All is one: Verschränkung des Geistigen & Jürgens Vermächtnis lebt intensiver denn je!

Ostfriese, Samstag, 22.04.2023, 10:18 (vor 383 Tagen) @ helmut-12877 Views

Hallo helmut-1

Angesichts der sehr geringen Anzahl von Beiträgen, in denen Du dich mit debitistischen Fragestellungen auseinandersetzt, ist Deine Aussage

Es gibt wenige Dinge, die im Leben unwiderruflich feststehen, aber eines gehört als meine Antwort zu Deiner Überschrift zum Unwiderruflichen:

Für mich nicht mehr. Absolut sicher. ...

nur zu gut verständlich.

Nicht nur, dass ich bei der Vorbereitung auf meine Antwort zu Deinem Posting unmittelbar auf die mir bisher unbekannten inhaltlich zum Faden passenden Ausführungen @moneymind's Debitismus-"Abschiedsbilanz": "Positive" und "nützliche" Aspekte des Modells! stieß, sondern dass er damals schon mit seinen Sätzen:

Insofern wäre die dottoresche Theorie für mich also mehr so etwas wie ein wissenschaftliches Kunstwerk als eine nützliche Theorie. Aber wissenschaftliche Kunstwerke können eben „nur“ wissenschaftliche Wahrheiten vermitteln --- also abstrakte. Für mich genauso interessant oder sogar interessanter (da neuer für mich) sind für mich da eben mittlerweile mehr metaphorische Wahrheiten, also Kunst und Humor --- und es ist schon eine ganze Weile her, daß ich das letzte Wi-theoretische Buch gekauft habe, während mein Nachttisch von künstlerischem Lesestoff geradezu überquillt.

eine Verbindung mit meinen gegenwärtigen letzten Beiträgen über Schwingungen, Debitismus und Kunst herstellt: Sozusagen eine doppelte Verschränkung des Geistigen.

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=331910

Roland Barthes hat in seinem Buch Die helle Kammer im Zusammenhang mit Betrachtungen über die Photographie und Malerei die Begriffe Studium und vor allem Punctum und Choc, deren Bedeutungen schon vor mehr als 60 Jahren in meinem Kunstunterricht thematisiert wurden, eingeführt.

Ein Punctum – ein Choc – befindet sich in Vincent van Gogh's Gemälde Holzsammler im Schnee – eine in kalte Farben getauchte Winterlandschaft. Wir sehen die Dynamik an ihren Beinen, an ihren gesenkten Blicken auf den schneebedeckten Boden, die dort Festigkeit für die Füße suchen und an dem angedeuteten Trichter, der durch die waagerechte Linie in der Bildmitte und der angedeuteten schrägen - die Perspektive betonenden - Geraden der Sträucher links unten und der Richtung der Reisigbündel oben ansatzweise gebildet wird. Der Blick wird durch das chocartige Auftreten der untergehenden, letzte Wärme spendenden, Abendsonne als Punctum in das Bild wieder zurückgeholt.

[image]
https://kultur-online.net/inhalt/japans-liebe-zum-impressionismus

Ohne die rote Abendsonne wäre das Bild nur ein Studium von Holzsammlern in einer Winterlandschaft. Sie ist ein plötzliches Ereignis, das "bedeutet [auch]: Stich, kleines Loch, kleiner Fleck, kleiner Schnitt – und Wurf der Würfel. Das Punctum einer Photographie, das ist jenes Zufällige an ihr, das mich besticht (mich aber auch verwundet, trifft)." Das Punctum verändert also die Deutung des Gemäldes - hin zu einem Meisterwerk.

Die Finanzkrise ab 2007 mit ihren nachfolgenden Entwicklungen war in der allgemeinen Wahrnehmung ein kollektiver ökonomischer choc. In Ermangelung eines individuellen intellektuellen Punktum konnten die Chefredaktionen, Unternehmensleitungen und Wissenschaften ihre bisherigen ökonomischen Deutungsversuche, die ja nur Studien waren, nicht überzeugend revidieren - sie sind alle ihren überlieferten Paradigmen verhaftet geblieben. Im Sinne des berühmten Henry Ford Zitates Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh wissen die Machthalter, dass neue Denkansätze ihnen die Macht nehmen können.

Der choc ist im Leben aller Menschen erst einmal etwas sehr Bedrohliches und erzeugt Angst. Die Angst rührt vielleicht auch daher, dass wir im Gefängnis der überkommenen Verschriftung und der Zeichen sitzen, dessen Mauern wir meinen, nicht überwinden zu können. Jeder simuliert sich die Wirklichkeit mit den Worten seiner Texte zu seiner eigenen wahrgenommenen individuellen und subjektiven Realität, deren Deutung sich psychologisch nur nach einem selbst erlebten Riss - einem punctum und choc - verändern lässt und nicht durch reines Räsonieren. Es dauert gegebenenfalls sehr lange, bis es Klick macht, dessen Ausgangspunkt eben immer individuell ist, für grundlegend neue Denkansätze - jeder hat sich mithin selber zu mühen und zu finden.

... Die Zeit Jürgens und sein Vermächtnis ist endgültig vorbei.

Punktum und choc lassen sich als zwingende Notwendigkeiten in der historisch beobachtbaren ökonomischen Realität mithilfe der debitistischen Betrachtungsweise begreifen und in der Malerei als Bestandteil von Schönheit deuten.

Jürgens Vermächtnis lebt intensiver denn je!

All is one und Gruß - Ostfriese


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