Danke für diesen schönen Gedankenaustausch.

re-aktionaer, Donnerstag, 26.10.2017, 11:16 (vor 2371 Tagen) @ Olivia4478 Views

Grundsätzlich möchte ich Dir sagen, dass ich Dir in den meisten Dingen zustimme. Bitte meine Ansichten weniger als Konter als als gedankliche Erweiterung zu verstehen.
Ok....

Du hast vmtl. eine gute Ehe. Das sei dir gegönnt. Leider werden aber
heute sehr viele Ehen geschieden. Zumeist nicht aus Spaß, sondern aus
Zerrüttung und um Schlimmeres zu vermeiden. Früher wurden sie nicht
geschieden, aber die Dramen in der Ehe und die komplette Zertörung von
LEBEN liefen trotzdem weiter.

Früher hat man die Ehe weitergeführt und sich irgendeinen Modus Vivendi gesucht um den Partner zu ertragen - die Ehe war Zweckgemeinschaft, so wie man heute einen Job macht, der einem zwar nicht unbedingt gefällt aber ein Einkommen sichert. Ob es schlimmer war? Die Menschen leiden ja auch heute schrecklich bei Trennungen, Einsamkeit etc...
Die meisten Ehen zerbrechen heute an den zwischenmenschlichen Ansprüchen, die die Menschen stellen und an der Austauschbarkeit der Partner, denn er/sie war eben nicht der Erste und wird auch nicht der/die Letzte sein. Irgendwann ist eben das Feuer raus und dann wird eine Seite untreu oder beginnt irgendwelche Eigenschaften des Partners zum Megaproblem aufzublasen. Ehe ist ein Konsumartikel geworden und wenn der Lack ab ist, schmeisst man diesen eben weg.


Nach der Ehe stehen viele Frauen vollkommen mittellos da. Zusammen mit
ihren Kindern! Das "Armutsrisiko Alleinerziehung" dürfte dir ja bekannt
sein. Es ist nicht nur die Armut, sondern auch die fehlende geistige
Anregung, die Kinder, die in solchen Situationen groß werden, nicht
unterstützt.

Ja- und wo sind die Erzeuger und die Alimente? Das gehört strenger gehandhabt - ebenso aber auch wieder die Schuldfrage gestellt. Wenn man Kinder hat und der Partner ist nicht gerade kriminell, prügelt, sauft oder ähnliches, dann ist es eben wirklich die Frage ob es nicht verantwortungsvoller ist, zusammenzubleiben.
Viele der "Alleinerzieherinnen" sind auch selber schuld, weil sie bei ihrer Partnerwahl hedonistisch denken und dann eben der Gegenpart ebenso hedonistisch ist. Ein Mann der etwas darstellt und tragfähig ist, lässt sich auch nicht wie ein Toyboy behandeln und ist vielleicht bisweilen etwas "langweilig" - dafür aber eben solide.


Aber zum WARUM und der fehlenden "Förderung".

Besonders in den Großstädten besteht der größte Teil der Frauen, die
NICHT IN DEN ARBEITSPROZESS eingebunden sind, aus bildungsfernen
Migrantinnen mit vielen Kindern. Diese Kinder bekommen zu einem hohen
Ausmaße ihre "Erziehung" von den "heimerziehenden" Müttern und aus dem
Ausland finanzierten "Predigern". Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass
die Erziehungs-Ziele oft nicht mit den Zielen des "Staates" in dem sie
leben, übereinstimmen. Dazu kommen Menschen aus dem deutschen Prekariat,
die oft auch keiner Arbeit nachgehen, weil die "Kenntnisse" nicht reichen
oder die "Motivation". Kinder sind auch dort oft mehr vorhanden, als in den
Schichten des "Bürgertums", oft von mehreren Vätern. Die Sozialarbeiter
sind zumeist beständiger "Gast" in diesen Umgebungen.

Das war schon immer so - arm, viele Kinder. Grundsätzlich hast Du aber recht - das sind die falschen, das sollte nicht so sein.


Diese Frauen bekommen selbstvertändlich alle Mütterrenten für ihre
Kinder (Die Nachkriegsgeneration übrigens nicht!). Natürlich vollkommen
ohne die Forderung, dass die "Kinder", die sie geboren und erzogen haben,
einen Beitrag für die Gesellschaft erbringen. Wie denn auch? Wie sollen
solche Frauen Kinder entsprechend erziehen können? Bildug und Ausbildung
fangen IMMER zu Hause an. Insofern ist der einzige Ansatz immer die
"Bildung, Ausbildung, Emanzipation" der Mütter. Deine Großmutter war
emanzipiert, obwohl sie das Wort nicht kannte.

Wir haben in Österreich ein sehr sinnvolles Fördersystem - den Mutter- Kind- Pass. Hierbei geht es um essentielle Untersuchungen in den ersten Jahren. Kommt man diesen nicht nach, wird Kindergeld gekürzt. Es wäre m.M. nach eine sehr gute Sache das Programm auszuweiten. So könnte man das von Dir angeführte Dilemma teilweise beheben. Sprachstand, Kurse, etc.. etc.. für alles gibts Erziehungspunkte und Geld. Es gibt ein Minimum und Bonus für besondere Aktivitäten - vielleicht auch Gutscheine für Kulturaktivitäten, Instrument lernen etc...


Nur zur Erinnerung: Jeder "arbeitende" Mensch "fliegt" raus aus der Firma,
wenn er nicht die entsprechenden "Resultate" bringt. Im Sozialbereich und
bei der Kindererziehung gilt das nicht!

Einerseits voll bei Dir, andererseits sollte man vorsichtig mit "Resultaten" sein, weil Kinder Individuen sind und nicht der Logik input=output folgen. Ich denke man muss da sehr gut schauen, inwieweit man die Erziehungsarbeit vorschreibt und wo man freie Hand lässt.


Und jetzt kannst du hochrechnen. Deine 2 Kinder machen den Braten nicht
fett.
Der Fortpflanzungszyklus gerade der von mir genannten Schichten ist
erheblich schneller als der der Schichten, die du beschreibst.

War schon immer so. Die Frage ist, was kann man aus den Kindern rausholen, wie weit kann man sie fördern. Der Zyklus des sozialen Aufstiegs muss erhalten bleiben. Ob das mit diesen Menschen möglich ist weiss ich nicht. Mit den Zuwanderern des 19.Jhdts hat es funktioniert. Waren allerdings nicht aus Afrika sondern aus Böhmen und Galizien.

Es
hat einen Grund, warum die Firmen keine Lehrlinge mehr bekommen und warum
die UNO bezüglich des Bildungssystems in Europa Alarm schlägt.

Ja - das ist ein Brocken der nicht so einfach zu lösen ist. Es gibt nicht nur bei sozialen Systemen keine "Qualitätskontrolle", es gibt diese auch bei Genomen nicht und ich halte das für einen ebenso wichtigen Faktor und habe keine Antwort, wie man mit diesem Problem in einer ethisch verantwortlichen Weise umgeht. Einerseits weil wir diesen Faktor weder verstehen noch zu untersuchen gewillt sind, andererseits weil Veranlagung sich der Idee der Gerechtigkeit und Gleichberechtigung verweigert und daher unsere ethischen Grundsätze in Frage stellt.


Ältere Studien aus den USA haben übrigens aufgezeigt, dass Kinder von
"arbeitenden" Müttern, also "Nichthausfrauen" erheblich selbständiger
sind, als Kinder von Hausfrauen. Warum.... darüber wollen wir lieber nicht
diskutieren.

Liegt doch auf der Hand, dass ein Kind um das man sich weniger kümmert sich selber kümmern lernt. Die einen Kinder werden dann eben selbstständig, die anderen kommen vielleicht auf die schiefe Bahn, weil man sie nicht wahrgenommen hat.


Eine meiner Schwestern hat 7 Kinder großgezogen. Keines von denen hat
eine großartige Hausaufgabenbetreuung benötigt. Sie alle haben ein
Studium abgeschlossen und arbeiten in den entsprechenden Berufen.

Na gratuliere - hat die Schwester Glück gehabt. Und wenn eines der Kinder eine benötigt hätte?


Meine Adoptivtochter mußte ich lerntechnisch natürlich "betreuen". Sie
kam mit einer fremden familiären Sozialisation aus einer anderen Kultur
und hat 3 Schulklassen übersprungen (sie wollte das), damit sie mit
GLEICHALTRIGEN zusammen lernen konnte. Aber das ist eine andere Sache. So
habe ich zumindest Teile des Abiturs nochmals gemacht. :-)) - Natürlich
habe ich "nebenher" auch immer noch gearbeitet, allerdings selbständig und
trotz erheblichem Druck und unter schwierigen Bedingungen "selbstbestimmt".
Und das dürfte sich trotz aller Mühe anders anfühlen als die von dir
beschriebenen Szenarien.

Und wer will das und warum sollte man es wollen. Die meisten Leute wollen eine Aufgabe und Vorgaben die sie abarbeiten können. Darauf werden sie von klein an domestiziert, das tun sie dann auch fleißig (das sind dann die guten Schüler und Akademiker, wie ich sie überall sehe). Diese Nutzmenschen bilden den arbeitenden Teil unserer Gesellschaft. Würde man sie nicht daraufhin konditionieren, würden sie herumsitzen und nichts tun. Kann man in Afrika sehr schön sehen, wenn man denn hinfährt. Der andere Teil sind die ganz wenigen, die von sich aus die Hummeln im Hintern haben und Aktivitäten setzen und neues in die Welt bringen. Ohne diese würde nichts geschehen. Man muss die Menschen nicht ändern, man muss nur die Rahmenbedingungen schaffen, dass die Menschliche Natur gutes schafft. Selbstständiges initiatives Handeln von allen einzufordern entspricht nicht der Natur der meisten Menschen. Die Rahmenbedingungen zu schaffen dass ihr Verhalten unter Berücksichtigung ihrer Natur allgemein eher gutes zeitigt ist sinnvoll - und im allgemeinen haben traditionelle Gesellschaftsformen dieses Dilemma in der Vergangenheit halbwegs zufriedenstellend gelöst. Wir sollten im Rahmen der uns gesetzten Möglichkeiten (technisch, gesellschaftlich) der Menschlichen Natur wieder Rechnung tragen und unsere Regeln des Miteinander nicht danach ausrichten wie die Menschen sein sollen, sondern wie sie sind - und das beste daraus machen. Das Resultat wird meiner Einschätzung nach eher eine traditionelle Gesellschaftsform sein. Die Verwerfungen die uns bevorstehen - nämlich die Obsoleszenz von 80% der Arbeitskräfte - wird hier ohnehin große Veränderungen bringen. Dies vor Augen frage ich mich auch immer öfter welchen Sinn es hat, meine Kinder unter Zwang zu Nutztieren konditionieren zu lassen, was weder deren Natur entspricht, noch ökonomisch Sinn macht in der Zukunft.


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