Gerade gestern abend habe ich mich wieder mit jemanden unterhalten, der in Deutschland gelebt hat. Er hat mir das bestätigt, - die Schlinge um den Hals der Deutschen durch Bestimmungen, Verbote, usw. zieht sich immer enger zu. Das Unverständliche: Die Leute machen da mit, und werden selbst zu Denunzianten.

Das hat i.d.R. nichts mit pingeliger Rechtstreue zu tun (gibt es aber auch), sondern damit, dass die Leute in Deutschland einfach zu dicht aufeinanderwohnen und sich zudem nicht kennen. Du kannst solche Konflikte um die Nachtruhe also nicht persönlich klären, sondern brauchst eine Instanz, die das regelt. Leider ist die Polizei sehr unwillig dabei (habe ich selbst schon mehrmals erlebt, die greifen fast nie durch, war bei deinem Kontakt ja auch so).

Stelle man sich mal vor: Da ist dieser Hauseigentümer aufgrund seines Berufes mehr als ein Jahr abwesend, dann macht er ein Grillfest, und den Nachbarn missfällt das.

Man stelle sich mal vor, der Hauseigentümer ist nie da, keine Sau kennt ihn, aber einmal im Jahr macht er unangekündigt eine laute Party bis in die Puppen, die Frau mit dem kleinen Baby, von nebenan, die eh unter Schlafentzug leidet, kann nicht einschlafen und das Baby schreit, der Bäcker von der anderen Straßenseite, der 5 Uhr raus muss, bekommt wegen lauter Partymusik und Gejaule kein Auge zu.

Natürlich meint der "Hauseigentümer", dass er sich einmal im Jahr so eine Party gönnen darf (und alle anderen das für seinen Spaß erdulden müssten), nur: die 30 Leute im näheren Umfeld meinen das bei sich auch, manche denken auch, sie können das zwei- oder dreimal im Jahr machen, manche würden am liebsten jeden Samstag bis ein Uhr nachts mit den Kollegen zechen und grillen... und das geht halt nicht!

Ich habe im Laufe der Jahre einen regelrechten Hass auf derart rücksichtlose Zeitgenossen entwickelt. Man wird immer auf dem falschen Fuß erwischt und immer wähnen sie sich im Recht und du bist der böse "Denunziant" und Spielverderber. Sehr beliebt: die bei jedem billigen Witz laut kreischende Tussi, die aufgrund der Stimmfrequenz dich auch in 500m Entfernung noch aus dem Schlaf hochschrecken lässt, oder die laut aufgedrehte Partymusik, die man zwar nach einigen Metern nicht mehr hört, aber deren Bässe einen kein Auge zutun lassen und die durch jede Wand gehen, oder die besoffen und gröhlend nach Hause torkelnden Idioten die noch schnell gegen deine Mülltonnen urinieren.

Den letzten Konflikt hatte ich, als ich mit meiner Familie in der Jugendherberge übernachtete (ein Wochenendausflug zu MEINER Erholung), da war nebenan (auf der anderen Seite des Gebäudes) ein Garten, in dem irgendwelche Studenten feierten. Sicher nur einmal im Jahr, sicher wähnten die sich ungestört, jedenfalls hatten die ihren billigen Partyrekorder bis zum Anschlag aufgedreht. Irgendwann in der Nacht, nachdem ich mich zwei Stunden mit Wut im Bauch und Ohropaks bei geschlossenem Fenster (in der Sommerhitze) hin- und hergewälzt hatte, habe ich die Lärmquelle gesucht und ich war so drauf, dass ich auch eine Schlägerei dafür in Kauf genommen hätte, die auszuschalten. Zum Glück waren die vernünftig genug, mir auch so noch einige Stunden Schlaf zu gönnen, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte. Ich hasse solche Idioten, ich hasse, hasse, hasse sie!

Und das damlich-selbstgerechte Unverständnis, dass sie andere mit ihrem Blödsinn stören, bringt mich noch mehr auf die Palme. Wie bei Rauchern, die einen ungefragt vollstinken oder Motorradfahrer, die den Vorschalldämpfer rausbauen, damit auch jeder ihre dicken Eier und ihr kleines Hirn bemerkt, wenn sie bei den ersten Sonnenstrahlen anderen auf den Sack gehen...

Ich bin nicht umsonst aufs Dorf gezogen, aber selbst hier hat man keine Ruhe. Einer meiner Nachbarn muss jede Woche stundenlang mit dem Rasenkantenmäher jeden Grashalm auf seinem Grundstück in Form bringen, während der Zeit kann man sich quasi nicht im Garten aufhalten. Der Rest der Nachbarn lärmt dafür den ganzen Samstag zu. Die Hersteller kümmert es nicht, die bauen weiter Geräte, die startenden Düsenflugzeugen Lärmkonkurrenz machen könnten. Statt Besen nimmt man Laubbläser, natürlich die billigen Lärmtröten aus dem Baumarkt. Nachts wecken mich die Flugzeuge, obwohl Frankfurt (Gott sei Dank!) mittlerweile ein Nachtflugverbot hat, kommt der letzte Flug so gegen halb eins übers Haus geröhrt, ich meine aus London oder so. Trotz hoher Flughöhe laut genug, um mich aufzuwecken. Ich habe einmal versucht, mit meinem Jungen im Garten zu zelten, es war unerträglich, kaum war ein Flugzeug außer Hörweite, hörte man das nächste anbrummen. Und das im Nordschwarzwald, einer Urlaubsgegend! Corona und das Nachtflugverbot haben das etwas gemildert, aber es nervt trotzdem noch.

Irgendwann regt einen die Rücksichtslosigkeit mehr auf, als der Lärm, Deutschland fühlt sich für mich an, als ob man in einer Maschine wohnen würde...