Deutschland hat kein eigenes Staatspapiergeld mehr

Hardy, der Student, Freitag, 13.03.2020, 16:15 (vor 1503 Tagen) @ Talleyrand2086 Views
bearbeitet von Hardy, der Student, Freitag, 13.03.2020, 16:19

Hallo Talleyrand!

Wenn sich die Lage wieder etwas beruhigt hat, werde ich noch einen Thread zu Staat, Zentralbank und Staatspapiergeld eröffnen. Hier deshalb nur kurz.

der deutsche Staat druckt aber dieses Geld nicht, er leiht es sich am Anleihenmarkt, und zwar zu fast 0 %.

Ja, der deutsche Staat hat gar kein eigenes Staatspapiergeld mehr.
Die Eurostaaten haben ein gemeinsames Staatspapiergeld, die Euro-Scheine.

Zur Zeit können diese Euroscheine ausschließlich über eine Euro-Zentralbank in Umlauf gebracht werden.

Technisch völlig problemlos könnten die Euro-Staaten in einer Notlage ihrer jeweiligen nationalen Zentralbank eine Forderung verkaufen (z.B. eine "Ausgleichsforderung"), erhalten würden die Staaten dafür ein Zentralbankguthaben, damit hätten sie sofortige Liquidität. Der jeweilige Betrag dann z.B. proportional zur Einwohnerzahl.

Geld, also die Euro-Scheine, ist bis hierher noch gar nicht im Spiel.
Die Staaten tätigen nun ihre Überweisungen, die Empfänger erhalten entsprechende Kontoguthaben. Noch immer ist kein Geld im Spiel.

Erst wenn derjenige, der das Kontoguthaben hat, von seiner Bank eine Geldauszahlung verlangt, erst jetzt geht es um Geld. Jetzt tun wir einfach so, dass die Geschäftsbank gar kein Geld in ihrer Kasse hat. Die GB hat aber ein Giroguthaben bei der ZB, also schnell anrufen und Geld per Blitzkurier anfordern.
Die ZB stellt allerdings fest, dass sie gar kein eigenes Geld hat, im "Keller" befinden sich aber reichlich Euroscheine, Staatspapiergeld der Eurostaaten.

Von diesem Geld nimmt die ZB nun, schickt es per Blitzkurier zur GB, die GB drückt es ihrem Kunden in die Hand.

Warum entstehen einer Zentralbank also Schulden, wenn sie Geldscheine auszahlt?
Weil die Zentralbanken fremdes Geld auszahlen.

Erst wenn die Notenbank alle Staatsschulden aufkauft, weil sie sonst keiner kaufen würde, haben wir die Druckerpresse, also die Verhältnisse von 1923. Oder "modern monetary theory", was nur ein Wieselwort (der US-Linken) für Druckerpresse ist.

Verhältnisse wie 1923 kommen nur dann, wenn das Spiel fortgesetzt betrieben wird.
Die Deutsche Bundesbank hat seit vielen Jahrzehnten eine "Ausgleichsforderung" in ihrer Bilanz, diese hat natürlich nicht zu einer Hyperinflation geführt.

Es kommt immer auf die Verhältnisse (oder Verhältnismäßigkeit) an.

Das wird vielleicht auch noch kommen - das ist dann der Beginn der Hyperinflation.

Nicht zwingend Hyperinflation. Es kann auch gemäßigt inflationiert werden.

Freundliche Grüße!

PS: Ist länger geworden, als ich anfangs dachte... [[freude]]
Obwohl die Bilanzen, die meine Aussagen belegen, hier alle noch fehlen.


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