Da sind wir gar nicht so weit auseinander

Phoenix5, Mittwoch, 15.11.2017, 21:11 (vor 2325 Tagen) @ nemo7937 Views

Ohne hier aus Zeitgründen ins Detail meines persönlichen Weltbildes eingehen zu wollen: Noch bevor man beginnt über das große "Warum" oder Gott nachzudenken, sollte man die Frage nach dem Willen im Schopenhauerschen Sinne stellen. Für ihn ist er ja das "Ding an sich". Trotzdem wollen wir fragen: Woher kommt er? Was ist der Wille? Und was will er?

Ein Physiker würde bei der Frage nach dem Willen am ehesten mit dem thermodynamischen Prinzip antworten, der für ihn den Zeitpfeil in eine Richtung determiniert (von der Vergangenheit in die Zukunft und nicht umgekehrt). Nur verlagert das die Antwort bloß auf eine neue Ebene. Es gibt keine physikalische Theorie der Welt, die den Willen erklären könnte, der ja als Ding an sich überhaupt erst die metaphysische Ursache für Thermodynamik und Zeitpfeil ist. Offensichtlich muss der Wille eine Richtung haben - einen Vektor, der ihn zu etwas hintreibt. Einen Attraktor, dem er zuarbeitet und zu dem es ihn drängt. Sonst könnte er nicht wollen. Sonst könnten Lebewesen oder das Universum oder die Existenz an sich nicht existieren wollen. Er muss also eine Richtung haben um wollen zu können, was sich bereits beim metaphysischen Pfeil vom (undenkbaren) Nichts zum Etwas zeigt. Ich habe da eine eigene Theorie, wie sich die "Richtung" des Willens jenseits von Raum und Zeit mit Worten beschreiben lässt, müsste dazu aber viel zu weit ausholen.

Worauf ich hinaus will ist, dass hinter dem Geheimnis des Willens etwas Immaterielles stehen muss und da kommen wir in deine beschriebenen Gefilde. Auch ich vermute dahinter das Einzige, das die Wissenschaft nicht einmal ansatzweise zu erklären im Stande ist: Das Bewusstsein.

Worum es mir in diesem Thread aber hauptsächlich ging ist, dass die Wissenschaft nach eigenen Regeln arbeitet wie Messung und Reproduzierbarkeit und dass man sich und dem Erkenntnisgewinn nichts Gutes damit tut, wenn man diese Regeln verwässert. Dass es darüber hinaus Dinge geben kann, die man nicht messen kann oder Phänomene, die sich nicht reproduzieren lassen, bestreite ich nicht, aber das kann man eben der Wissenschaft nicht anlasten, die in ihrem axiomatischen Gebäude arbeiten muss, um zumindest Gesichertes feststellen zu können. Reißt man diese Axiome ein, dann herrscht Beliebigkeit und alte religiöse Bücher können in einem Bereich Einfluss nehmen, der sie nichts angeht. Und wie ich Hopi schon schrieb: Es geht darum, dass das Geistige/Metaphysische/Religiöse/Spirituelle die Wissenschaft sinnvoll ergänzt, umhüllt und einbettet, aber nicht absorbiert. Aber so wie es aussieht, sind wir da ohnehin einer Meinung.

Beste Grüße
Phoenix5


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