Du bist entschuldigt - als unschuldiges Opfer der Hirnzuscheßindustrie. Dabei liegen die Tatsachen auf der Hand

Mephistopheles, Sonntag, 17.04.2022, 14:02 (vor 1335 Tagen) @ Rheingold4610 Views
bearbeitet von Mephistopheles, Sonntag, 17.04.2022, 14:10

Am besten hatte mir Heinsohns Erklärung gefallen (geschichtliche Trennung von Besitz und Eigentum Stichwort Romulus und Remus)

http://artfond.de/geldzins.htm (passwort bitte per pn erfragen)

Ich würde in unserer Kultur bei den Bauernkriegen anfangen, weil das historisch nahe genug ist, dass sich noch schriftliche Dokumente finden lassen.
Worum ging es dabei?
Die Bauern (meist Hörige) wollten vor allem ihre Pachtzins (Bevor es den Geldzins gab, gab es den Pachtzinss, dann den Mietzins usw.)wie bisher in Naturalien bezahlen. Deswegen auch die ständig wiederholte Forderung nach Wiederherstellung der alten Rechte. (übrig geblieben ist davon noch das "Kirchgeld", was eine geldliche Umrechnung der damals zu leistenden Abgaben ist. Ich habe mal eine Liste gesehen, was jährlich an das Kloster abzuliefern war: So und so viele Eier, Hühner, Honig, Feldfrüchte usw. durchaus moderat.)
Die Fürsten bestanden nun auf Abgaben in Geld. Der Ausgang der Bauernkriege ist bekannt. Überall siegten die Fürsten mit ihren Söldnerarmeen, die auch in Geld bezahlt wurden und nicht mehr mit der Ehre und einem Lehen, wie im Mittelalter, wie es der Sänger Walter von der Vogelweide einmal so schön besingt. (Bei der Vogelweide muss es sich wohl um einen Vogelherd gehandelt haben, an dem Herr Heinrich saß.)

Woher sollten die Bauern nun das Geld hernehmen? Das wuchs nicht auf den Feldern. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihre Feldfrüchte auf dem Markt anzubieten.
Seitdem haben wir hierzulande eine Marktwirtschaft, die mit brutaler Gewalt gegen die Mehrheit durchgesetzt wurde.

Als Teenager war ich vernarrt in Jean Gebsers "Ursprung und Gegenwart", der einer Menschwerdung durch eine geschichtliche Bewußtseinsentwicklung das Wort redete. Er ging von einer archaischen Bewußtseinsstruktur aus, die sich über eine magische zu einer mythischen weiterentwickelte, die in die derzeitige rationale Epoche mündete und in einer integrativen enden werde.
http://artfond.de/gebserbewusstsein.htm

Es war Petrarca, der aus seinem Kloster heraus den Mont Ventoux in der Provence erkletterte und dort menschheitsgeschichtlich :-) zum ersten Mal des Raums bewußt wurde, ein so beeindruckendes Erlebnis, dass er es in einer Beichte (!) dem Papst mitteilte. Ab da begann die abendländische Malerei perspektivisch zu werden. (Ich nahm das zum Anlass, als 16jähriger nach Frankreich zu reisen, um mit einem Leih-Mofa da hochzufahren)

Parallel wurde man sich der Zeit bewußt, man begann, die heiligen Kirchtürme, die auf den ewigen, zeitlosen Himmel hinwiesen mit Kirchturm-Uhren zu verunstalten, was Zeitgenossen als fürchterliche Blasphemie und Verhöhnung Gottes empfanden.

Die Ägypter hatten für die Zeitmessung Obelisken. Es waren Uhren, und zwar Sonnenuhren. Und kaum hatte Julius Cäsar einige ägyptische Obelisken nach Rom bringen lassen, schon konnte er eine Kalenderreform durchführen und den julianischen Kalender in Rom einführen. Nach diesem Kalender richtete sich das Kirchenjahr; allerdings stimmte das immer weniger. Der hatte Gültigkeit bis Papst Gregor, der bessere, diesmal astronomische, Messinstrumente hatte und das Schaltjahr und den gregorianischen Kalender einführte.
Und aus den Obelisken wurden Kirchtütme zur Zeitmessung.

Die Bewußtwerdung der Räumlichkeit war wiederum Voraussetzung für die Einteilung der Schöpfung Gottes in Parzellen, diese wiederum Grundlage des debitistischen Geldsystems, das Verpfändung von Land zur Grundlage der Geldentstehung nutzte.
Die Bewußtwerdung der Zeit war die Voraussetzung, überhaupt einen Zins zu erfinden, der wiederum für die Erfindung des Geldsystems Voraussetzung war.

Blablabla, es war die Steuerberechnung. Ursprünglich wurde das Bauernland durch Grenzsteine begrenzt, erst seit der Landvermessung und das Katasteramt seit Montgelas (die Griechen wussten es bis vor wenigen Jahren nicht, wem was gehörte) weiß man genau, wem was gehört. Das ist wichtig, dass man weiß, wer wo ist, wenn man ihn verhaften will. Deswegen waren dann ja die Reisegewerbetreibenden so unbeliebt, weil ein Reisegewerbe eben keinen Ort hatte, wo man den Schuldigen, der die Steuern schuldig blieb, verhaften konnte.

Bei einem Rheingold, das das Geldsystem vom Kopf zurück wieder auf die Füße stellt, ist es -frei nach Gebser- natürlich nötig, diese Bewußtwerdung der rationalen Epoche in der nächsten Epoche, der integrativen, zeitfreien Epoche zu überwinden. Die Eigentumsfrage, die den nicht vermehrbaren Boden betrifft, harrt bei einer positiven Weiterentwicklung des zivilisatorisch durchaus segensreichen Geldes tatsächlich einer Lösung.

Aber alles der Reihe nach, bei einer schrittweisen Umsetzung komplementärer Geldsystem-Modelle werden sich die Lösungen regelrecht erzwingen.

Gruß Mephistopheles


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