Es waren erst objektive logistische Probleme der Truppenverlagerung nach Westen, dann schlechtes Wetter im November, Dezember und Januar, wodurch mehrmals der Angriffsbefehl wieder gestoppt und das Heer aus seinen bereits eingenommenen Aufstellungsräumen wieder abberufen wurde. Richtig ist nur, dass Hitler nach einem siegreichen Frankreich-Feldzug eine Art "Siegfrieden" mit GB wollte - aber eben dieses Ziel wurde dann dilettantisch militärisch und politisch verpatzt - eben weil er (und die Truppe um ihn herum, Stichwort Göring) am Ende ein Spinner war, der zunehmend den Realitätsbezug verlor.


- "Russland mit GB zu vergleichen provoziert geradezu Lachkrämpfe."

Ich vergleiche die strategische Position der Länder damals und heute, nicht die Länder an sich in ihrem Nationalcharakter oder was auch immer. Und da ist es nun mal in der Tat so, dass GB damals auf die USA hoffte, ebenso wie Russland heute auf China hoffen kann.

Interessant bei v. Manstein nachzulesen ist weiter der Unglaube selbst in der obersten Heeresführung bis zuletzt, bis in die letzten Tage, ja fast Stunden, vor dem Angriff auf Polen hinein, dass es in Europa zu einem großen Krieg kommen würde. Dieser Unglaube, dass das Unsägliche eben doch Wirklichkeit wird, ist für mich eine weitere Parallele zwischen damals und heute. Das unsichtbare und sichtbare Führungspersonal im Westen strebt genauso wie Hitler nach dem Sieg - und ist letztlich dafür zu jeder Tat bereit. Die "Normalos" können sich das aus dem gesunden Menschenverstand heraus einfach nicht vorstellen (damals: Wie kann man die Schrecken des WKI wiederholen? Heute: Wie kann man einen Atomkrieg riskieren?). Doch die Realität ist: Die Weichen sind damals wie heute, in der Politik, in den Medien auf Krieg gestellt.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung