Wir sind gar nicht weit auseinander

Diogenes Lampe, Mittwoch, 02.03.2022, 17:31 (vor 788 Tagen) @ Diego24167 Views

Hallo Diego2


grundsätzlich teile ich Ihre Überlegungen, aber ein paar Punbkte sehe ich definitiv anders.

Militärisch ist Russland sicherlich definitiv auf der Siegesstrasse, der Osten der Ukraine bald komplett eingekesselt. Was sie dann damit machen, wird man sehen.

Wirtschaftlich, den Wirtschaftskrieg / Sanktionsskrieg des Westens wird aber nicht der "Westen" verlieren, mittelfristig wird Russland leiden. Langfristig werden sie sich zusammen mit China komplett vom Westen unabhängig machen und über die Kontrolle der Produktion und Lieferketten zu den Siegern gehören. Möglicherweise alle Patente des Westens komplett ignorieren.

Russland und China sind ja längst dabei, sich vom Westen unabhängig zu machen. Schon vor Jahren hat sich z.B. Russland nach den EU-Sanktionen im Lebensmittelsektor dahingehend frei gemacht, dass es eine eigene Lebensmittelindustrie aufbaute. Es braucht heute die Lebensmittel des Westens nicht mehr. Und Sie haben völlig recht: Langfristig werden sich Russland und China auch in den anderen Industrie- und Agrarzweigen komplett unabhängig machen; aber nicht, um sich vom Westen zu isolieren, sondern um in Zukunft mit ihm aus der Position des Stärkeren zu kooperieren.


Mittel- und langfristig wird ein Teil des Westens und zwar Westeuropa der Verlierer sein, keine Energie mehr, Wirtschaftskrise, hohe Inflation und hohe Nahrungsmittelpreise.

Sie sagen es! Und dann wird er seine Schlussfolgerungen ziehen müssen, will seine Elite nicht von den Völkern mit Mistgabeln und Dreschflegeln bearbeitet werden.


Kurz- und mittelfristig sind die Gewinnner die USA mit ihren Landeseliten.

Ja, aber nicht mit den jetzigen, sondern mit den Jacksonianern, also den Trumpisten, welche die USA als souveränen konföderierten Nationalstaat konsolidieren wollen, der nicht mehr den Welthegemonen gibt.

Insbesondere der Rüstungskomplex und die Ölindustrie, die können jetzt nämlich die hirngewaschenen Europäer beliefern.

Ja, aber das wird nicht wirklich funktionieren. Der Bedarf an Energieträgern kann für Westeuropa nicht von den USA gedeckt werden. Und China wird dafür sorgen, dass der Export nach Asien wesentlich attraktiver für die USA sein wird. Das ist er imgrunde jetzt schon. Beim Rüstungskomplex wird es so sein, dass er auch in den USA an Einfluß verlieren muss. Er kann jetzt zwar kurzfristig mit seiner Anti-Russland-Propaganda die EU-Staaten nochmal animieren, seine Rüstungsgüter zu kaufen, aber das löst letztlich nicht mehr das Problem mit dem Dollar und all den Scheininvestitionen, um das System am Laufen zu halten. Da hätte eben nur ein Dritter Weltkrieg geholfen, aber den kann der Militärisch industrielle Komplex nicht nur nicht mehr gewinnen, sondern nicht einmal mehr beginnen.

Ich sehe mit der Trilateralen Weltordnung auch einen Wechsel der Wirtschaftssysteme einhergehen. Das Konzept der souveränen Nationalstaaten wird auch dazu führen, dass - wie jetzt teilweise schon in Russland und China und den Autokratien in Eurasien - der Merkantilismus eine Renaissance erfährt. D.h., die Staaten werden weniger Wert auf all die Billigimporte legen, sondern sie eher verhindern, um ihren eigenen Mittelstand zu schützen und zu fördern. Sie werden auch keine Monokulturen mehr für einen Weltmarkt betreiben. Der Osten wendet sich von Adam Smith ab und Colbert zu, wenn man so will. Und der Westen muss ihm folgen. Die Wirtschaft wird wieder den Staaten dienen und nicht umgekehrt. Der Staat wird es auch sein, der seine Exporte kontrolliert und seine Importe auf das Notwendigste einschränkt. So kann er auch die Deckung seiner Währung durch Wirtschaftsleistung bzw. Gold gewährleisten. Das alles hier nur mal angedeutet.

Gruss zurück! DL


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