Ein Modell ist in sofern "Realität", als es (mT)

DT, Sonntag, 03.08.2025, 12:40 (vor 128 Tagen) @ Rainer2638 Views
bearbeitet von DT, Sonntag, 03.08.2025, 13:09

die durch Cryo EM gemessene Struktur abbildet und versucht, das, was man aus den Cryo EM Bildern an Information gewonnen hat, kondensiert darzustellen, so daß man sich die Funktion und Struktur vorstellen ("sich ein Bild machen") kann, ab-bildet, also ein Bild macht. Sobald Du ein besseres Modell hast, das die Funktionen und Messungen am Covid-Virus besser beschreibt, nur her damit, so geht Wissenschaft, das Bessere ist der Feind des Etablierten. Sofern Du aber mit keinem anderen Modell kommen kannst, das besser ist, wird Deine Ansicht nicht akzeptiert, denn sie kann keine Vorhersagen machen, die überprüft werden können.

Wenn Du so argumentierst, bildet auch das Bild einer Katze keine "Realität" ab.

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Oder ist "Realität" nur die Realität, die Du mit Deinen Sinnen wahrnehmen kannst?
Du kannst zum Beispiel mit dem Auge nur 0.1 mm auflösen. Ist dann die Nutzung eines Mikroskops und das Anschauen von Zwiebelzellen in der Schale noch "Realität"?

Ist denn nur das Durchschauen durchs Okular "Realität", trotz der Vergrößerung mit Linsen?
Was, wenn ich eine CMOS Kamera ans Okular hänge und mir das Bild dann auf dem Bildschirm anschaue? Ist das dann keine Realität mehr?

Ist also auch das Bild auf Deinem Smartphone, das Du von Deiner Familie aufnimmst und das auch nur das Bild auf dem CMOS Sensor ist, keine Realität mehr?

Ist dann das Anschauen einer Schleifspur auf einem Metallwerkstück mit einem Elektronenmikroskop noch "Realität", Du kannst natürlich mit Deinen 5 Sinnen nicht mehr die Riefen im Bereich von 100 nm sehen. Aber Du kannst mit Deinen Augen auf den Bildschirm schauen.

Wenn Du sagst, daß Ruska und von Ardenne mit ihren Elektronenmikroskopen 1930 ff nicht die Realität abilden, dann frage ich Dich, wieso Bosch dann mit Femtosekundenlasern von Trumpf seine Löcher in Einspritzdüsen gebohrt hat die dann scharf und glatt aussahen und nicht mit Nanosekundenlasern, wo Spritzer am Düsenrand auftauchten:

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Ist das also auch keine "Realität" in Deinem Sinne?

Wenn Antoni van Leeuwenhoek erstmals mit einem Mikroskop das Getier im Wasser gesehen hat, das im Größenbereich von Mikrometern darin schwamm, Du es aber mit dem bloßen Auge nicht sehen kannst, ist das dann keine Realität?

Wenn Robert Koch mit einem Mikroskop von Zeiss, das Ernst Abbe entworfen hat, sieht, was alles im Blut rum schwimmt, wie zB rote Blutkörperchen, Du die aber nicht sehen kannst, ist das dann keine Realität?

Was ist dann der Unterschied zu dem SEM von Bosch und zum cryo EM von Joachim Frank bzgl. "Realität"?
Wieso setzen dann die Firmen, die Metall und Feinmechanik im Mikrometerbereich bearbeiten, wie zB Rolex und andere, Elektronenmikroskope ein, um die Metrologie bei ihren Uhrenwerken zu machen?

Meinst Du, TSMC, Nvidia, AMD, und Intel kaufen Zeiss Elektronenmikroskope, weil sie damit anschauen, ob die sub-10 nm Prozesse in ihrer Chipfertigung funktionieren, obwohl die Bilder, die sie damit aufnehmen, garnix mit der Realität zu tun haben? Was meinst Du wohl, wie der Prozess entwickelt und optimiert wurde, der den Prozessor und das RAM gefertigt hat für den Computer, auf dem Du gerade tippst und für das Smartphone, das Du oder Deine Familie vielleicht hast?

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Wie stellst Du Dir vor, optimiert IBM seine Herstellungsprozesse seiner vertikalen Transistoren in seinen Chips, die danach funktionieren müssen, ohne Elektronenmikroskope?

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Und das hat alles nichts mit "Realität" zu tun?

Sorry, dann hast Du einen anderen Realitätsbegriff als ich, IBM, Intel, AMD, Zeiss, Nvidia etc.


DT

PS: Übrigens: kein Modell ist je perfekt. Nach den Abweichungen von den etablierten Modellen zu suchen nennt sich Wissenschaft. Ted Hänsch mißt immer genauer und genauer, und man sucht zum Beispiel mit dem LHC nach Abweichungen vom Standardmodell, gibt es vielleicht eine 5. Kraft, gibt es Supersymmetrien, etc. etc., die man momentan im Standardmodell der Physik nicht erklären kann.

Hänsch will zum Beispiel mit seinen optischen Uhren, die eine Ganggenauigkeit von besser als 1 Sekunde seit dem Uhrknall haben, testen ob die Fundamentalkonstanten wirklich konstant sind oder sich mit der Zeit verändern. Das hätte massive Einflüsse auf die Kosmologie und unser derzeit akzeptieres Modell (sic!) vom Universum.

Aber solange irgendeiner irgendwelche Behauptungen aufstellt, irgendwelche Modelle ohne Argumente anzweifelt und keine Belege dafür bringt und keine neuen Modelle entwirft, wird er in der Wissenschaft nicht akzeptiert werden.

Manchmal findet jemand wie Willis Lamb eine Abweichung vom derzeit gültigen Atommodell (wie seine Messung zum Lambshift 1947 gezeigt hat) und dann dauert es vielleicht ein paar Jahre, bis Feynman und Schwinger die Quantenelektrodynamik-Theorie entwickeln, die dann in der Lage ist, die Messungen zu erklären. Ob dieses MODELL der Weisheit letzter Schluß ist, wissen wir nicht, höchstwahrscheinlich nicht, Einstein hat auch gezeigt, daß bei Newton nicht Schluß ist. Aber es ist das derzeit gültige Modell in Ermangelung eines besseren.


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