Rheingold und der Wirtschaftszwang - Versuch einer Antwort auf Miesepeters Einwände
1) RG ist kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern ein Tauschmittel.
Ja, richtig, es ist kein gesetzliches Zahlungsmittel, aber es ist auch kein Tauschmittel. Mit Rheingold wird gekauft und bezahlt, nicht getauscht. Kaufen ist ein Tauschen über Zeit.
In unserem törichten Stolz auf unsere tollen jahrzehntelangen Handelsüberschüsse fetischisieren wir ein falsches Geldverständnis und verzichten beim verkaufen unserer Waren komplett auf die Gegenleistung. Weil wir Geld nicht verstehen, glauben wir, wir hätten jetzt durch den Exportüberschuß Geld erhalten, in der unsere Arbeit gespeichert ist, in Wahrheit ist es einfach nur "weg" und die Gegenleistung wird niemals passieren, darf nicht passieren, weil wir Exportüberschuß fetischisiert haben.
Deswegen kann uns auch die Schwarze Propaganda suggerieren, wir würden die Energielieferungen an Russland bezahlen, in Wahrheit lassen wir uns Energie in gaga-Mengen für lau liefern und fordern zum Dank die Vernichtung des Lieferanten.
Die gesetzlichen Zahlungsmittel sind im übrigen nur begrenzt regional gesetzliche Zahlungsmittel, auf dem thailändischen Wochenmarkt bekommt man für das gesetzliche Zahlungsmittel Euro nicht einmal eine Nudelsuppe, für die hart verdienten Baht in Deutschland nicht einmal ein Brötchen.
Es ist also nicht allgemein gültig, sondern zirkuliert nur innerhalb einer Tauschergemeinschaft, und auch dort nur auf freiweilliger bzw eingeschränkter Basis - niemand ist verpflichtet, RG für alle seine wirtschaftlichen Transaktionen anzunehmen, sondern nur für bestimmte Angebote, die ausdrücklich zum Tausch / gegen RG angeboten werden.
Wie gesagt, auch die gesetzlichen Zahlungsmittel sind nur regional gültig, ein Gewerbetreibender ist zur Annahme übrigens nur verpflichtet, wenn er vor Vertragsabschluß keine andere Vereinbarung getroffen hat, die er treffen könnte. Inzwischen ist es üblich, Sondervereinbarungen (vor Vertragsabschluß) auszuhängen. Tankstellen machen das so und schließen das gesetzliche Zahlungsmittel kategorisch aus, wenn es in Nominalen von 200 oder 500er Euro-Scheinen um die Ecke kommt. Vor Vertragsabschluß ist das eindeutig legal.
Auch das alte Geld ist immer nur für die Angebote gültig, die ein Euro oder US-Dollar Akzeptant ausdrücklich zum Tausch gegen Euro oder US-Dollar anbietet.
Im Gegensatz zu Geld: jedermann ist verpflichtet, das GZ für sämtliche wirtschaftliche Transaktionen als Zahlungsmittel anzunehmen.
Nein, nur wenn vorher nichts anderes vereinbart wurde.
Darüber hinaus hat jedermann schulden/Verpflichtungen, die zwingend in GZ zu erfüllen sind - er muss also ausreichend Angebote in GZ machen, um ausreichend GZ zu erhalten
Zustimmung. Das ist ja der geniale Trick der Herren des Geldes.
1. Du läßt alle in Unkenntnis über die Entstehung des Geldes, dafür bezahlst Du sogar eine ganze Wissenschaftszunft (Volkswirtschaftslehre), läßt die Banker wider besseren Wissens was von Einlegern, die Gelddinger der Bank anvertrauen, diese verleihe die Bank den Kreditnehmern schwadronieren, richtiger frech und dreist lügen.
2. Du verschuldest die ganze Welt, denn alles (!) alte Geld ist Schuld. Über die Zinshöhe, die Vergabebedingungen, die Tilgungsverpflichtung, die Du beliebig steuern kannst, hast Du alle (!) am Wickel. Spanien soll mal boomen, kein Problem, Griechenland im Elend versinken, kein Problem. Das läßt sich dann beliebig zum eigenen Vorteil steuern und die Opfer halten das dann mal für ihre tolle Leistung (boomen), mal für ihre Schuld (crash), weil sie nicht im Ansatz verstehen, wie sie an der Nase herumgeführt werden.
Dem RG fehlt der allgemeine Zwang zu seiner Verwendung, die Verschuldung und daraus erwachsend auch der Leistungszwang. Wie hier im DGF breit dargelegt wurde (auf Basis der machttheoretischen Betrachtungen von Dottore) ist es aber der Zwang, der Wirtschaften erst in Gang bringt und aufrechterhält. Das freiwillige Tauschen führt eben nicht dazu, sich gegenseitig in Wohlstand zu tauschen. Ohne Zwang findet Wirtschaften nicht statt - zumindest nicht über einem rudimentären Level, wie es in Stammesgesellschaften zu beobachten ist.
Das ist auch das, was mir am Menschenbild von dottore sauer aufgestoßen ist. Ich kann das nachvollziehen, da er einerseits jüdischer Abstammung ist, sich andererseits zum Puritanismus bekennt.
Da ist ein solches Menschenbild nun mal ideologische Voraussetzung.Ich komme aus einem künstlerischen Bereich, deswegen weiß ich, dass dottore einerseits recht hat, weil unsere Gesellschaft durch das alte Geldsystem ein solches Menschenbild tatsächlich produziert, ich weiß aber auch, wie fern das von dem eigentlichen Menschsein entfernt ist.Ein Sänger, Pianist oder Tänzerin, die motiviert nicht der behauptete Zwang zum Wirtschaften zu ihren Höchsleistungen, sondern der künstlerische Wille, das Singen, Piano spielen oder das tänzerische Ausdrücken der Möglichkeiten des menschlichen Körpers zur Bestleistung zu bringen.
Diesen menschlichen Kulturwillen im Hinterkopf, der im übrigen ohne arbeitseiliges Wirtschaften und damit einem Geldsystem nicht möglich ist, denn sonst könnten wir nicht Menschen für Tätigkeiten abstellen, die produktionstechnisch "nur" Kulturleistungen darstellen, läßt uns die machttheoretisch begründete Zwangswirtschaft als schlechten (wenn auch in Grenzen zur Zeit realen) Albtraum erscheinen.
Deine Rheingold-Erfahrung scheint das auch zu bestätigen, vielleicht kannst Du in Deinem kommenden Posting dazu auch Deine Gedanken mal darlegen.
Gerne würde ich, wenn es passt, die eine oder andere Anekdote der praktischen Erfahrung mit Rheingold beisteuern, einmal, weil diese als Anekdoten schräg und lustig sind, dann, weil sie beleuchten, wie sehr uns das alte Geldsystem in allen (!) unseren Gedanken prägt und leitet.